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09.07.2017 Philipp Lenz Peter Fath
Arcade Fire in der Rockhal

Dreihundertsechzig Grad

​Die kanadischen Indie-Rocker von Arcade Fire brachten am Samstagabend die Rockhal in Luxemburg musikalisch zum kochen. Die Gruppe stand dabei auf einer 360-Grad-Bühne mitten in der Halle. hunderttausend.de war mit der Kamera dabei.

 
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Auf normalen Konzerten läuft man in der Regel von hinten auf die Bühne zu. Ist man früh genug da, kann man sich noch leicht einen Platz direkt davor sichern. Wenn die Show dann losgeht und der Andrang groß ist, wird es immer schwieriger ganz nach vorne wirklich nah an die Künstler zu kommen. Mit dem Konzept der 360-Grad-Bühne stellte Arcade Fire dieses Konzept auf den Kopf.

Aber erst einmal ein paar Worte zu der Band selber: 2002 in Montreal von Sänger Win Butler gegründet, wurden die meisten Mitglieder nach und nach rekrutiert. Ihr erstes Album Funeral räumte 2006 direkt einen Grammy als bestes Alternative-Album ab und schaffte es auch in Deutschland in die Charts.
Musikalisch sind sie so divers wie ihre Besetzung, die 8 Musiker wechseln nach fast jedem Song die Instrumente, teilweise auch untereinander. Neben den klassischen Rockinstrumenten wie Gitarre, Bass und Schlagzeug sind auch Geige, Xylophon und Keyboard beziehungsweise Synthesizer dabei. Insgesamt ergibt das ein Klangfeuerwerk, das mal etwas ruhiger und atmosphärischer ausfällt, manchmal etwas verspielter und mal mit viel Energie mitreißt und zum Tanzen einlädt. Arcade Fire kosten die Songs auf der Bühne musikalisch aus, ziehen sie gern in die Länge und lassen sie teilweise ineinander überfließen.

Das Bühnenkonzept bietet eine gelungene Abwechslung zum Standard-Layout. In der großen Mainhall der Rockhal kann man trotz mehreren tausend Leuten komplett um die Bühne herumlaufen und kommt an vielen Stelle einfach nach vorne. Über der Bühne waren zu allen vier Seiten Bildschirme angebracht, die abwechselnd Live-Aufnahmen der Künstler zeigten oder psychedelische Animationen zur Musik. Voll beleuchtet in der dunklen Halle wirkte die Band wie in einem Boxring im Zentrum des Saals. Das hatte einen besonderen Flair, der auf normalen Konzerten so nicht aufkommt.
Allerdings standen die Musiker meistens recht statisch auf ihren Plätzen, sodass man immer nur einen Teil der Band im Blick hatte. Der größte Teil der Leute stand natürlich vor der Seite des Sängers, wodurch das Konzept nicht ganz aufging.

Insgesamt ein toller Abend, trotz der Hitze wurde viel getanzt. Da es keine Vorband gab, war das Konzert recht schnell vorbei. Ob das bei einem Ticketpreis von knapp 60 Euro in Ordnung ist, sei einmal dahin gestellt. Zumal sich für richtige Fans die Frage vermutlich nicht gestellt hat, und Arcade Fire lieferten mit ihren 16 Songs einen nicht zu kurzen und gelungenen Auftritt.

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