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08.06.2016 Ralf Hoff Ralf Hoff
One Ok Rock

Arigatou Gozaimasu!

​Japans musikalischer Exportschlager Nr. 1: One Ok Rock starten aktuell in Europa durch und waren am Dienstag, den 7. Juni 2016, im den Atelier in Luxemburg zu Gast, wo sie die Fan-Herzen reihenweise haben höher schlagen lassen. hunderttausend.de hat einige Impressionen des Spektakels eingefangen.   

 
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​Denkt man an Japan, kommen einem Anime, Cosplay und Sushi in den Sinn, vielleicht noch die neusten Errungenschaften der elektronischen Unterhaltungsindustrie, mit dem musikalischen Output des etwa 10.000 Kilometer weit entfernten Inselstaates im Pazifik ist der mitteleuropäische Konzertgänger aber in den wenigsten Fällen vertraut. Maximal erinnert man sich vage an den mittlerweile abgeebbten Visual Kei-Hype oder hat neulich mal Babymetal auf einem Festival gesehen. Mit einer gigantischen Promo-Maschinerie im Rücken haben sich One Ok Rock vor Kurzem aufgemacht, das zu ändern. Erst wurde der amerikanische Markt mit der englischsprachigen Version des aktuellen Albums "35xxxv" erobert, Europa zieht nun nach - und wie bei so vielen Bands ist der obligatorische Luxemburg-Stopp ein paar Tage nach dem Auftritt bei Rock am Ring auch bei den Japanern in der Tour fest eingeplant. ​

Das recht junge Publikum rastet schon Wochen vor dem Konzert auf Facebook komplett aus - verständlich, kommt doch die Lieblingsband, die man bisher nur aus Hochglanz-Musikvideos auf YouTube kannte, endlich in die Gegend und ist plötzlich zum Greifen nah. Ob die Faszination der Zuschauer wirklich Musik und Songs geschuldet ist, oder doch eher eine gewisse grundsätzliche Japan-Affinität und die herzzereißende kawaii-ness (bitte googeln) von Frontmann Taka ausschlaggebend für den Konzertbesuch sind - geschenkt. Die Live-Qualitäten des Quartetts lassen sich nicht schmälern. Nachdem schon die - trotz des Labels Metalcore i​hrer Softness sei Dank doch recht passend ausgewählte - Vorband We Came As Romans aus Michigan einen leichten Job hat, das Publikum fachgerecht anzuheizen, wird das ganze Konzert beim Headliner zum Selbstläufer und das Atelier verwandelt sich in ein Meer aus Händen und Smartphones. 

Ecken und Kanten gibt es bei One Ok Rock - auch wenn man diese bei einem Großteil des Sets mit der Lupe suchen muss. Nun ist es aber nicht zwangsläufig der Zweck von Musik, Innovationspreise zu gewinnen oder tüchtig zu polarisieren - Partystimmung und einfach sehr, sehr gute Unterhaltung reichen aus. Irgendwo zwischen Pop-Punk, den ein oder anderen Metal-Versatzstücken und zwischenzeitlichen Balladen im Boyband-Style, die die Grenze zum Kitsch nicht immer umschiffen können oder wollen, bieten One Ok Rock vielleicht seichte, aber mitreißende Songs mit massenweise Singalongs und der ein oder anderen unschlagbaren Hook aus dem Pop-Olymp. Da ist es zu verschmerzen, dass man die Gitarrenriffs mitunter schon bei Linkin Park und den Refrain von "No Scared" ziemlich genau so schonmal bei Papa Roach's "To Be Loved" zu hören geglaubt hat. Nicht nur die erschreckende Eingängigkeit - gerade der Singles "The Beginning" und "Mighty Long Fall", die das Main-Set abschließen - sondern auch die Performance der Vier weiß zu gefallen. Bassist Ryota, der definitiv den Preis für das beste Outfit des Abends gewinnt, verbiegt sich, wo es nur geht, und Sänger Taka schafft das Kunststück, das ganze Konzert über in Bewegung zu sein, rumzuspringen und von links nach rechts über die Bühne zu laufen, aber trotzdem von wildem Gebrüll mühelos in sehr hohe Tonlagen umschalten zu können und trotz der ganzen Action kaum einen Ton zu vergurken. 

Der Siegeszug der Japaner geht vermutlich weiter. Mit der Brechstange auf international gebürstet und perfekt zugeschnitten auf eine bestimmte Zielgruppe vermarktet zu werden - selbst die hin und wieder behutsam eingepflegten Textzeilen auf Japanisch wirken manchmal wie ein Accessoire zu Gunsten des Exoten-Bonus -, darüber lässt sich bestimmt streiten. Spaß macht die Band allemal. Als Rockband sind One Ok Rock vielleicht in etwa so gefährlich wie Revolverheld, als angenehm anzuhörende und anzuschauende Lieblingsband für Otakus, J-Pop-Aficionados und Gelegenheits-Musikhörer funktionieren sie allerdings bestens. 

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