hunderttausend.de: An wen richtet sich Ihr Seminar?
Ulrike Kadar: Es richtet sich vor allem an Menschen, die immer wieder auf dieselben Konflikte und Probleme stoßen, sich vielleicht sogar in einer Lebenskrise befinden. Sie haben keinen Versuch ausgelassen, um eine gute Lösung zu finden und dennoch gelingt ihnen die gewünschte Veränderung nicht. Dabei kann es sich um ganz unterschiedliche Probleme handeln - sei es der Konflikt mit dem Partner, einem Elternteil oder dem Chef, sei es ein Problem mit dem eigenen Selbstwertgefühl, der Gesundheit oder die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen.
Was ist im Allgemeinen das Ziel einer Systemaufstellung?
Es geht darum, unbewusste Prozesse sichtbar zu machen und so auf neue Perspektiven und Lösungen zu kommen.
Vielen dürfte der Begriff Systemaufstellung nur vage oder sogar gar nicht bekannt sein, können Sie kurz erklären, welches Konzept dahinter steht?
Bei der Systemaufstellung fasse ich das, was ich betrachte, als ein System auf, das aus einer Vielzahl von Vernetzungen besteht und das als Ganzes auch wieder Teil eines größeren Netzwerks ist. Wir bewegen uns in zahlreichen unterschiedlichen Beziehungssystemen familiärer, beruflicher, gesellschaftlicher und kultureller Art. Gerät nun eines unserer Systeme aus dem Gleichgewicht und lässt sich nicht mit den uns bekannten Denk- und Verhaltensmuster regulieren, geraten wir ins Stocken und fühlen uns blockiert. In einer Aufstellung werden die verschiedenen Anteile, die für das Problem relevant sind, mithilfe von Stellvertretern im Raum aufgestellt. Über die Anordnung wird ein Beziehungsgeflecht sichtbar, das der Struktur unseres inneren Konfliktes entspricht.
Wie läuft eine Systemaufstellung konkret ab?
Zunächst wird in einem Vorgespräch die Fragestellung des Klienten geklärt. Dann sucht er sich aus der Gruppe Stellvertreter für die verschiedenen Anteile seines Systems aus und weist ihnen intuitiv nacheinander einen Platz im Raum zu. Die Vertreter stehen dann auf unterschiedliche Art einander zu- oder abgewandt, so entsteht eine bestimmte Anordnung. Gleichzeitig entsteht ein Energiefeld: Die Stellvertreter können Empfindungen, Gefühle und Symptome des Konflikts wahrnehmen. Wie sich eine Aufstellung entwickelt, hängt vor allem von der Körperwahrnehmung der Stellvertreter ab: Was spüren sie an ihren Plätzen? Wer von ihnen hat einen Impuls, seine Position zu verändern? Wie geht es ihm an seinem neuen Platz? Jede Bewegung hat Auswirkung auf die gesamte Struktur. Der Klient nimmt über die Außenperspektive auf das Geschehen die Vernetzungen in seinem System anders wahr, erspürt tiefere Sinnzusammenhänge und erhält unerwartete Lösungsideen.
Wie ist das Seminar organisiert?
Das Seminar findet in einer Gruppe von zehn bis zwölf Personen statt. Darunter sind maximal drei bis vier Teilnehmerinnen oder Teilnehmer, die mit eigenem Anliegen kommen. Die anderen nehmen als Stellvertreter an den Gruppenprozessen teil.
Was sagen Sie Leuten, die der Systemaufstellung erstmal skeptisch gegenüber stehen?
Mir ist es wichtig, dass meine Klienten wissen, dass ich keine Ideologie verfolge. Es geht nicht um Bewertungen und Urteile, um richtig oder falsch, sondern um das Erkennen und Bewusstmachen von Mustern, um Sinnzusammenhänge herzustellen. Was sich in einer Aufstellung zeigt, ist niemals die Wahrheit, sondern lediglich eine seelische Tendenz.
Ulrike Kadar ist Systemische Therapeutin und Systemaufstellerin (WISL) sowie Leiterin für therapeutischen Tanz (i.A., DGT Köln). Außerdem ist sie Kulturwissenschaftlerin und diplomierte Hebamme. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Orchestermanagement gründete sie vor vier Jahren eine systemische Intervisionsgruppe und vor zwei Jahren die Systemaufstellungswerkstatt, die seit dem vergangenen Herbst in der Tufa in Trier stattfindet.
Das nächste Seminar in der Tufa findet am Samstag, 7. November, ab 09:30 Uhr statt und dauert bis etwa 17:00 Uhr. Anmeldung und Info bei Ulrike Kadar unter: ulrike.kadar@gmail.com oder telefonisch unter Tel.: +352 26441212 oder Mobil: +352 691 690 518.