Gewinnspiele
26.03.2018 Julia Nemesheimer  
Gene Simmons

Rock ist tot!

​​​Am 18. Juli 2018 kommt die Gene Simmons Band in die Rockhal in Esch-sûr-Alzette. hunderttausend.de hatte nicht nur die Gelegenheit mit der Musik-Legende von KISS zu sprechen, sondern verlost in Kooperation mit dem Veranstalter zudem dreimal zwei Tickets! ​

 
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hunderttausend.de: Sie blicken auf eine sehr lange Karriere mit vielen Hochs und einigen Tiefs zurück. Wie läuft es denn zwischenmenschlich bei KISS? Kommen Sie nach all den Jahren noch gut miteinander aus?
 
Gene Simmons: Aber natürlich. KISS gibt es inzwischen seit 45 Jahre. Genauso lange sind Paul Stanley und ich Partner. Und auch mit Ace Frehley, der ja seit langen Jahren nicht mehr mit uns auf der Bühne steht, bin ich noch eng verbunden. Für seine kommende Platte habe ich auch mehrere Lieder mit ihm komponiert. Und unsere KISS-Familie ist einfach wie jede andere Familie auch: Manchmal streitet man sich, manchmal verträgt man sich hervorragend. Aber am Ende ist man immer noch sehr eng miteinander verbunden und füreinander da. Und jeder, der auf irgendeine Art Teil von KISS ist, gehört zur Familie. Ich bin sehr stolz darauf, Teil einer der erfolgreichste Bands Nordamerikas zu sein. Und das ist nur möglich, wenn man all die Fans hinter sich stehen hat. Diese Menschen haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Und es ist mir zudem eine große Ehre mit der Gene Simmons Band auf Solo-Tour zu gehen und Songs meines Albums zu spielen, das 1978 herauskam, aber auch einige KISS-Lieder zu spielen.
 
Und im Rahmen dieser Tour kommen Sie ja auch nach Luxemburg – worauf dürfen sich Ihre Fans denn da sonst noch freuen?
 
Wir werden zum ersten Mal She’s so European live spielen, nachdem KISS den niemals gespielt hat und auch niemals auf der Bühne bringen wird. Natürlich kommen auch Klassiker wie War Machine oder Rock and Roll All Nite in der Setlist vor. Allerdings besteht für mich zudem die Möglichkeit, Songs wie I oder A World Without Heroes zu performen. Zudem gibt es auch Material aus meiner Box Gene Simmons 1966-2016: The Vault Experience zu hören. Da sind 10 Stunden Musik drauf, 167 Tracks, die niemals veröffentlicht worden sind.
 
Davon habe ich gelesen und auch, dass sie 2000 Dollar kostet...
 
...das stimmt, aber im Preis enthalten ist auch eine persönliche Übergabe der Box. Das heißt, ich fliege selbst dorthin, buche mir ein Hotel und liefere es bei dem Käufer ab. Die Kosten dafür trage ich, ebenso wie für die Limousine, die Versicherungen und so weiter. Die Box selbst ist 40 Pfund schwer, kommt auf Metallrädern und ist damit nicht nur wegen des Inhalts ihr Geld absolut wert!
 
Haben Sie denn bisher schon Übergaben hinter sich?
 
Ja, wir hatten dafür ein Event in Los Angeles, da waren etwa hundert Leute. Gerade bin ich in Las Vegas und auch hier gab es ein großes Fan-Treffen, bei dem ich allen, die eine Box erstanden haben, The Vault persönlich überreicht habe. In den folgenden Wochen und Monaten bin ich weltweit dafür unterwegs.
 
Werden Sie das denn dann mit der Tour verbinden?
 
Vermutlich eher nicht. Ich möchte etwas wirklich Spezielles für die Fans machen. Denn ohne sie wäre ich, wie schon gesagt, nichts. Und was hätte ich früher dafür gegeben, dass Elvis Presley vorgefahren kommt und mir sein aktuelles Album in die Hand gibt mit dankbaren Worten.
 
Daneben machen Sie ja auch wirklich noch viel nebenbei. Sie haben ein Football-Team, schreiben Bücher und machen auch den ganzen Merch...
 
...das stimmt, und da kommt ja noch viel hinzu. Wir haben eine Restaurant-Kette, daneben arbeite ich mit diversen Firmen zusammen. Jeder einzelne Tag ist vollgepackt und genau so mag ich es auch.
 
