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12.03.2016 Ralf Hoff Simon Engelbert/PHOTOGROOVE
Joe Bonamassa

Let The Music Do The Talking

​Gitarrengott Joe Bonamassa beehrte am Freitag, den 11. März 2016, die Trierer Arena. Sage und schreibe zweieinhalb Stunden ließ er seine gesamte Bandbreite vom Stapel - und hunderttausend.de hat das festgehalten. 

 
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​Blues-Rock ist auch 2016 noch salonfähig: Bands wie die Black Keys beweisen das - oder eine sehr gut gefüllte, wenn auch nicht ganz ausverkaufte Arena Trier an einem der ersten milden Märzabende. Joe Bonamassa bittet zum Tanz und sein Ruf eilt ihm voraus - der Sänger, Songwriter sowie Blues- und Hard-Rock-Gitarrist stand nicht nur bereits im Alter von zwölf Jahren mit B.B. King auf der Bühne, heute ​verfügt er über eine der renommiertesten Gitarrensammlungen der Welt, einen riesigen Output an Solo- und Kollaborations-Platten sowie einen gewissen Legendenstatus. Zu Recht, wie sich an diesem Abend zeigen soll.

Das Publikum ist auf den ersten Blick zu einem großen Teil vermutlich älter als der erst 38-jährige Künstler selbst, hin und wieder blitzen aber auch jüngere Gesichter in den Reihen auf und wünschen sich nach dem Abend bestimmt eine E-Gitarre zu Ostern ​- Bonamassa vereint die Generationen. Als ​​dieser dann mit seiner fünfköpfigen Band zu den Klängen von Johnny Cashs "Ring of Fire" die - im Vergleich zu sonstigen Arena-Shows recht spartanisch eingerichtete - Bühne betritt, ist die Freude groß. Wie der New Yorker​ Gitarre spielt, ist nicht nur für Gitarristen äußerst beeindruckend.​​ ​​Treibende Songs wie "This Train" oder "Going Down" wechseln sich mit ruhigeren Nummern ab - die sechs Musiker kosten jeden Song genüsslich aus und nähern sich mit epischen Soli am Songende gerne mal der Zehn-Minuten-Marke. Den klassischen Rock-Sound aus Gitarre, Bass und Schlagzeug mit Orgel bzw. Klavier (von Reese Wynands, "the first member of the Rock and Roll Hall of Fame who ever walked the city of Trier"), Posaune und Trompete ​zu ergänzen, steht den Nummern dabei äußerst gut zu Gesicht. 

​Joe Bonamassa liefert einfach und schleudert auch noch die kompliziertesten und flinkesten Soli mit einer Leichtigkeit eins nach dem anderen raus, als gäbe es nichts Simpleres. Außer dem ein oder anderen "Thank You" bleibt der Meister dabei die meiste Zeit über wortkarg - seine Mimik spricht aber Bände. Eine Mischung aus angestrengter Konzentration und fiebrigem Staunen mit offenem Mund hängt meist in Bonamassas Gesicht. Erst nach einer satten Stunde Musik richtet er sein Wort an das Publikum: "Danke für die Gastfreundschaft in eurer wundervollen Stadt. Ich habe sie mir heute morgen angesehen, sie ist wirklich schön. Ich lüge! Ich habe bis 15 Uhr geschlafen, mir diesen schnieken Anzug angezogen und bin zur Halle gefahren. Mehr tue ich am Tag nicht. Deswegen mache ich das Ganze hier und habe keinen verdammten richtigen Job!" Spätestens jetzt ist auch das letzte Eis zwischen Band und Zuschauern gebrochen. 

​Erst als die Herzschmerz-Ballade "Sloe Gin" am Ende in ihr episches Finale ausbricht und der Künstler das Publikum animiert, sich doch endlich zu erheben, kommt so etwas Ähnliches wie Bewegung in die Arena - hat es bisher doch nur vereinzelte Standing Ovations gegeben. Smartphones werden von Jung und Alt gezückt, es wird geschunkelt und geklatscht. Nach "The Ballad of Joe Henry" wird die Bühne kurz dunkel, bevor Joe Bonamassa & Co. mit "All Aboard" als Zugabe eine wunderbar lange, brillant vorgetragene und stimmige Rock 'n' Roll-Show beenden. In der ersten Reihe wird noch fleißig von der Bühne runter signiert, zum Schluss bekommt der Star Blumen geschenkt. Eine lebende Legende halt. 

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