Promo
19.01.2017 Julia Nemesheimer Veranstalter
Devin Townsend Project

Genie und Wahnsinn

​Der unermüdliche kanadische Musiker Devin Townsend veröffentlichte kürzlich mit "Transcendence" die siebte Platte des Devin Townsend Projects. Damit geht die Gruppe nun auf Tour und macht am 30 Januar 2017 auch in der luxemburgischen Rockhal Halt.

YhcoLO8vZZU
Video

Devin Townsend, Jahrgang 1972, hat in den vergangenen Jahren wirklich kaum geruht und einen enormen Output: 18 Solo-Alben und fünf Platten mit Strapping Young Lad, daneben diverse Gastauftritte, seine Zusammenarbeit mit Steve Vai in der Anfangszeit seiner Karriere und etliche Platten, die er produziert hat.

Doch von Anfang an: Bereits als Kind lernte der Kanadier Klavier, Tuba, Gitarre und Banjo zu spielen, schrieb bereits früh erste Stücke. Ein wichtiges Genre, das ihn auch heute noch beeinflusst, waren dabei Musicals, mit Metal hatte Townsend fast nichts zu tun. In den frühen 90ern dann schickte der inzwischen 19-Jährige ein Demotape seiner Band Noisescapes unter anderem an Steve Vais Label Relativity, bei dem sie tatsächlich einen Vertrag bekamen. Doch dies war auch das Ende der Band, begann Townsend doch in der neu formierten Band des Stargitarristen Vai ans Mikro zu treten. Dadurch, dass der junge Sänger sich mit der Musik allerdings nicht recht identifizieren konnte, kam es 1994 zum Bruch und es folgten diverse Projekte unter anderem mit Wildhearts und dem IR8-Projekt des damaligen Metallica-Bassisten Jason Newsted. In dieser Zeit begann Townsend, der bis dahin Rauschmitteln ablehnend gegenüberstand, Cannabis zu konsumieren, was zwar laut einigen Angaben hilfreich bei der Entstehung seiner Musik war, aber auch zu diversen Komplikationen im Privatleben führte.

Mit dem Pseudonym Strapping Young Lads, das sich später vom Solo-Projekt zur Band entwickeln sollte, begann Townsend eigene Musik zu veröffentlichen. Die Musik ist härter, mit vielen Einflüssen aus dem Metal, dabei aber selbstironisch und auch parodistisch. Der Kanadier bezeichnet es als Ventil, seine angestauten Aggressionen loszuwerden. Doch auch seine sanftere Seite zeigt sich in den harmonischeren, positiveren und friedlicheren Songs, die er beispielsweise unter dem Namen "Ocean Machine: Biomech" veröffentlicht. Im Laufe der Jahre entstehen so viele Platten, unter anderem "Infinity", das die Gegensätze von SYL und Ocean Machine zusammenführen sollte.

Anfang der 2000er begibt sich Townsend in psychiatrische Behandlung, eine bipolare Störung wird diagnostiziert und medikamentös behandelt, zwischenzeitlich setzt er die Pillen ab, um so während der Schaffenszeit des Albums "Alien" seine persönlichen Grenzen auszureizen. Zeitgleich zu SYL arbeitet der Musiker an dem Projekt Devin Townsend Band, hier gab es Pop-Musik, als Bonus unter dem Namen EKO auch noch Ambient-Elektro.

Mit der Geburt seines Sohnes 2006 folgt wenig später das Ende von Strapping Young Lads, auch die Devin Townsend Band ist Geschichte. In den folgenden zwei Jahren produziert der Musiker viel und meldet sich schließlich, nachdem er jeglichen Drogenkonsum einstellte, mit dem nun aktuellen Devon Townsend Project zurück.

Und das hat es definitiv in sich: seit 2008 hat er sieben Alben veröffentlicht, die allesamt unterschiedlicher nicht sein könnten. Zunächst sollten vier zusammenhängende Alben erscheinen, den Anfang machte "Ki" im Mai 2009. Dieses sollte laut Angaben des Musikers Kontrolle thematisieren und klingt daher zurückhaltender als vorangegangene Alben. Es folgt "Addicted", laut Townsend "tanzbarer Heavy Pop", das "musikalisch die Muster kommerziell erfolgreicher Bands wie Nickelback aufgreifen soll, sich in den Texten aber gleichzeitig kritisch mit derartigen Mustern auseinandersetzt". Der dritte Teil ist das Album "Deconstruction", das eher die Fans von SYL ansprechen sollte. Chaotischer, extremer Metal ist hier zu hören. Zeitgleich erscheint "Ghost", ein ausgesprochen sanftes Album, das sich stilistisch sehr von der dritten Platte der Reihe absetzt. Beide konnten auch im Set "Calm And The Storm" erworben werden.

Theoretisch hätte hier nun Schluss sein können, doch bei dem enormen Output von Devin Townsend ging es natürlich weiter. Nachdem 2011 an vier aufeinanderfolgenden Tagen alle vier Alben gespielt wurden, erschien 2012 mit "Epicloud" das nächste Studioalbum, das an melodischere Arbeiten Townsends erinnert. 2014 erschien "Casualties of Cool", das als letztes DTP-Album angekündigt wurde, dann aber als eigenständiges Projekt veröffentlicht wurde. Neben seinen Arbeiten für das große DT-Projekt kam 2014 mit "Z²" die Fortsetzung des "Ziltoid"-Albums von 2007 auf den Markt. Begleitet wurde die Veröffentlichung vom tatsächlich sechsten DTP-Album "Sky Blue". 2016 erschien dann das siebte und aktuellste Album "Transcendence", womit die lange Liste an Veröffentlichungen erstmal endet.

Der Perfektionist ist bekannt für seine bombastischen Arbeiten. Nach dem aufmerksamen Genuss von "Transcendence" beispielsweise ist man erstmal ziemlich platt. Dass dies alles kein Zuckerschlecken wird wie bei einem luftig-leichten Pop-Konzert, dürfte den Besuchern einer Devin Townsend Show bewusst sein. Dafür wird einem aber ein bombastisches Klanggebilde geboten, das live hoffentlich genauso gut rüberkommt wie auf Platte.

Das Devin Townsend Project entert die Rockhal am Montag, den 30. Januar 2017. Als Vorband spielt die norwegische Progressive-Metal-Band Leprous, als Special Guest ist die US-amerikanische Progressive-Metal Combo "Between the Buried and Me" dabei. Karten gibt es im Vorverkauf für 26,00 Euro zzgl. Gebühr.

Bildgalerie



Karte anzeigen