Film der Woche
09.08.2018 Sina Steiner  
Vollblüter

"Wollen Wir?"

​​Ab heute ist Cory Finleys düsteres Regiedebüt Vollblüter endlich in den deutschen Kinos zu sehen. Es handelt sich dabei um ein Crossover von Drama, Schwarzer Komödie und Thriller. Alle Details zum Inhalt, dem Cast und der Inszenierung erfahrt ihr im Film der Woche. ​

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Im noblen Wohnviertel des vorstädtischen Connecticut begegnen sich die einstigen Kindheitsfreundinnen Lily (Anya Taylor-Joy) und Amanda (Olivia Cooke) und erneuern ihre Freundschaft, nachdem sie sich in den vergangenen Jahren entzweiten. Die zur Oberschicht gehörenden Lily steht vor ihrem Abschluss an einer exklusiven Schule und konnte bereits einen begehrten Praktikumsplatz erwerben. Amanda fällt dabei durch ihren scharfen Verstand und die eigenwillige Art auf, wodurch sie sich jedoch gesellschaftlich zur Außenseiterin entwickelte. Die zwei sehr unterschiedlichen Charaktere treffen nun aufeinander und finden, nach anfänglichen Schwierigkeiten, näher zusammen. Sie inspirieren sich gegenseitig ihre Eigenarten auszuleben und begeben sich dabei in seelische Abgründe. Sodass sie schließlich den Kriminellen Tim (Anton Yelchin) engagieren, um Lilys aufdringlichen Stiefvater (Paul Sparks) umzubringen. 

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Die Zusammenfassung des Filmes soll bewusst vage die Handlungen zeichnen, ohne dabei zu viel der Charaktere preiszugeben. Denn das Spielfilmdebüt des jungen Regisseurs und Drehbuchautors Corey Finley ist eine spannende Crossover-Inszenierung zwischen Drama, Schwarzer Komödie und Thriller, die allein wegen dem Arrangement der Charaktere sehenswert ist und dem nicht allzu viel vorweggenommen werden soll. Das Drehbuch basiert dabei auf einem seiner eigenen Theaterstücke, was sich beispielsweise durch die geringen Ortswechsel im Film widerspiegelt. So spielt ein Großteil der Handlung in der georgianischen Villa von Lily. Der Film trägt im Englischen den Titel Thoroughbred, was in der Pferdezucht so viel heißt wie reinrassig oder vollblütig und womit schon zentrale Themen von Vollblüter angedeutet werden, die sich allerdings erst im Laufe des Films dem Publikum erschließen. Die Energie der Charaktere wird dabei von den handwerklichen Filmelementen, wie der Kameraführung, gekonnt unterstützt. So sind die Szenen grundsätzlich im Genre des Dramas anzuordnen, doch einzelne Bilder lösen durch ihre Nähe und ungewohnte Länge beim Betrachter eine Art Unbehagen aus. Auch die Musik des Films greift durch ihren geschickten Einsatz von Stille im Kontrast zu eingeworfenen lauten Klängen die Dissonanz der Bilder auf und komplettiert damit die Gesamtstimmung. Gerade dieses Zusammenspiel von Unbehagen mit den boshafter werdenden Charakteren erschafft eine Unvorhersehbarkeit, die den Film vom Mainstream abheben.

Besonders spannend sind dabei auch die Leistungen des Ensembles, wie beispielsweise Anya Taylor-Joy als Lily, die durch ihre Rolle als Thomasin in dem Horrorfilm The Witch (2015) international bekannt wurde und 2016 neben James McAvoy (X-Men) im Psycho-Thriller Split zu sehen war. Den Kriminellen spielt der mittlerweile verstorbene Anton Yelchin (Star Trek Into Darkness), sodass Vollblüter einer seiner letzten Filme war. Denn die Inszenierung wurde bereits Januar 2017 beim Sundance Film Festival vorgestellt. Nun ist sie knapp anderthalb Jahre später in den deutschen Kinos und entfalte sich, laut der amerikanischen Filmkritik-​​Webseite IndieWire, wie eine Mischung aus American Psycho und der Schwarzen Komödie Heathers aus den 80ern. 


In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche. 

Foto: ProKino​

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