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21.01.2016 Ralf Hoff Farina Lang
Mint Mind

Kaugummi im Kopf

​​Wahlhamburger Rick McPhail dürfte vielen als Gitarrist der deutschen Diskurspopper Tocotronic bekannt sein, frönt aber in einer weiteren Band seiner Vorliebe für noch fuzzigere Gitarren: Mint Mind haben gestern in der Luke gespielt und hunderttausend.de hat die Kamera gezückt.​

 
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​In ihrem sehr überschaubaren Beschreibungstext bezeichnen die drei Mint Minds sich selbst als "Herrschaften mittleren Alters, die noch immer wissen, wie man spielt", und ihren Sound als "fuzzywuzzytrippyhippieindie". Beides trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf: Die Band wirkt – im angenehmen Sinne – durchaus ein bisschen aus der Zeit gefallen; so als hätte man sie Anfang der Neunziger in eine Garage irgendwo an der amerikanischen Westküste eingesperrt und erst jetzt wieder herausgelassen. Zwei Gitarren mit einem Meer an Effektpedalen, kein Bass, ab und zu das Mini-Keyboard und alles untermauert von unaufdringlichem Schlagzeug – mehr braucht das Trio nicht. Dabei ist der reduzierte Sound jedoch auf gar keinen Fall minimalistisch, sondern schön dicht und man stellt auch schnell fest: Mint Mind haben Hits, Hits, Hits. Die ein oder andere Hook fräst sich direkt ins Hirn und wer tanzen mag, den hindert auch nichts an der Musik. Das Luke-Publikum gehört allerdings eher zu der auf Konzerten unter der Woche naturgemäß anzutreffenden "Ich höre artig zu und nicke maximal ein bisschen mit dem Kopf"-Fraktion, was dem Spaß der Band beim Spielen aber keinen Abbruch tut.

Generell freut sich Rick McPhail - im Gegensatz zum jederzeit ernst dreinschauenden zweiten Gitarristen - unaufhörlich und plaudert zwischendurch immer mal wieder aus dem prall gefüllten Nähkästchen: So lässt sich eine gewisse Faszination für Skateboards sowie die Muppets des deutschlandweit bekannten Musikers nicht von der Hand weisen. Ricks Lieblings-Muppet ist der Fozzybär. Den mag er lieber als Faschos, die sich heutzutage auch gerne mal wie Linke anziehen und so die Leute verwirren. Generell war es früher in den 80ern einfacher, Szenezugehörigkeiten und Musikgeschmack am Kleidungsstil der Menschen zu erkennen. Und die Lacher des Publikums hat er definitiv auf seiner Seite, als er fragt, ob sich nicht doch jemand mit Bart und Batik-Shirt als Hippie zu erkennen geben möchte.

Mint Mind liefern zwar kein allzu langes Set (haben sie mit "Near Mint" doch auch erst eine Musikkassette veröffentlicht), überzeugen aber auf ganzer Linie. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die herzliche Art von Rick McPhail, der mit seiner Mischung aus Indie-Guru und Cartoonfigur, die auch noch schön verschlurfte Rockmusik spielt, definitiv punkten kann. 

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