Stadtgespräch
17.05.2014 Moritz Riesinger Veranstalter
Tod eines Handlungsreisenden

Radikaler Bruch mit dem Regietheater

Die Hamburger Inszenierung des Klassikers "Tod eines Handlungsreisenden" ist am 20. und 21. Mai 2014 als Gastspiel am Theater Luxemburg zu sehen. Wider Erwarten hält sich der Altmeister des deutschen Regietheaters Wilfried Minks in seiner Interpretation zurück und vertraut ganz auf Arthur Millers Text sowie das Können seines Ensembles.
 
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​"Regietheater ja oder nein?" Diese Frage teilt die deutschsprachige Theaterszene in den letzten Jahren wie keine andere. Die eine Partei feiert die Selbstermächtigung der Theatermacher über den Autoren und seinen Text als ein Befreiungsschlag, der auch dem staubigsten Stoff zu neuem, viel aufregenderem Leben verhelfen kann. Die andere Seite ist genervt von Zusätzen, Streichungen und räumlichen wie thematischen Verlegungen der Handlung, die oft als Verfälschung wahrgenommen werden. Der Regisseur Wilfried Minks, der in seiner Anfangszeit als Bühnenbildner den einflussreichen "Bremer Stil" prägte, gehört eigentlich zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Regietheater. Am St. Pauli Theater in Hamburg brachte er Anfang 2012 Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden" jedoch als radikalen Bruch mit seinem Lebenswerk auf die Bühne, was in diesem Fall zurückgenommen und textnah bedeutet. 

Der "Handlungsreisende" ist fraglos das bekannteste Stück des Amerikaners Arthur Miller, für welches dieser noch im Jahr der Uraufführung 1949 den Pulitzer-Preis erhielt. Thema des Dramas um Willy Loman, den namensgebenden Handlungsreisenden, ist der American Dream und das Scheitern an ihm. Konstruiert um einen Vater-Sohn-Konflikt, wird erzählt, wie der einzelne Mensch am Versprechen von Geld und Erfolg bis zum Wahnsinn und letztlich der Lebensmüdigkeit getrieben werden kann. 

Statt an Handlung, Setting und Text viel zu ändern und seine ganz eigene, sich vom Autoren entfernende Vision des Stücks auf die Bühne zu bringen, vertraut Regisseur Minks in seiner Inszenierung ganz auf Millers Sprache und der Zeitlosigkeit des Stoffs. "Wir verhalten uns den Texten gegenüber wie Kolonialisten", kritisiert er den üblichen Stil des Regietheater. Es ist klar, dass mit einem solchen Verständnis für Regie die Schauspieler noch mehr zum Gelingen des Theaterabends beizutragen haben als sonst. Schließlich müssen sie umso mehr den nicht modernisierten Text mit Leben füllen. Auch die Hamburger Inszenierung lebt von der Mitwirkung etablierter Schauspieler wie Burghart Klaußner, der den Willy Loman gibt. Den Meisten wohl vor allem aus dem Fernsehen bekannt, wurde er nicht nur bereits zweimal mit dem Deutschen Filmpreis, sondern 2012 für seine Mitwirkung im "Handlungsreisenden" auch mit dem Deutschen Theaterpreis Der Faust sowie dem Rolf Mares Preis ausgezeichnet. ​

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