Film der Woche
15.03.2018 hunderttausend.de  
Der Hauptmann

Kleider machen Leute

​Am 15. März 2018 kommt der neueste Film von Robert Schwentke in die deutschen Kinos. Das auf einer wahren Begebenheit beruhende Kriegsdrama Der Hauptmann offenbart die Abgründe der menschlichen Natur, wenn sie auf Macht trifft. Unser Film der Woche.

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​Willi Herold, 19 Jahre alt, ist Anfang 1945 auf der Flucht. Der junge Soldat ist in den Wirren des in Endzügen liegenden großen Krieges desertiert und hetzt, verfolgt von Nazis, durch den Wald. Denn Deserteure werden hingerichtet. Seine Rettung kommt unverhofft. In einem verlassenen Wagen findet der junge Mann eine Uniform, die eines Hauptmannes inklusive Eisernes Kreuz Erster Klasse. Und mit dieser Kleidung beginnt sein Verhängnis. Nur kurz darauf taucht der Gefreite Freytag auf, der sich ihm unterstellt. Ihm folgen noch weitere Männer, vermutlich allesamt Deserteure wie Herold selbst, die in ihm eine neue Führerfigur gefunden haben. Um seine Tarnung aufrecht zu erhalten, bedient sich der vermeintliche Hauptmann nicht nur einer passenden Attitüde, sondern beruft sich auch auf "Anweisungen von ganz oben" und lässt in einem Kriegsgefangenenlager etliche Menschen erschießen.

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Nach seinen erfolgreichen Arbeiten in Hollywood kommt der Regisseur Robert Schwentke wieder zurück in seine Heimat und legt einen verstörenden schwarz-weiß Film vor, der insbesondere mit der Frage "Was würdest du in dieser Situation tun?" spielt. In einer schaurigen Version einer Köpenickiade widmet er sich gemeinsam mit seinem Ensemble dem "Henker von Emsland", der 1945 weit über 100 Menschen ermorden ließ, bevor er von den Briten 1946 zum Tode verurteilt wurde. Denn bei diesem Film lache wohl niemand, wie der Focus schreibt, während man Willi Herold dabei zusehe, wie er sich in einen sadistischen Blutrausch steigere und ihm viele folgen.

Tatsächlich ist es im Film weniger die Uniform selbst, die im Vordergrund steht. Der MDR hält fest, dass es vielmehr davon handelt, "was passiert, wenn da nichts ist, was einem Menschen Einhalt gebietet. Keine Moral, keine Regeln, kein anderer". Insbesondere die Leistung des Protagonisten, des Schweizer Schauspielers Max Hubach, der "diesen Willi Herold zwischen jugendlicher Unschuld und eiskalter Härte" spielt, wird im Text gelobt.

Ähnlich lobend gibt sich auch filmstarts.de. Hier wird etwa Frederick Laus Darstellung eines "ungehemmten Triebtäters" als "erschreckend intensiv" bezeichnet und die Leistungs Hubachs hervorgehoben, "den Film als Identifikationsfigur zu eröffnen und ihn als etwas ganz anderes zu beenden". Das Fazit lautet hier: "ein verstörender Film, aus dem jede Menschlichkeit verbannt scheint und ein kraftvoll inszenierter Blick in dunkle Abgründe."

In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche. 

Foto: Weltkino Verleih

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