Interviews
14.03.2013 Anna Schäffer Veranstalter
Till Reiners

Wut kann etwas Produktives sein

​​Am 15. März 2013 kommt der bekennende Wutbürger Till Reiners zum Heimspiel in die Tufa. In den drei Jahren seit seinem letzten hunderttausend.de Interview ist viel geschehen: Er hat sein Studium beendet, gewann die Berliner Poetry Slam Stadtmeisterschaft und räumt seitdem zahlreiche Preise ab. Mittlerweile ist er mit seinem Soloprogramm "Da bleibt uns nur die Wut" in ganz Deutschland unterwegs.

Wut kann etwas Produktives sein
 
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​hunderttausend.de: Hallo Till. Freust du dich nach Trier zu kommen?


Till: Ja klar. Ich bin immer gerne in Trier. Wenn ich zurückkomme, ist alles sehr vertraut. Ich vermisse es überall zu Fuß hinzukommen und die Sommer an der Mosel. Es ist eigentlich sehr schön, dass man hier nach zwei Jahren alles kennt, aber irgendwann wurde Trier einfach zu klein. 


Du bist 2009 nach Berlin gezogen, merkst du einen Unterschied zu dem Publikum in Trier?

 
Das Publikum in Trier ist super. Da hab ich ja mit "13 Kurze mit ..." meine ersten Bühnenerfahrungen gemacht. In Berlin sind sie ein bisschen verwöhnter, das kann man schon sagen. Die sitzen da nach dem Motto: "Zeig mal was du kannst." Während die Trierer aufgeschlossener sind. 


Am 15. März bist du mit deinem Soloprogramm in der Tufa. Was erwartet das Publikum?


Es geht und das Thema "Wut" und um die Fragen: "Worüber regen wir uns eigentlich auf und worüber lohnt es sich aufzuregen? Woher kommt eigentlich diese Wut, was kann man dagegen machen und wofür kann man sie einsetzten?" Ich glaube, dass Wut was sehr produktives sein kann, wenn sie richtig eingesetzt wird. Das wird den Abend über verhandelt. Und dabei wird es sehr lustig werden. 


Bist du privat auch ein Wutbürger?


Ich bin natürlich mehr als das, aber es steckt auch in mir. Allerdings habe ich den Vorteil, dass ich mich auf der Bühne aufregen kann, dann muss ich das privat nicht mehr so oft machen. 


Und wie geht es dann weiter? 


Zusammen mit Nico Semsrott bin ich momentan als Duo unterwegs. Das Programm heißt "Wachstumsbremse Mensch". Zusätzliche habe ich hab das große Privileg, dass ich ein bisschen was für Deutschlandradio Kultur machen darf. So will ich vorerst weitermachen, und dann einfach mal gucken was so kommt. 


Planst du auch ein neues Soloprogramm? 


"Da bleibt uns nur die Wut" entwickelt sich ständig weiter. Vielleicht wird es irgendwann den Moment geben an dem ich mir denke: "Okay, das ist jetzt wirklich abgespielt und ich mache nochmal was komplett Neues." Aber im Moment bin ich sehr zufrieden und arbeite weiter an dem alten Programm. 


Wie kamst du denn eigentlich auf die Idee an Poetry Slams teilzunehmen? 


Ich habe schon immer geschrieben und hatte Bock auf Bühne. In Trier habe ich viel geschauspielert und wollte das Slammen einfach mal ausprobieren. Also habe ich einen Freund und Kollegen gefragt, der Poetry Slammer ist, und der hat mich dann nach Koblenz eingeladen.

 
Und der erste Slam? 


Es war furchtbar. Ich habe extra Texte geschrieben und auswendig gelernt. Leider kamen die Texte überhaupt nicht an. Trotzdem habe ich mir gedacht, dass das ja irgendwie funktionieren muss und bin am Ball geblieben. Der zweite Auftritt lief dann wesentlich besser. 


Was würdest du, als mittlerweile erfahrener Slamer, jemandem raten, der damit anfangen möchte? 


Einfach machen. Man schreibt zwei Texte die ungefähr drei bis fünf Minuten lang sind, geht dann auf die Bühne und kann es ausprobieren. Das ist ja das Tolle bei Poetry Slams: Es gibt keine Zugangsbeschränkung, man kann gucken wie sich das für einen anfühlt und ob das was für einen ist. 


Kannst du dich noch an das schönste Erlebnis bei einem Poetry Slam erinnern? 


Eins der schönsten Erlebnisse war als ich Berliner Stadtmeister geworden bin. In der Volksbühne. Das war großartig. Da ist ein Knoten geplatzt und ich habe ich das erste Mal gemerkt: "Ach Mensch, vielleicht kannst du das ja doch beruflich machen." 


Woher nimmt man als Poetry Slammer seine Inspiration? 


Wenn man das wüsste wäre es ja einfach. Dann hätte man sozusagen einen Ideensteinbruch wo man einfach nur hingehen muss und dann haut man sich mal eben eine gute Idee raus. Eine meiner Inspirationsquellen sind Sätze, die ich lese und blöd finde. Und aus der Aufregung über den Satz entspinnt sich dann eine Geschichte. Ich sammle immer ganz viele Gedanken auf und irgendwann pack ich alles zusammen. 


Gibt es Vorbilder, die dich inspirieren? 


Ich habe keine Vorbilder im Sinne von: "denen eifere ich jetzt nach", aber es gibt viele verschiedene Eigenschaften die ich an anderen Kabarettisten schätze. Man guckt sich immer so ein bisschen was ab. Ich finde einige sehr gut​.

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