Stadtgespräch
18.03.2014 Moritz Riesinger Veranstalter
König Lear in Luxemburg

Shakespeares vielleicht dunkelste Tragödie

​Inszenierung mit Schweinen: Am 28. und 29. März 2014 ist König Lear als Gastspiel im Grand Théâtre in Luxemburg zu sehen. Der Intendant der Münchener Kammerspiele, Johan Simons, hat das Stück geerdet, aber mit einem herausragenden Ensemble auf die Bühne gebracht.​
 
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​Luxemburg. Der gealterte König Lear möchte sich auf sein Altenteil zurückziehen. Vorher muss er jedoch das Reich gerecht an drei Töchter vererben. Er entsinnt dazu einen Wettbewerb: Jede der potenziellen Erbinnen soll ihm ihre Liebe beweisen. Was bei den beiden älteren Schwestern Goneril und Regan funktioniert, nimmt eine fatale Wendung als sich Cordelia, die jüngste Tochter und geheime Favoritin des Königs, dem Wettstreit verweigert. Statt ihr, wie eigentlich geplant, einen Großteil seines Erbes zu vermachen, sieht Lear sich dazu gezwungen, sie zu verstoßen. Eine verhängnisvolle Entscheidung, denn ihre durchtriebenen Schwestern haben die Zuneigung zum greisen Vater nur geheuchelt, um das Land in ihren Besitz zu bringen. Und so nimmt die Tragödie ihren Lauf… 


König Lear gilt vielen als eine von William Shakespeares größten aber auch dunkelsten Tragödien. Vor fast genau einem Jahr feierte John Simons Inszenierung des Stücks in München Premiere. Im Mittelpunkt des Stoffs stehen für den Regisseur "Themen, die größer sind, als der Mensch selbst ist." Darunter fällt etwa das Leben, der Tod oder die Frage, warum manche mehr erleiden müssen als sie verdienen. Zur Darstellung sucht die Inszenierung dabei allerdings nicht die epische Breite oder ganz große Gesten. Stattdessen bevorzugt Simons es, die Themen "zu menschlichen Proportionen zurück zu bringen." Er verlegt das Stück dazu zum Teil auf einen Bauernhof und scheut nicht davor zurück, auch quietschlebendige Schweine über die Bühne laufen zu lassen. Dadurch gerät letztlich aber der Menschen, die Suche nach dem Sinn seines Lebens, und das menschliche Leiden an sich selbst und der Welt stärker in den Fokus. Der Stern urteilt: "Bodenständig, kraftvoll und mit geschickt eingestreuten Akzenten inszeniert Simons die tragischen Ereignisse rund um den greisen König, der daran zerbricht, dass er ausgerechnet die Tochter verstößt, die ihn wahrhaft liebt." 


Das Theater Luxemburg bezeichnet Johan Simons aufgrund seiner regelmäßigen Gastspiele als einen ihrer profiliertesten Stammgäste. Seit zwei Jahren ist der Niederländer nun Intendant der Münchener Kammerspiele. Daher bietet sich jetzt für die Zuschauer aus der Großregion die Gelegenheit, das renommierte Münchener Ensemble kennen zu lernen. Mit dabei sind auch zwei preisgekrönte Schauspieler aus Luxemburg: Die Namengebende Hauptrolle spielt André Jung, der, nach mehreren Ehrungen in Deutschland, 2009 mit dem Wiener Nestroy-Theaterpreis ausgezeichnet wurde. Die Frankfurter Rundschau lobte seine Interpretation des Königs, den er so spielt, "als sei es sein letzter Auftritt: sich verausgabend, um Kontrolle ringend, bis zur Unverständlichkeit keifend." Die Rolle der Cordelia gibt Jungs Tochter Marie, die im vergangenen Jahr den Preis der Luxemburger Stiftung zur Förderung junger Künstler erhielt (jf). 

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