Stadtgespräch
12.09.2018 Laas Koehler Veranstalter
Katharina Ziemainz - Ausstellung

Geschichten des Lebens

​Die Trierer Künstlerin Katharina Ziemainz hat im letzten Dezember das Publikum mit ihrer Objekt- und Installationskunst überzeugt und​ die 3. Runde des I AM KUNSTPREISES gewonnen. Nun ist sie mit einer eigenen Ausstellung unter dem Titel Herzensirrungen im KM9 zu sehen. 

 
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Laas Koehler: Ich gratuliere zum I AM KUNSTPREIS 2018 und zur Siegerin-Ausstellung Herzensirrungen im KM9. Der Titel ist schon sehr ungewöhnlich. Was möchtest mit Deiner Kunst erzählen?

Katharina Ziemainz: Meine Themen sind die Geschichten, die mir das Leben erzählen. Mich interessiert am Leben der Anfang, die Mitte, das Ende. Dabei insbesondere die Beziehungen der Menschen untereinander, zueinander und wie schwierig und unmöglich es erscheint, mit dem Wunsch des Gelingens.

Warum nutzt Du dafür die Technik Häkeln als Ausdrucksmittel?

Häkeln ist eine für mich sehr vertraute Technik, die ich noch vor meiner Schulzeit erlernt habe. Mir gefällt die Idee, aus einem Faden, der auch Draht, Plastik oder Schlauch sein kann, etwas Dreidimensionales zu erschaffen. Gehäkeltes ist relativ stabil, im Gegensatz zu Gestricktem. Außerdem kann ich es legen, an die Wand hängen oder von der Decke hängen lassen.

Wie bist Du zu deinem Material gekommen?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Es ist ein inneres Anklingen, ein Wohlbefinden, wenn ich zum Beispiel eine Tropfsteinhöhle betrete oder einen Woll-Laden, aber auch eine Bäckerei mit seiner wohl geordneten Auslage oder im Wald bin.

Deine Ausdrucksformen sind sehr vielfältig, warum machst Du so unterschiedliche Sachen?

Meine Interessen sind auch ganz unterschiedlich. Ich mache Musik, ich bewege mich viel, was sich in der Körpe​rerfahrung als Rezipient in der Installation spiegelt. Und ich stelle gern etwas mit den Händen her.

Wie entstehen Deine Ideen? Was inspiriert Dich?

Zuerst sind es die Geschichten, die ich selbst erlebe oder bei anderen beobachte. Bei der Form schaue ich in die Natur. Ich fühle mich mit organischen Formen sehr wohl und sie sind mir vertraut. Mein Broterwerb ist die Osteopathie und Physiotherapie. Ich schaue Menschen genau an und behandle sie eben mit meinen Händen. Die Formen von Knochen, Organen, Bakterien und Insekten sind mir vertraut. Und ich schaue auch, wie andere Künstler mit der Idee oder einer ähnlichen Geschichte umgehen. Ich fühle mich dann irgendwie froh und ermuntert. Rosemarie Trockel zum Beispiel machte schon in den 60er Jahren große Strickbilder oder Louise Bourgeois mit ihren bestickten Tüchern oder figürlichen Skulpturen aus Textil.

In der aktuellen Siegerin-Ausstellung ist eine Installation zu sehen, die einer Installation aus der Nominierten-Ausstellung ähnelt und doch anders erscheint.

Die Objekte in der Installation sind wieder Herzen, oder besser, so wie ich mir mein Herz vorstelle. Es geht mir nicht um eine naturalistisch korrekte Abbildung, sondern um meine Vorstellung. Ich denke mir mein Herz grob, schwer, sehr vernarbt, aber noch schlagend und funktionstüchtig, trainiert. Ich habe die Herzen gehäkelt, eben in meiner am meisten vertrauten Technik. Die Langsamkeit im Herstellen lässt mir Zeit zum Nachdenken, Korrigieren, langsames Wachsen, ähnlich wie ich auch male, langsam und in vielen Schichten. Die Strumpfhosen, welche als Kleidungsstück eher Frauen zugeordnet werden, sind dieses Mal hell. Ich wollte mehr die Idee der bindegewebigen Struktur vermitteln. Gleichzeitig verschmilzt diese Farbe mit der Raumfarbe und es entfaltet etwas Feineres – ein leichtes Licht.

Kannst du noch etwas über die Videoinstallation Das Puppenspiel erzählen?

Ich erlebe immer wieder Dialoge, die mir so stark in Erinnerung geblieben sind, dass ich sie nachspielen wollte. Und – das in einer Werkform, die das Absurde und auch Traurige mehr betont. Ich fühle mich freier, den Dialog von einer Schmeißfliege und einem Tapir sprechen zu lassen, als von realen Personen. Und eben auch von anderen Stabpuppen, die zwar Figürlichkeit besitzen, aber dennoch Puppen bleiben. Der Beginn war die Idee einer Geschichte, noch nicht fixiert in Form von Text. Ich startete mit dem Modellieren der Köpfe, dann kamen die Szenenideen und Dialoge, dann die Hände, das Bühnenbild. Kostüme und Musik entstanden fast parallel. Die Aufnahmen machte meine Künstlerfreundin Ina Froitzheim. Sie hat auch die Szenen geschnitten und legte dann die von mir extra eingespielte Musik darunter.

Vielen Dank für das nette Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

 

Die Ausstellung Herzensirrungen läuft vom 14.09. bis 06.10.2018 im KM9 – Dein Kunstraum und bietet zusätzlich folgendes Begleitprogramm:

Vernissage         14.09.2018 / 19:30​​

Art – Talk            20.09.2018 / 19:00

Performance     29.09.2018 / 15:00

Finissage             06.10.2018 / 11:00-15:00​


Foto: Laas Ko​ehler

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