Interviews
05.10.2018 Jana Ernst  
Chris Tall

"Auf der Bühne bin ich freier."

​Am 29. November kommt Chris Tall erneut nach Trier. Der Comedian präsentiert in der Arena sein aktuelles Programm "Und jetzt ist Papa dran!". Im Vorfeld hat hunderttausend.de mit Chris über seine vielfältigen Tätigkeiten und seine Zukunft. 

 
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hunderttausend.de: Du „verarbeitest“ in deinen Soloprogrammen ja die Geschichten aus deinem Leben. Ist der Humor auch für dich Privat als Lebensphilosophie anzusehen? Gehörst du zu den Menschen, für die das Glas halb voll ist?

Chris Tall: Ja, Humor ist für mich auch im Privatleben sehr wichtig. Sowieso bin ich der Meinung, dass wir viel mehr über uns selbst lachen sollten. Klar, nicht immer gelingt das. Ich zum Beispiel bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Dann versuche ich mich selbst wieder einzufangen und mir klar zu machen, wie gut es mir geht und wie viel Glück ich im Leben bisher hatte.

Kannst du dir vorstellen dich thematisch in den nächsten Jahren komplett neu auszurichten oder meinst du deine Fans haben dahingehend eine Erwartungshaltung?

Hm, ich schreibe meine Programme über Themen, die mich gerade umtreiben und mich interessieren, beziehungsweise erzähle ich Geschichten, die mir wirklich passiert sind. Ich habe da jetzt keine besondere Strategie, was in den nächsten Jahren inhaltlich kommen wird. Wahrscheinlich ist aber, dass ich die ganz großen weltpolitischen Themen eher nicht in meinen Programmen haben werde. Das können andere besser.

Für deinen Job ist ein hohes Maß an Belastbarkeit erforderlich, bei den Erfahrungen, die du schon gemacht hast, etwa letztes Jahr die Moderation des Deutschen Comedypreises und vieles mehr. Gibt es beruflich überhaupt noch Momente, die dich aus der Fassung bringen oder bist du bereits in einem Zen angelangt, wo das kaum noch zutrifft?

Sagen wir so: Ich habe nicht mehr so viel Lampenfieber wie früher, bin aber doch vor jeder Show - egal ob live oder TV - konzentriert und habe absoluten Respekt. Da ist es auch egal, ob ich vor 100 oder 12.000 Leuten spiele.

Du bist nicht nur als Comedian auf Tour unterwegs, sondern auch als Moderator, Schauspieler oder Synchronsprecher. Wie sehen denn die Vorbereitungen beim Dreh im Vergleich zu denen einer Tour aus?

Auf der Bühne bin ich freier, weil ich improvisieren kann. Das ist beim Schauspiel natürlich nicht möglich, man muss die Szenen immer wieder auf Abruf herstellen können. Zu Beginn habe ich beim Schauspiel immer auf den Applaus gewartet, der natürlich nie kam (lacht).

Wo siehst du dich denn in den nächsten Jahren? Eher auf der Tour-Bühne oder doch woanders?

Im Moment auf der Bühne. Ich liebe aber auch die Abwechslung und bin froh, während meiner Tour immer mal wieder TV oder Kino machen zu dürfen. Oder eben Synchronisation, wie zuletzt für den Kinofilm „Smallfoot“. Ich durfte einen animierten Yeti sprechen. Das war auch für mich eine neue Erfahrung und hat irre Spaß gemacht.

Vor zwei Jahren haben wir dich schon mal nach den Reaktionen auf deinen Darf er das? -Auftritt gefragt, auch im Hinblick auf deine politische Unkorrektheit. Hat sich da seitdem etwas verändert in der öffentlichen Meinung?

Ich schätze, da gibt es sicher nach wie vor unterschiedlichste Ansichten. Auf jeden Fall werde ich aber sehr bestärkt, weiter zu machen. Mich erreichen nach wie vor zahlreiche Zuschriften von sogenannten “Minderheiten” – ich mag das Wort ja eigentlich nicht - mit Geschichten, Inspirationen oder einfach lieben Zeilen. Grundsätzlich gibt es meiner Meinung nach auch keine eindeutige Humor-Grenze. Jeder Comedy-Künstler legt ja seinen eigenen Geschmacks-Kosmos fest. Das macht sie oder ihn im Idealfall unverwechselbar. Ich mache keine Witze über jemanden, wenn ich merke, dass derjenige sich nicht wehren kann oder es ihn verletzt.

Muss man sich dich im Privaten ähnlich direkt vorstellen? Gibt es Momente, in denen du selbst Halt machst oder teilst du deine Wahrnehmungen immer mit dem Gegenüber?

Grundsätzlich bin ich schon der ehrliche und direkte Typ. Aber das ist ja auch oft situationsabhängig. Gerade beschäftige ich mich in meiner neuen RTL Show „Darf er das – Die Chris Tall Show“ mit genau solchen Themen. Zuschauer schicken Fragen aus dem Alltag ein. Zum Beispiel möchte ein Friseur wissen, ob er seinem Kunden sagen darf, wenn dieser nach Schweiß riecht. Ist das nun ehrlich und richtig oder unhöflich und er sollte den Geruch lieber aushalten? Tja, gute Frage. Gott sei Dank habe ich das Publikum, das darüber entscheidet.

Mal ein anderes Thema: Du unterstützt ja seit einiger Zeit das Kinder-Hilfsprojekt Magic Moments. Wie ist es denn zu der Kooperation gekommen und für was setzen sie sich eigentlich genau ein?

Das Projekt Magic Moments wird von meinem lieben Kollegen und Freund Peter Löhmann geleitet, mit dem ich hin und wieder auf der Bühne stehe. Dabei handelt es sich in diesem Fall um ein Kinder-Hilfs-Projekt in Nepal. Sein Engagement hat mich so beeindruckt, dass ich spontan gesagt habe: Da will ich helfen und etwas zurückgeben! Mittlerweile haben wir schon so viel Geld gesammelt, dass wir eine Schule bauen können, um benachteiligten Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. Im Mai 2019 werden Peter und ich gemeinsam nach Kathmandu fliegen und uns alles vor Ort ansehen. Ich bin schon wahnsinnig aufgeregt und freue mich sehr auf die Kids dort!

Viel Erfolg in Nepal und bei deiner Show in Trier im November. Vielen Dank für das Gespräch!​

Tickets für die Show von Chris Tall am 29. November 2018 gibt es ab 33,70 Euro unter anderem bei Ticket Regional.

Foto: Robert Maschke

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