Interviews
03.03.2019 Janine Köppel  
Christoph Biemann

So macht Lernen Spaß!

​Beim Namen Christoph Biemann klingelt vielleicht noch nichts, aber wenn man von dem Mann mit dem grünen Pulli aus Die Sendung mit der Maus spricht, weiß jeder Bescheid. Genau der kommt nächsten Sonntag schon zum zweiten Mal an die Uni Trier und zeigt den großen und kleinen Fans spannende Experimente. Davor hatte er noch Zeit für einen Plausch mit hunderttausend.de.

 
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hunderttausend.de: Bei der letzten Veranstaltung an der Uni Trier waren Eltern, Kinder und auch Studierende da: erklärst du dann trotzdem kindgerecht?

Christoph: Unsere Hauptzielgruppe – das gilt ja für Die Sendung mit der Maus genauso – sind Kinder. Sie sollen verstehen, was wir erzählen. Aber auch Erwachsene finden es sehr angenehm, Dinge so erklärt zu bekommen, dass sie verstanden werden können. Insofern haben wir auch sehr viele Erwachsene Zuschauer, die ohne ihre Kinder Die Sendung mit der Maus gucken und das ist bei der Experimentevorführung genauso. Ich zeige diese Experimente überall, von Kindergärten bis Unis und alle haben eigentlich immer Spaß, fühlen sich unterhalten und nicht unterfordert. Also auch Physikstudenten haben noch Spaß daran.

Ist es schwieriger Kindern oder Erwachsenen etwas zu erklären?

Kinder sind eine große Herausforderung! Wenn die etwas nicht verstehen, dann sagen sie „Ich verstehe das nicht!“. Wenn ein Erwachsener etwas nicht versteht, dann hält er vielleicht auch mal den Mund, weil er denkt, er wird für blöd gehalten. Insofern sind die Kinder die Herausforderung, weil die sich dann gleich melden. Wenn sie vor dem Fernseher sitzen, muss man das so machen, dass dieser Effekt erst gar nicht aufkommt und es einfach verstanden wird. Wir machen ja Fernsehunterhaltung. Wenn man eine Sachgeschichte in der Maus sieht und nach drei, vier Minuten klüger ist als vorher und was gelernt hat, dann ist das ein gutes Gefühl. Das Gefühl stellt sich natürlich nur ein, wenn es wirklich verstanden wurde.

In einem Interview hast du mal gesagt „Strengt euch an, wenn ihr etwas gut erklären wollt!“. Was ist dein Rezept um etwas gut zu erklären?

Man muss sich wirklich Mühe geben (lacht)! Das ist nicht immer einfach. Man muss sich gute Möglichkeiten ausdenken etwas zu erklären und klar zu machen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten und man muss die Beste finden. Das kann harte Arbeit sein.

Musstest du das auch erst lernen?

Natürlich! Ich versuche immer rauszukriegen, wie ich selber etwas verstanden habe. Wenn ich eine Sache recherchiere, dann unterhalte ich mich ja mit Menschen, lese etwas, oder höre mir einen Radiobeitrag an, … und irgendwann verstehe ich das dann. Diesen Moment muss ich festhalten und sagen „Ha! Das war der Moment, bei dem ich das verstanden habe. Bei dem und dem Beispiel habe ich gemerkt, dass ich es verstanden habe.“ Und dieses Beispiel sollte ich mir dann merken, vielleicht ein bisschen modifizieren und es für Fernsehzwecke zugänglich machen. So kann ich es dann selber auch gut erklären.

Wie lange wird man dich in Die Sendung mit der Maus noch sehen können?

Bis sie mich rausschmeißen (lacht)! Wir haben natürlich auch neue Moderatoren. Die nächste Generation steht sozusagen in den Startlöchern und das unterstütze ich auch. Aber solange ich Spaß daran habe – und das wird auch noch ein paar Jahre der Fall sein – werde ich das weitermachen. Der Hauptspaß ist für mich ja eigentlich auch das Filmemachen, also das Produzieren der Sachgeschichten. Vor der Kamera zu sein ist so ein Nebeneffekt. Ich bin keine Rampensau. Mir ist das eigentlich egal, ob ich im Fernsehen bin, oder nicht. Die Arbeit an den Filmen ist es, was mir Spaß macht und was ich möglichst lange machen will. Das ist mein Hobby und meine Leidenschaft und da gibt es auch keine Pensionsgrenze.

Gab es auch schon mal etwas, das du in der Sendung nicht erklären konntest?

