Interviews
09.09.2013 Johannes Friedrich Veranstalter
Oliver Maria Schmitt

"Wulff hat mir unheimlich Mut gemacht."

​Am kommenden Mittwoch, den 11.09.2013, ist der Kanzlerkandidat der Partei "DIE PARTEI" im Exhaus Trier zu Gast. Auf dem Programm steht ein Vortrag zu seinem aktuellen Buch "Mein Wahlkampf". Im Interview mit hunderttausend.de gewährt Schmitt einen Einblick in sein Werk und sein politisches Treiben.​​

 
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hunderttausend.de: Als Eventkalender für die Großregion stellen unsere Leser andere Erwartungen an uns, als Interviews mit Politikern. Damit wir hier zu Beginn eine einheitliche Basis schaffen können, erklären Sie doch bitte kurz vorab: Was ist Politik? Und wie funktioniert sie?


Politik ist immer noch, wie mein Kollege Otto von Bismarck gesagt hat, "die Kunst des Möglichen" – in meinem Falle sogar die Kunst des Unmöglichen, nämlich als krasser Außenseiter Bundeskanzler dieses Landes zu werden. Aber ich bin kein Tagträumer wie Peer Steinbrück. Bei meinen ersten Wahlen hatte ich jeweils 0,2 % der Stimmen. Bei meiner letzten fast gewonnenen Wahl, der OB-Wahl in Frankfurt, konnte ich schon 1,8 % abziehen. Das ist eine Steigerung um 800 %! Wenn ich die als gesetzt nehme, brauche ich nur noch 1,6 Wahlen bis zur absoluten Mehrheit, und das kann man runterkürzen auf 1,0 Wahlen, d. h. die nächste Wahl gewinne ich. 

Wie viel basales Politikverständnis ist für die Lektüre Ihres neuen Buches "Mein Wahlkampf" nötig?

Absolut keines. Das Buch beschreibt den Werdegang vom Menschen zum Spitzenpolitiker. Ohne Vorkenntnisse, das kann also jeder nachmachen. 

Bietet Ihre Lesung in Trier Möglichkeit für Rückfragen?

Auf gar keinen Fall! Ich bin nicht volksnah und auch kein Politiker zum Anfassen. Mein Wahlprogramm heißt: "Inhalte überwinden!" Die Wähler wollen keine Inhalte, die verwirren nur und schaffen Konfusion. Als Vertreter der extremen Mitte stehe ich hingegen für kompromisslose Klarheit. Nach meinem Vortrag werden keine Fragen mehr offen bleiben. 

Ihr Parteikollege Martin Sonneborn ließ in einem Interview durchblicken, dass die Partei "DIE PARTEI" auf das "Web 2.0 bis 7.0" setze. Inwiefern passt es da ins Konzept, dass ausgerechnet der Kanzlerkandidat etwas altbackenes wie ein Druckwerk herausbringt? 

Ich will natürlich auch die Menschen in Trier, in Wittlich und Hermeskeil erreichen, da sind Elektrizität und Web 1.0 nur bedingt verfügbar. Daher setze ich auf die uralte Kulturtechnik des gedruckten Wortes. Wer schreibt, der bleibt. Wer twittert, verbittert. 

Im selben Interview wurde den Wählern bei entsprechender Mehrheit eine Mauer zum Saarland versprochen. Ist dieses Versprechen auch unter Ihrer Führung noch aktuell? 

Meine Partei "DIE PARTEI" ist ganz klar die Partei des Mauerbaus. Mauern schaffen Arbeitsplätze, Mauern verbinden Menschen, sie werden zu Nachbarn, zu Schicksalsgenossen. Daher werden wir nicht nur eine Mauer quer durch Deutschland bauen, sondern auch eine riesige Mauer um Deutschland herum, sozusagen eine Firewall, damit wir vor Abhörmaßnahmen aus dem Ausland geschützt sind. Wenn Sie Ihre triste Gegend hier durch eine Mauer zum Saarland aufhübschen wollen – meinen Segen haben Sie! 

Die Inhaltsangabe Ihres Buches verkündet allerdings, dass man die Mutation zur "Phrasendreschmaschine" erläutert bekommt. Ist Ihr vorheriges Versprechen also auch nur eine solche gedroschene Phrase?

Ja, das habe ich von Christian Wulff gelernt. Ich muss sagen, Wulff hat mir unheimlich Mut gemacht. Er hat doch gezeigt, dass es selbst eine absolute Null, ein Totalversager bis nach ganz oben bringen kann – wenn er zum richtigen Zeitpunkt irgendwo im Weg rumsteht und die Hand aufhält. Wie das genau geht, das zeige ich bei meiner Lesung im Exhaus. 

Mit welchen Phrasen ködern Sie denn das Trierer Publikum zu Ihrem Auftritt am 11.09.2013 im Exhaus?

Ich will unser Land voran bringen, und ganz besonders Trier. Hier soll es bald Elektrizität, Kanalisation und Krankenversicherung geben, zumindest für die oberen Zehntausend. Oder sagen wir Fünftausend, dann wird's nicht so teuer. Dafür stehe ich, schließlich bin ich ein seriöser Spitzenpolitiker. Ich bin nämlich für die Politik wie geschaffen – weil ich ein natürliches Gerechtigkeitsempfinden habe. Ich empfinde es zum Beispiel als sehr ungerecht, dass die anderen fette, gut dotierte Posten haben und ich nicht. Wenn ich Bundeskanzler werde, ist das eine klassische Win-Win-Situation: Ich bin weg von der Straße, und Deutschland hat einen nicht mehr ganz jungen, undynamischen Regierungschef, der aufgrund seiner angeborenen Lethargie so gut wie keine Fehler macht.​

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