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21.06.2017 Julia Nemesheimer Julia Nemesheimer
A Day To Remember Live

Best Of

​Am gestrigen Dienstag brachten nicht nur die hohen Temperaturen das luxemburgische den atelier zum Kochen. A Day To Remember schauten für ein kurzes, aber schweißtreibendes Konzert vorbei. Das anwesende Publikum hatte trotz Hitze Spaß, während die Band teils etwas lustlos wirkte. hunderttausend.de war mit dabei. 

 
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​A Day To Remember geben seit 2003 Konzerte und sprechen mit ihrem Easycore, einer Mischung aus Metal und Pop-Punk, eine breite Masse an. Die bisherigen Alben, insbesondere die Platten seit 2009, konnten einige Erfolge verbuchen, und diverse Songs der Band kennt wohl jeder, der in rocklastigen Clubs abhängt. Der Altersdurchschnitt im Publikum ist entsprechend gemischt. Die Fans zeigen sich textsicher und feiern die US-amerikanische Gruppe mit Moshpit und Crowdsurfing. Was an diesem Abend fehlt: Eine Vorband, etwas mehr Elan von Seiten der Band und für schlappe 45 Euro eine längere Spielzeit als kurze 55 Minuten. 

Doch von Anfang an: Keine Vorband zu haben, hat seine Vor- und Nachteile. Zu viele Supportacts verderben den Brei, die Wartezeit zieht sich schier ewig und das ungeduldige Publikum hört allzu oft nicht zu und brüllt sich unterhaltend lauter an, als die Band oben aus den Boxen dringt. Dafür steht auf der Pro-Seite, dass das Konzert nicht bereits um halb zehn zu Ende ist, und man vielleicht doch eine geile Band für sich entdeckt, welche man vorher niemals auf dem Schirm gehabt hätte. Außerdem fühlt es sich dann nicht so an, als hätte man für sein Geld nur das Minimum bekommen. Bei ADTR sollte es also um 20:30 losgehen, mit Hinweisen bei Facebook, dass kein Support spielen wird. Tatsächlich betrat die Band erst um 20:40 die Bühne und legt mit All I Want vom 2010er Album What Separates Me From You gleich mit einem ziemlich beliebten Song los. Etwas amüsant ist es ohnehin, dass man die Setlist fast mit der Beliebt-Liste von Spotify gleichsetzen kann: Von diesen Top Ten des Musikanbieters werden sieben Songs auch live gespielt. Vom neuen Album Common Courtesy ist mit Right Back At It Again lediglich ein Song vertreten. Ob das eingefleischten Fans zu Gute kommt, ist hier die Frage, für neuere oder Gelegenheitshörer ist es sicherlich entgegenkommend, auch auf Festivals oder im Vorprogramm von anderen Bands dürfte diese Strategie aufgehen. Ob das bei Headliner-Shows auch der Fall ist, muss jeder wohl für sich selbst entscheiden. Zwischendurch wirkt ADTR etwas lustlos, als würde ein Programm abgespult werden wie jeden anderen Abend auch. Animation kommt dann eher von Wasserbällen, Konfetti-Kanonen und, leicht prä-pubertär, Toilettenpapier, das wild durch den Raum geworfen wird. Ansagen fallen eher dürftig aus, wobei es schon etwas lächerlich wirkt, wenn Sänger Jeremy McKinnon kurz vor Ende meint: "Wir spielen dann jetzt noch zwei Songs, geht mal so richtig ab, ihr sollt ja für euer hart verdientes Geld auch etwas bekommen!" Zu dem Zeitpunkt war die Band bei Lied Nummer neun von insgesamt elf angelangt. Auch die obligatorische Akustiknummer Have Faith in Me war vertreten, danach folgte nicht mehr viel. Das Publikum ließ sich während des Gigs nichts anmerken und feierte trotz der extremen Temperaturen. Entsprechend groß war die Enttäuschung als nach The Downfall of Us All die Lichter ausblieben.

Dass ADTR solch kurze Gigs spielen, ist nicht immer so. Geht man etwa bei setlist.fm ein paar Seiten zurück, so findet man durchaus Konzerte, die mindestens mal doppelt so lange dauerten und für die Fans auch noch Zugaben von drei Songs beinhalteten. Ob es für die fünf US-Amerikaner am Wetter lag oder andere Gründe für den eher durchwachsenen Auftritt verantwortlich sind, ist schlecht nachvollziehbar. Sollte die Gruppe in näherer Zukunft nochmal nach Luxemburg zurückkehren, wäre es jedenfalls wünschenswert, etwas mehr für das "hart verdiente Geld" zu bekommen. 

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