Naja, ich habe erstmal den Ehrgeiz zu sagen, dass man alles erklären kann. Es gibt viele Dinge, wo man am Anfang denkt, es sei schwer und irgendwann geht es dann doch. Aber es gibt natürlich auch Dinge, die gar nicht zu erklären sind. Zum Beispiel die Frage „Wo wohnt Gott?“ – da geht es einfach nicht weiter. Und es gibt auch Fragen, wo wir nach der Recherche sagen, dass wir sie nicht beantworten. Zum Beispiel eine ganz naheliegende Sache, bei der man denkt, man müsse es doch erzählen: „Wie kriege ich eine Erkältung?“ Wenn man da recherchiert, dann ist die Antwort „Du triffst Leute, du gehst in den Fahrstuhl, jemand niest, oder du umarmst jemanden, oder gibst jemandem die Hand und dann hast du eine Erkältung.“ Die Konsequenz wäre keinen zu umarmen, keinem die Hand zu geben, keinen zu küssen, … das war eine Botschaft, bei der wir gesagt haben, dass wir es nicht erzählen wollen. Dann soll man lieber eine Erkältung kriegen (lacht).  

Wirst du eigentlich von Kindern auf der Straße erkannt und wenn ja, wie reagieren die?

Ganz unterschiedlich! Die meisten gucken nur und sagen „den kenn ich irgendwie“. Manchmal gibt es auch ganz offene Münder und sie fragen „Bist du das?“. Es ist unterschiedlich, aber es ist eigentlich immer eine nette Begegnung.

Du hast dich während deinem Studium auch mit Psychologie beschäftigt: inwiefern hat das etwas mit deiner Arbeit zu tun?

Ich habe Vorlesungen in Psychologie gehört und mich damit auch beschäftigt, weil mich immer interessiert hat, wie Menschen ticken. Das hat jetzt nicht dazu geführt zum Fernsehen zu kommen, aber es hilft natürlich. Wenn man weiß, wie das menschliche Gehirn funktioniert, kann man natürlich auch leichter Dinge erklären. Man weiß zum Beispiel, dass man mit Humor und einem Lächeln Dinge besser erklären und das Gehirn sozusagen besser für neues Wissen öffnen kann, als wenn man es ohne Humor macht. Oder, dass man Dinge wiederholen muss, damit sie verstanden werden. Das lernt man in der Psychologie, dazu braucht man aber kein Psychologiestudium (lacht). Das kann einem auch der Nachbar erzählen.  Das ist kein großes Geheimnis, aber man sollte schon darauf achten, dass man diese Dinge benutzt um zu dem Ziel zu kommen, verstanden zu werden.

Wenn du nochmal Student wärst – würdest du etwas anders machen?

Ich weiß nicht, wahrscheinlich müsste ich das, weil ich in meinem Studium totales Glück hatte: wir waren an der Filmhochschule sechs Studenten, die sich für Kinderfernsehen interessiert haben und wir durften alle einladen, die im Kinderfernsehen Rang und Namen hatten. Das ist natürlich ein wahnsinniges Privileg! Ich glaube, heute ginge das gar nicht mehr. Das war damals in den Anfangszeiten der Filmhochschule in München – da ging das.

Was hältst du vom aktuellen Bildungssystem – Stichwort Bologna?

Es ist natürlich super, dass man in ganz Europa studieren kann und die Abschlüsse vergleichbar sind und so weiter – das ist wirklich toll und eine wichtige Errungenschaft. Ich finde es auch gut, dass man zum Beispiel mit dem Bachelor einen Abschluss hat. Für viele Berufe braucht man diesen ganz großen theoretischen wissenschaftlichen Überbau überhaupt nicht. Zum Beispiel für Erzieher ist ein Bachelor absolut ausreichend. Da sollte man vielleicht eher einen Erste-Hilfe-Kurs für Kniewunden oder sowas machen, stattdass sie in die Feinheiten der Statistik eingeweiht werden (lacht). Insofern ist es ein Vorteil, dass es eben auch den Bachelor-Abschluss gibt. Wenn man nicht in die große Wissenschaft gehen will, hat man trotzdem einen Abschluss und kann sagen „Ok, ich habe etwas gelernt und ich kann das vorzeigen.“

Hast du ansonsten noch etwas auf dem Herzen?

Ich möchte noch sagen, dass ich mich sehr auf Trier freue! Ich war ja schon mal da und es ist eine tolle Umgebung. So ein Hörsaal ist ja auch so gebaut, dass man nah an den Experimenten dran ist - das finde ich immer eine tolle Umgebung. Ich weiß, dass da eine gute Stimmung sein wird und ich lade alle ein zu kommen!


Foto: zVg Veranstalter

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