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17.10.2017 Julia Nemesheimer Peter Fath
Angus & Julia Stone

Sphärischer Folk

​Das australische Duo Angus & Julia Stone war am gestrigen Montag, den 16. Oktober 2017, in der Rockhal zu Gast. Die vom den Atelier organisierte Show leitete mit sanften Klängen die Woche ein. hunderttausend.de war mit der Kamera mit dabei.       

 
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​Vor zehn Jahren erschien das erste Album des australischen Geschwisterpaares, das seither besonders in ihrer Heimat erfolgreich ist. Daneben verfolgen sie noch weitere Projekte, solo oder mit anderen Künstlern zusammen. Dabei liegt ihnen die Musik im Blut, bereits ihre Eltern waren als Folk-Duo unterwegs und erzogen ihre Kinder sehr musikalisch. Gemeinsam mit ihnen und ihrer älteren Schwester Catherine absolvierten sie bereits früh Auftritte. Im Laufe der Jahre war die Familie räumlich wie musikalisch getrennt, doch 2006 fanden Angus und Julia wieder zusammen und begannen damit ihre eigenen Songs zu schreiben, die dann zunächst in der EP Chocolates and Cigarettes endeten. Inzwischen sind sie bei ihrem vierten Studio-Album Snow angekommen und bezaubern mit einer Mischung aus Folk und Indie Fans rund um den Globus.

Jetzt sind sie damit wieder auf Tour und begleitet werden sie aktuell von Isaac Gracie. Der junge Brite ist seit 2015 unterwegs und brachte letztes Jahr die erste EP Songs in Black and White raus. Für das kommende Jahr kündigte er beim gestrigen Konzert sein Debüt-Album an. Mit seinen ruhigen Songs, die er live unterstützt von zwei Kollegen an Bass und Drums vorstellte, bildete Gracie den perfekten Einstieg für das was da noch kommen sollte, allerdings war bereits nach einer halben Stunde Umbaupause angesagt.

Pünktlich um 21 Uhr betraten schließlich Angus & Julia Stone die Bühne, begleitet wurden sie von ihrer vierköpfigen Band, die aus den USA und Australien stammt. Den Songs wurde damit live genügend Energie verpasst, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Das Duo selbst wechselte im Laufe des Sets immer wieder das jeweilige Instrument, von Gitarre zu Trompete, Mundharmonika oder Schellenkranz hin zum Piano. Das Geschwisterpaar zeigte sich multiinstrumental versiert. Mit ihrem Erfolgsprinzip zarte Folksongs treffen auf weiblich-männlichen Wechselgesang, der wunderbar miteinander harmoniert, fahren sie auch auf dem vierten Album und damit beim Konzert in sicheren Gewässern. Große Hits wie Big Jet Plane oder dem tragischen Liebessong For You samt zugehöriger Entstehungsgeschichte dürfen natürlich nicht fehlen, es überwiegen aber Songs von der aktuellen Platte Snow. Dabei merkt man, dass die Stones durchaus Weltenbummler sind, hin und wieder macht Julia Ansagen auf französisch und rezitiert das Gedicht Envirez-Vous von Charles Baudelaire in Originalsprache, um danach mit dem Song Nothing Else weiterzumachen. Beherrscht wurde das Bühnenbild von einer riesigen Videoleinwand, auf der teils psychedelische Muster, verträumte Landschaftsaufnahmen und ähnliches gezeigt wurden, sowie einem riesigen Totempfahl. Beim letzten Song des regulären Set, Snow, gab es passenden Kunstschnee von der Decke. Bevor sich die Australier dann nach letztendlich fast zwei Stunden Show verabschiedeten, durften die Fans noch Grizzly Bear, ein Neil Young-Cover und mit Soldier den einzigen Song vom Debütalbum genießen. 

Es war ein sehr ruhiger Abend, beherrscht von Pärchen und sanftem Wiegen im Takt der Musik. Gerade Julia Stone kann mit ihrer ätherischen Stimme leicht verzaubern, ihr Bruder bietet dabei ein ebenso hypnotisches Gegengewicht. Für Fans des Genres und des Duos ein ausgesprochen hervorragendes Konzert, Leute, die damit nichts anfangen können - wie etwa mancher Begleiter, dürften sich allerdings auf Dauer recht schnell langweilen. 

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