Film der Woche
16.08.2018 Sina Steiner  
Ein Dorf zieht blank

Nackte Tatsachen?

​​​Wenn im scheinbaren Vordergrund des Kinofilms die Nacktheit der Protagonisten steht, handelt es sich für gewöhnlich entweder um eine Tragikomödie, die ein ernsteres Anliegen vermitteln will, oder man bewegt sich in einem gänzlich anderen Genre. Im Film der Woche von Philippe Le Guay geht es natürlich um Ersteres. Welche Gründe die Inszenierung zum Gegenstand hat und welches Ensemble dafür zusammentrifft, erfahrt ihr hier.

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Die Landwirte des beschaulichen Dorfs Mêle-sur-Sarthe, in der Normandie, befinden sich in einer Krise. Allen Protesten und Demonstrationen zum Trotz, hat der Markt, durch immer billiger werdende Fleisch- und Milchprodukte, die Landwirte an den Rand der Existenz getrieben und damit den Niedergang der Landwirtschaft zur Folge. Der ehrgeizige Bürgermeister der Gemeinde, Georges Balbuzard (François Cluzet), sucht verzweifelt nach einer Lösung. Durch Zufall bringt es da den berühmten Fotografen Blake Newman (Toby Jones) nach Mêle-sur-Sarthe und der Amerikaner beschließt, hier sein neues Projekt umzusetzen. Bekannt wurde der Fotokünstler durch die Aufnahmen von nackten Menscheng​ruppen. Bürgermeister Balbuzard ahnt bald, dass dieses Projekt die Gelegenheit ist um die Öffentlichkeit von den Zuständen der Landwirtschaft aufmerksam zu machen und muss nur noch das Dorf davon überzeugen, nackt für den Fotografen zu posieren. 

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Nachdem wir im Film der Woche vor drei Wochen in der französischen Komödie Ein Lied in Gottes Ohr uns bereits mit dem Culture-Clash der Religionen mit der Figurenkonstellation eines Priesters, Imams und Rabbis auseinandersetzten konnten, folgt nun die Tragikomödie mit dem Spiel von nackten Landwirten. Französische Inszenierungen reizen mit Kontroversen und Provokation um damit tiefere Inhalte spielend dem Publikum zugänglich zu machen. Der französische Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Philippe Le Guay, dessen Arbeit manche hierzulande vielleicht aus dem Film Molière auf dem Fahrrad kennen, widmet sich in dem Drehbuch, gemeinsam mit Co-Autoren Olivier Dazat und Victoria Bedos,​ der prekären Situation der Landwirte in Frankreich. In vielen kleineren Nebengeschichten wird dabei das Dorf näher betrachtet, um damit einen vielseitigeren Blick auf die Situation zu bieten.​

So behandelt die Inszenierung nicht nur die Armut, sondern auch tiefere Denkstrukturen und Ängste der Bewohner, wie sich auch im Umgang mit Nacktheit widerspiegelt. Von Scham und Eifersucht, wird die Idee des nackten Gruppenbildes als Demütigung empfunden, die letztlich das bestehende Elend sehr präsent macht und den Titel mit blank ziehen in neuen Kontext stellt. Spannend ist dabei, dass die Statisterie aus tatsächlichen Dorfbewohnern besteht und dem Film mehr Authentizität verleiht. Einer der Hauptcharaktere wird dabei von François Cluzet gespielt, der 2011 mit Ziemlich beste Freunde weltweit Bekanntheit erlangte. Die bisherigen Kritiken loben dabei seine Darstellung des Bürgermeisters. ​


In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche. 

Foto: ProKino​

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