Das heißt, Sie arbeiten jeden Tag?
 
Genau, ich liebe es, zu arbeiten!

Denken Sie denn, das hält Sie auch irgendwie jung?
 
Oh ja. Ich glaube fest daran, dass man einen Herzinfarkt bekommt, sobald man sich hinsetzt und nichts tut. Man muss jeden Tag aufstehen und sich bewegen – man muss immer in Bewegung bleiben, bis man richtig müde ist und ins Bett fällt.
 
Sie sind ja auch schon wirklich lange im Musikbusiness. Was halten Sie denn von den Entwicklungen der Branche heutzutage?
 
Downloading und Filesharing killt die Rockbands. Rock ist tot. Man kann vielleicht die Zeitspanne von 1958 bis 1988 betrachten. Da hatte man Gruppen oder Künstler wie Elvis, The Beatles, Jimi Hendrix, The Rolling Stones, Bruce Springsteen und auch Madonna oder ähnliche Künstler. Doch seit 1988 sehe ich keinen Künstler, der etwa mit den Beatles vergleichbar wäre. Denn sobald man kein Geld mehr für das Material zahlen muss, besteht auch keine Möglichkeit für die Bands, eine Grundlage aufzubauen.
Was tatsächlich interessant ist, ist ED​M. Die elektronische Musik hat vermutlich eher eine Perspektive. Damit kann man noch Hallen füllen und Geld verdienen, während die Fans trotzdem eine großartige Zeit haben. Mit Rock-Bands geht das nur schwer und damit ist es insbesondere für junge Bands eine enorme Herausforderung. Das macht mich traurig, es bricht mir förmlich das Herz.
 
Vor allen Dingen, wenn man die exorbitanten Shows von KISS betrachtet, so etwas können sich junge Bands ja überhaupt nicht leisten.
 
Das ist komplett unmöglich. Man kann sich heutzutage kaum von der Musik ernähren. Aber bei KISS ist alles live. Wir haben weder Samples noch Backing Tracks oder benutzen Playback. Wir waren schon immer eine Live-Band und das werden wir auch bleiben.
 
So etwas spürt man ja auch als Fan. Man hatte kaum das Gefühl, dass die Leute, die da auf der Bühne stehen, das schon seit über 40 Jahren machen...
 
...dass Weiße immer über das Alter reden müssen. Mir ist mal aufgefallen, dass Schwarze das tatsächlich nie tun. Schaut man sich nur mal B.B. King an, der vor nicht allzu langer Zeit mit 89 Jahren verstarb. Hier hat nie jemand gesagt, dass er alt sei. Außer vielleicht die Weißen. Musik ist einfach zeitlos.
Ähnlich ergeht es mir auch bei Bob Dylan, mit dem ich übrigens auch drei Songs geschrieben hab. Ich denke da nicht drüber nach, wie alt er ist, sondern eher „wow, das ist Bob Dylan“. Bei den Rolling Stones ist es ähnlich.
 
Eine Frage noch zum Abschluss: Ihre Mutter hat den Holocaust überlebt und gerade müssen wir mit ansehen, wie die Welt immer mehr in politische Extreme fällt, gerade gewinnen die rechten Parteien immer mehr Anhänger. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
 
Wichtig ist vor allem, dass Deutschland frei ist und dass es keine Weltkriege mehr gibt, sondern nur noch kleinere Kriege. Aber es verhält sich doch auch ähnlich mit den Extremen. Die Linken haben den Kommunismus etabliert, das ist nicht so gut. Die Rechten den Nationalismus, und auch das ist ziemlich schlecht. Aber das sind nur wenige. Und solange die meisten Menschen noch offenbleiben, miteinander kommunizieren – und da sehe ich auch einen sehr positiven Aspekt bei den Social Media-Kanälen wie Facebook oder Twitter – behalte ich den Glauben, dass sich alles zum Guten wenden wird. Und solange man über den gesamten Globus hinweg ohne Zensur miteinander reden kann, bleibe ich auch fest dabei, dass die Welt ein unglaublich wunderbarer Ort ist.
 
Dann hoffe ich mal, dass Sie damit Recht behalten. Vielen Dank für Ihre Zeit!


Tickets für die Show gibt es für 50 Euro zzgl. Gebühr im Vorverkauf. Als Vorband spielt The Michael Shepherd Band. 

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