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13.06.2015 Ralf Hoff Veranstalter
Blessed Hellride

Bastards & Outlaws

​Mit "Bastards & Outlaws" hat die Band Blessed Hellride Anfang Juni ihren ersten Longplayer veröffentlicht – stilecht mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne. hunderttausend.de hat einen Hördurchgang inmitten harter Riffs und B-Movie-Charm gewagt. 

 
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Die fünf Musiker sind seit 2010 unterwegs und haben nach mehreren Besetzungswechseln ein festes, fünfköpfiges Line-Up am Start. Privat wohnt man in Trier und Konz, mutiert auf der Bühne aber zum rockigen Alter Ego: Tiny Fuel, El Fritto, Jack Stoned, The Captain und  The (One and Only) Oos sind die Namen der fünf Hellrides, wenn sie ihren donnernden Sound live entfesseln. Und das mit dem Donnern kann durchaus wörtlich genommen werden: Von dem in der Gegend sonst eher anzutreffenden Indie-, Punk- und Songwriter-Volk heben sich Blessed Hellride erfrischend ab. Die Devise lautet: oldschooliger, Furcht einflößender "Heavy Rock", mit groovenden Riffs und tiefem Gesang/Gebrüll. Nach einer ersten EP nun auch auf Albumlänge.

Für "Bastards & Outlaws" hat man sich auf den in Zeiten des Internets beinahe auch schon "oldschooligen" Weg einer Crowdfunding-Kampagne verlassen, um das nötige Kleingeld für eine anständige CD-Produktion zusammen zu bekommen. Der Plan ging auf und so dröhnt die Platte erstmal ziemlich fett aus den Boxen. Beschauliches Understatement und introvertiertes Gehabe liegt den Hellrides dabei eher weniger: "Bastards & Outlaws" schöpft aus den Vollen und ist eine dicke Stunde bis zum Exzess aufgeladenen Bombasts (zumindest verglichen mit Trierer Kollegen), dicken Riffs und ausufernden Soli. 

Der Bandname kommt dabei ebenfalls nicht von ungefähr – Vergleiche mit Zakk Wylde’s Black Label Society ("The Blessed Hellride" ist ein 2003 veröffentlichtes Album ebendieser Band) sind offensichtlich und vermutlich erwünscht. Soundtechnisch kommen einem auch immer wieder Godsmack, Maiden oder vereinzelt treibenderes Material von Stone Sour in den Sinn, wenn Blessed Hellride auf dem Plattenteller rotieren. Auch die weltweit bekannteste Heavy Metal-Band Metallica findet sich bestimmt als Patch auf den Jacken der Bandmitglieder wieder – gerade in den eher balladeskeren Momenten. Ob ein Vergleich mit Lordi den Musikern schmeichelt, sei mal dahingestellt. 

Den Fuß vom Gaspedal nimmt die Band nur vereinzelt in ihrem großen Rock 'n' Roll-Zirkus: Der Closer "Back From Hell" zum Beispiel überzeugt mit gezupfter Gitarre und dreckigem Road Movie-Feeling. Stichwort "Hell": Lyrisch geht es bei Blessed Hellride um Tod und Verderben, ob es nun den Hippies an den Kragen geht oder sich Flüsse rot verfärben. Das Ganze könnte mitunter als passender Soundtrack für einen 80er-Jahre-Horrorfilm durchgehen – aber eher Backwood-Slasher als subtiler Psycho-Horror. "Auf die Fresse" statt subtiler stilistischer Abwechslung. Und vielleicht ist das der Knackpunkt, den man Blessed Hellride auf ihrem überdurchschnittlichen Debüt vorwerfen könnte: In über einer Stunde epischem "Dicke-Eier"-Rock (was hier durchaus positiv gemeint ist) mag es mitunter schwer werden, wirkliche Highlights ausfindig zu machen. Für die Zielgruppe aber ist dies mit Sicherheit eher zweitrangig und selbst der Gelegenheitshörer hat hiermit die passende Untermalung für die nächste Grill-Session samt Whiskey-Gelage auf dem nächstgrößten Festival-Zeltplatz gefunden. 

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