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31.01.2017 Philipp Lenz Julia Nemesheimer
Devin Townsend Project

Musical-Metal

​Am vergangenen Montag, den 30. Januar 2017, beehrte das Devin Townsend Project die luxemburgische Rockhal. Ironischer Progressive-Metal stieß dabei auf einen ausgesprochen gut gelaunten Kopf der Band, der nicht nur seine Spielfreude, sondern auch seinen Sinn für etwas schrägen Humor unter Beweis stellte. hunderttausend.de war mit der Kamera dabei. 

 
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​Dem Musiker Devin Townsend wird gerne unterstellt, etwas neben der Spur zu laufen beziehungsweise gar verrückt zu sein. Das brachte ihm in in der Vergangenheit schräge Titel wie etwa "Der verrückte Professor" ein. Nach eigener Aussage ist das alles Quatsch, schließlich sei er „die vernünftigste Person, die er kenne“, wie er 2007 in seinem Internet-Forum schrieb. Feststeht jedenfalls das Townsend in der Musikbranche schon einige Stationen hinter sich hat. Ursprünglich bekannt geworden als Sänger des Weltgitarristen Steve Vai, veröffentlichte der Kanadier 1995 ein erstes eigenes Album unter dem Pseudonym Strapping Young Lad. Nach und nach bildete sich um ihn herum eine feste Besetzung, die unter diesem Namen bis 2006 diverse Alben veröffentlichte. 2007 folgte dann eine Pause, die Townsend nutzte um Abhängigkeiten zu diversen Substanzen, hauptsächlich Cannabis, zu beenden. Nach dieser gesundheitlichen Pause fing er 2008 wieder an Musik zu schreiben. Nach eigener Aussage zunächst mit Schwierigkeiten, da er diesen Prozess ohne den Einfluss von Rauschmitteln neu erlernen musste. Seit diese Startschwierigkeiten überwunden wurden, veröffentlicht er unter dem Namen Devin Townsend Project wieder neue Alben und ist inzwischen mit der aktuellen Platte "Transcendence" auf Tour. Am Montagabend war er in der Rockhal. 

 
Nachdem der norwegische Progressive-Metal-Support-Act Leprous und danach Between the Buried and Me, hier als Special-Guest anwesend und ebenfalls dem Progressive-Metal zuzuordnen, für einen gebührenden Auftakt gesorgt hatten, kam das Devin Townsend Project auf die Bühne.
 
Es folgte eine musikalisch bombastisch anmutende Metal-Show. Der Sound aus fetten E-Gitarren, atmosphärischen Synthesizern und dem hymnenhaften Gesang ist etwas eigenwillig, aber sehr reizvoll. Trotz der fehlenden Frauenchöre, die auf den Platten viele Lieder begleiten, merkt man auch live der Musik Townsends Musical-Vorliebe an. Das liegt zum größten Teil an seiner Stimme, so viel Druck und langer Atem beim Halten der Töne erinnert an Opernsänger.
 
Ein kleines Highlight kam etwa zu Beginn des letzten Drittels, als Townsend für ein Stück eine andere Gitarre auf die Bühne gereicht bekommt. Dabei handelte es sich um eine zwölf Kilogramm schwere Flying-V mit Laserbeleuchtung und integrierter Nebelmaschine. Darauf spielte er das nächste Stück, während er die Funktionen der Gitarre vorführte. Diese Show-Einlage bringt Townsend mit genug Selbstironie, die aber auch benötigt wird damit so ein Auftritt nicht peinlich wird.
Dass Townsend gut über sich selber lachen kann, zeigt er kurz darauf beim ersten Song der Zugabe nochmal. Mit einer überzogen-schnulzigen Akustik-Version der Ballade Ih-Ah! bringt er das Publikum zum Johlen und stellt sein Talent als Frontmann nochmals unter Beweis.
 
Abgesehen von diesem Highlight wäre stimmungsmäßig an diesem Abend noch mehr drin gewesen. Mit den rund 800 Gästen war die kleine Halle der Rockhal gut gefüllt. Mag es am Montagabend oder an Musikgenießern gelegen haben, das Publikum verhielt sich leider relativ ruhig.
 
In Erinnerung bleibt dennoch ein toller Abend mit guten Bands und hörenswerter Musik. Gerade Devin Townsend ist mit seiner Bühnenperformance absolut sehenswert.

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