Interviews
18.04.2017 Vincenzo Sarnelli Veranstalter
Hey Ruin in der Luke Trier

"Schublade zu!"

Hey Ruin sind einst als Hardcore-Band in Trier gestartet, heute ist nur noch einer von ihnen hier geblieben. Morgen, am 19. April 2017, kommen sie zusammen mit den Kollegen von City Light Thief  in die Luke nach Trier zurück. Wir sprachen vorher mit ihnen über Schubladen, kritische Texte und die Post. 

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​hunderttausend.de: Hey Ruin, „Das ist der Sound für heute Nacht“: Wie sieht für euch denn die perfekte Nacht aus?

André: Auf die Band bezogen ist das natürlich eine Nacht auf Tour, irgendwo in einem ausverkauften Club nach dem Konzert in einer netten Unterhaltung am Merchtisch. Der DJ spielt 90er Ami-Rap und alle haben sich lieb. Ansonsten darf es auch gerne eine Nacht auf der Couch vor Netflix sein :). 

Jan: Ne perfekte Samstag Nacht endet immer im Knast. 

Mehr Post oder Punk? 
Jan: Von Zeit zu Zeit muss ich ja immer wieder zur Post; zum Beispiel wenn der Postmann kam und ich nicht zu Hause war. Dann ziehe ich mir ein paar Sneaker an und gehe los. Die Post ist halt auch nicht mehr das, was sie mal war seit der Privatisierung. Da wird Vieles in Subunternehmen ausgelagert und so. Von daher Punk, weil ich klar für Verstaatlichung bin. Also: Schublade zu. 

Ihr habt euch in Trier als Hardcore-Band gegründet. Mittlerweile steht in eurer Bio „Band aus Köln“. Ihr habt also den draußen und drinnen Blick. Ich hab mittlerweile das Gefühl, dass Trier für die Punk-Szene nicht mehr so ein großes Pflaster ist, wie noch vor 10 Jahren zum Beispiel. Haben Locations wie das Exhaus ihre Anziehung verloren? 

André: Auf keinen Fall. Das Exhaus ist noch immer eine Institution und Leute wie Rino oder Thomas (Veranstalter im Exhaus) sind Gold wert für Trier. In der Luke sind ja auch seit einiger Zeit immer wieder Punk und HC-Konzerte und diese werden ja auch in der Regel gut besucht. Mich als mittlerweile einzigen verbliebenen Trierer freut das natürlich.

Insgesamt habe ich manchmal das Gefühl, dass es im Punk heute mehr und mehr darum geht, wer die verklausulierteren Texte schreibt. Ihr fragt auf eurer Platte „Ist das noch Punk oder schon depressiv?“. Was ist denn aus dem guten, alten „Fuck The System“ geworden? 

Jan: Leben-Menschen-tanzen-Welt. 

Jens: Unsere Texte drehen sich um eigene Wahrnehmungen und Erfahrungen, die in Summe einen kritischen Blick auf unsere Umwelt ergeben. Sich bewusst verklausuliert auszudrücken ist dabei aber nicht das Ziel, es ist vielmehr das Spiel mit der Sprache. Das macht die Texte persönlicher. Außerdem gehen Parolen anderen gut über die Lippen. Davon möchten wir uns - auch textlich - klar abgrenzen. 

Hat es vielleicht auch mit dem Label „Post“-Punk zu tun? Das man sich damit irgendwie von diesem stumpfen, pubertären Abgrenzungskampf abgrenzen will? 

André: Nee. Ich denke, dass wir dieses Label zugeschrieben bekommen, weil die Leute uns musikalisch nicht so richtig zuordnen können. Aber das ist auch ok, manchmal steht auch Emo oder Indie auf den Flyern. 

Eure Texte sind durchaus kritisch. „Rainer wundert sich, warum es in Mali Handys gibt“ ist so eine der Zeilen, die mir beim Hören der Platte ziemlich im Gedächtnis geblieben sind. Was bedeutet für euch eure kritische Haltung in Bezug auf eure Kreativität? Wie drückt sich das aus? Grade wenn ihr vielleicht auch mal unterschiedlicher Meinung, inhaltlich, seid? 

Jan: "Rainer wundert sich", weil er ignorant und verblendet ist. Ansonsten sind wir einfach Typen, die sich dem, was so in der Welt passiert, nicht verwehren können. Und unsere Auseinandersetzung mit schwierigen Vorgängen in der Welt ist sicher nicht der Motor unseres musikalischen Schaffens, aber Musik ist ein geeignetes Medium, um das eine mit dem anderen zu verbinden. 

Ihr seid grade dabei euer zweites Album aufzunehmen, wenn ich das richtig gesehen habe? Könnt ihr uns schon was dazu erzählen? Zum Beispiel welches Tier auf dem Cover sein wird? Auf eurer ersten EP waren es Katzen, auf dem ersten Album Vögel. 

André: Genau, wir stecken gerade mitten drin in der Produktion. 

Jan: Es ist kompliziert. Wir haben eine Menge ausprobiert und haben auch noch die ein oder andere Idee. Mal sehen, was am Ende rauskommt. 

André: Das Cover wird aus der Schmiede von nacho lab aus Leipzig kommen, deren Konzept uns überzeugt hat. Was drauf sein wird, wird aber noch verraten. 

Ihr seid mit City Light Thief in Trier zu Gast. Warum sollte man eure Kollegen beim gemeinsamen Konzert nicht verpassen? 

Jan: Die CLT kennen wir mittlerweile auch schon ein paar Jährchen, die Jungs wissen, was sie tun und schaffen es live eine unbändige Energie entwickeln. Es gibt nicht allzu viele Bands, die den 90ies Emo Sound derart authentisch und gut spielen können. Krasse Band. 

André: City Light Thief sind eine super Band, viel bessere Musiker als wir und absolut herzlich! Ne Band, die man nur gern haben kann! Supercool, dass das mit der gemeinsamen Tour geklappt hat.

Vielen Dank für eure Zeit und wir freuen uns aufs Konzert in der Luke!

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