"De omnibus dubitandum" ("An allem ist zu zweifeln", René Descartes)
schrieb Karl Marx als sein Motto in das "Confession Book" seiner
ältesten Tochter Jenny Caroline. Es könnte auch die Maxime von Helmut
Schwickerath sein. Blickt man auf sein Schaffen der vergangenen sechs
Jahrzehnte – wozu man jetzt in der Ausstellung anlässlich seines 80.
Geburtstags Gelegenheit hat –, erkennt man, dass es ihm dabei meist um
Kritik an Zuständen oder Ereignissen geht.
Viele seiner
Arbeiten und Aktionen entstanden zu einem bestimmten Anlass. Darum passt
es auch, dass in der Werkschau wieder „Die heilige Unterhose von Karl
Marx“ ausgestellt ist, mit der Schwickerath sich nicht nur ironisch mit
dem katholischen Reliqienkult auseinandersetzt. An allem ist zu zweifeln
– und somit auch an Marx selbst. Unter „Ekklesiastik & Dogmatik“
fasst er die religions- und obrigkeitskritischen Objekte und Zeichnungen
zusammen, die im ersten Raum der Galerie zu sehen sind.
Der
hintere Bereich bietet unter dem Titel „Publizistik & Polemik“ mehr
als nur einen Eindruck davon, wofür Schwickerath neben seiner
Auseinandersetzung mit lokalen Großereignissen wie der
Konstantin-Ausstellung oder der Heilig-Rock-Tage vor allem bekannt war:
kritischen Journalismus. In gebundener Form liegen dort sämtliche
Ausgaben des ehemaligen Stadtmagazins „kleine andere trierer zeitung“
aus, das er von 1982 bis 2007 prägte. Nicht selten las man über
kommunalpolitische Skandale lange Zeit nur oder zuerst in der „katz“.
Auf der Suche nach dem Wahren war es also unerlässlich, auch dieses
Medium zu lesen.
Während die beiden genannten
Themenbereiche einen umfassenden Überblick über Schwickeraths Engagement
im Sinne des Erkenntnisgewinns und der moralischen Orientierung
liefern, widmet sich die Abteilung „Sur-Realistik“ dem Schönen. Hier
findet man die vielleicht interessantesten, weil unbekanntesten
Arbeiten. Dazu gehören filigrane Zeichnungen und Collagen, in denen er
seinem Vorbild Max Ernst nacheiferte.
Schwickerath
hinterließ und hinterlässt aber nicht nur als Künstler und Journalist
weit über Trier und die Region hinaus Spuren. Weil er auch 32 Jahre als
Kunsterzieher am Auguste-Viktoria-Gymnasium tätig war, ist in dem Gang,
der den vorderen Raum mit den hinteren Zimmern verbindet, eine Auswahl
an Schülerarbeiten ausgestellt.
Seit seiner Pensionierung
hat sich an seinem aufklärerischen Einsatz nichts geändert. Es dürfte
also auch noch weiterhin etwas zu sehen geben – von dem Wahren, Schönen,
Guten.