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05.05.2017 Andreas Weist Simon Engelbert/PHOTOGROOVE
Gregory Porter

Entspannter Jazz

​Am 04. Mai spielte der Jazz-Musiker Gregory Porter im ausverkauften den Atelier in Luxemburg Stadt. Ohne Vorband und mit mehr als zwei Stunden Spielzeit lieferte er einen Abend für Genießer. hunderttausend.de war mit dabei. 

 
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Spiegel Online schrieb ihm „die schönste Stimme des Jazz" zu. Andere vergleichen ihn mit Namensvetter Cole Porter. Die Legende sagt, dass er Footballspieler war, bevor er zum Sänger wurde. Es muss etwas dran sein an dem bärtigen Mann aus Los Angeles. Schon seine ersten beiden Alben „Water" und „Be Good" wurden für den Grammy Award nominiert – so schaffte er es aus dem Stand nach ganz oben. Und mit dem dritten Werk „Liquid Spirit", das bei Blue Note Records erschien, ging es dann ganz an die Spitze. Es brachte ihm schließlich den Grammy für das beste Jazz-Gesangsalbum des Jahres 2014.

Im ausverkauften Atelier begann seine Show pünktlich um 20.30 Uhr ohne Support. Das Publikum war vor allem mittleren Alters und bereitete der Band einen jubelnden Empfang. Piano und Orgel, Kontrabass, Saxofon, Drums – mehr braucht es nicht für die perfekte Jazz-Session. Und Gregory betrat zu den Klängen von „Holding On" die Bühne.

Die stilistischen Einflüsse beschreibt Porter am besten selbst: „Ich betrachte mich definitiv als Jazzsänger, aber ich liebe den Blues, schwarzen Southern Soul und Gospelmusik nicht weniger." So definiert er seine Musik und man kann ihm uneingeschränkt zustimmen. Ein verspieltes Piano, eine durchdringende Basslinie und dann Porters geniale Stimme, die ihn schon mit 45 Jahren ziemlich verlebt klingen lässt. Das ist die Rezeptur für ein zugleich mitreißendes und durch und durch entspanntes Konzert mit allen genannten Einflüssen.

Nur rund ein Dutzend Songs gab die Band zum Besten, aber so ausschweifend und mit umtriebigen Instrumental-Soli versehen, dass diese locker zwei Konzertstunden füllen konnten. Die meisten Songs schreibt Gregory selbst und erzählt darin aus seinem Leben, von seiner Kindheit, den Höhen und Tiefen, dem Rassenproblem in den USA – seine eigene Familie wurde Opfer rassistischer Ausschreitungen. Es gab „On My Way To Harlem", „Consequence Of Love", das ruhige „Liquid Spirit" und die Hymne "Take Me To The Alley". Meist sehr jazzige und instrumental beschleunigte Stücke.

Doch Gregory Porter beherrscht auch leise Töne und kann nur zu einer dezenten Piano-Begleitung bestehen. Die ruhigen Songs sind Balsam für die Seele, mit den hymnischen, energischen Stücken lässt er sein ganzes stimmliches Kraftpaket auf die Zuhörer los.

Porters fesselnder und souliger Bariton funktioniert natürlich auch, wenn er die Stücke anderer Künstler interpretiert. Es gab ein beeindruckendes Kontrabass-Solo von Jahmal Nichols, der damit „My Papa Was A Rolling Stone" einleitete. Nur für den letzten regulären Song „Free" wechselte Nichols zum E-Bass und begleitete das aufregende und lange Stück elektrisch, bevor die Musiker (allen voran der Sänger) nach und nach die Bühne verließen und am Schluss der Schlagzeuger allein ein fantastisches Solo hinlegte. Schön zu sehen, wie ein Weltstar namens Gregory Porter ohne Starallüren seiner Band die Bühne überlässt und diese sich – im Verlauf des Konzerts immer wieder – selbst darstellen dürfen.

Das Publikum jubelte und rief nach mehr. Porter ist eigentlich gar nicht der Typ für Zugaben, doch im Atelier machte er eine Ausnahme und verlängerte das Konzert auf über zwei Stunden. Ein hervorragendes Konzerterlebnis im schönen Ambiente. Der Club zeigte mal wieder, dass auch Jazz hier sehr gut funktioniert.

Der kleine Gregory hat in jungen Jahren die Plattensammlung seiner Mutter rauf und runter gehört: Cole Porter, Nat King Cole und John Coltrane. Inzwischen zeigt er sich würdig, mit diesen großen Namen in einem Atemzug genannt zu werden.

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