Film der Woche
16.11.2017 hunderttausend.de  
Fikkefuchs

Fikken?

​Heute läuft Fikkefuchs in den deutschen Kinos an. Der provokante Film von und mit Jan Henrik Stahlberg kommt pünktlich zur aktuellen #metoo-Diskussion und spaltet die Gemüter. Unser Film der Woche.

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​Rocky ist 49, mit beginnender Glatze und sabberndem Hund. Früher war er mal der "größte Stecher von Wuppertal". Diese Zeiten sind aber schon lange vorbei, jetzt lebt er in Berlin und hat Geschlechtsverkehr höchstens noch mit seiner Hand. Irgendwann steht Thorben vor seiner Tür, der sich als Sohn vorstellt. Ausgebrochen aus der geschlossenen Psychiatrie, in der er wegen eines Sexualdelikts saß, sucht er Hilfe bei seinem Erzeuger. In erster Linie will er von ihm lernen, wie er Frauen erobert und mit ihnen Sex haben kann, ohne dafür was bezahlen zu müssen. Und so zieht das Vater-Sohn-Gespann durch Berlin auf der Suche nach einem Gelegenheitsfick - der Erfolg stellt sich eher nicht ein. Beide suchen sich daher Unterstützung in einem Kurs, der ihnen mehr Chancen beim weiblichen Geschlecht bringen soll.

http://www.broadway-trier.de/ 

Der Film wurde ausschließlich über Crowdfunding finanziert, womit keine öffentlichen Gelder oder sonstige Finanzierungen genutzt werden mussten. Für Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Jan Henrik Stahlberg eine Befreiung, denn so musste man sich nicht um die Befindlichkeiten der Geldgeber kümmern und entsprechend kein Blatt vor dem Mund nehmen. Heraus kam eine Satire mit tiefschwarzem Humor, welche die Kritiker spaltet. In der Zeit etwa kommt man zu dem Fazit: "Es ist ein armseliges, weinerliches und selbstgerechtes Männerbild, das Fikkefuchs da zementiert." Spiegel schreibt anlässlich der Schlusssequenz gar: "Löblich an dieser Szene ist einzig, dass ein unerträglicher Film damit endlich zu Ende geht."

In der Frankfurter Rundschau heißt es im Hinblick auf die Entwicklung des Films gegen Ende und deren Auswirkung auf das Gesamtbild: "Ohne die gezielten Provokationen einerseits und das Abgleiten ins Herzige andererseits, das dazu kein bisschen passt, hätte dies eine wirklich ungewöhnliche Komödie werden können. Und ein wichtiger Diskussionsbeitrag zum Thema der Stunde." Vor allem wird hier auch die Leistung des Darstellers von Thorben gelobt: "Franz Rogowski ist ein derart talentierter Schauspieler, dass er die eigentlich entsetzliche Figur des Thorben weit glaubwürdiger spielt als sie vielleicht geschrieben ist."

Die Kritik von Deutschlandfunk Kultur fällt sehr positiv aus, bezeichnet Fikkefuchs gar als radikalsten deutschen Film seit Ewigkeiten und kommt zu dem Fazit: "Kein Film für Jedermann/Jedefrau, aber ein unbequemes und dabei oft auch sehr witziges, komisches und unterhaltsames Werk. Endlich mal ein deutscher Film, der etwas bewegt." Auch Filmstarts.de konstatiert, dass der Streifen mit dem eigenwilligen Humor in Kombination mit dem betont machohaften Blick keine leichte Kost sei. Auch hier werden die Darsteller gelobt: "Fikkefuchs ist böse bis zur letzten Einstellung, wobei die ebenso spielfreudigen wie uneitlen Stahlberg und Rogowski ganz aufgehen in ihren unsympathischen Loserfiguren [...]." Autor Thomas Vorwerk glaubt aber, dass "der Film ein aufgeschlossenes und abgehärtetes Publikum nicht nur prächtig unterhalten, sondern auch Diskussionen über Männlichkeitsvorstellungen anstoßen [wird], die sich selbst Männer untereinander nur sehr selten offen anzusprechen trauen."

In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.

Foto: Alamode 

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