Stadtgespräch
26.06.2013 Anna Schäffer Veranstalter
Party Rocketz Soundsystem

Musik aus Eimern

​Dem aufmerksamen Partygänger sind sie vielleicht schon aufgefallen: Raketenförmige, beleuchtete Plastikboxen, die einem nahezu das Trommelfell über die Ohren ziehen. Meist in Begleitung von gut gelaunten Astronauten in silbernen Raumanzügen,, beschallten sie jüngst diverse WG-Partys und ihr erstes Event am Moselufer.​
Musik aus Eimern
 
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​Die zeitgenössische Mitnehm-Gesellschaft ermöglicht es, immer alles dabeizuhaben: Ob Smartphone, Tablet, Laptop, MP3-Player, Kindle oder Kaffee - das Alltägliche lässt sich problemlos auslagern und mit diversen Social Networks sind Freunde und Familie sets mit dabei. So allumfassend diese Entwicklung auch ist, stößt sie bei dem Thema Musikwiedergabe an ihre Grenzen. Kopfhörer in allen Preis- und Qualitätssegmenten erlauben zwar den Musikkonsum alleine, eine laute und hochwertige Wiedergabe erweist sich aber immer noch als schwierig. Das weiß auch Nick Waters, Erfinder der Rocketz: "Heutzutage geht es nur noch um Mobilität. Man hat alles dabei, aber wenn es um portable Musik geht, sind wir auf dem Stand der 80er Jahre" erklärt er.


Der gebürtige Engländer wohnt seit 15 Jahren in Trier und hat schon immer gerne als DJ aufgelegt. Nachdem er die mobilen Endgeräte für sich entdeckte, begann die Suche nach einem leichten und leistungsstarken Soundsystem. Da der Markt in der Hinsicht nicht sonderlich viel hergibt - meistens sind die Boxen zu groß, zu schwer oder zu teuer - entschloss er, die Entwicklung in die eigene Hand zu nehmen. "Ich finde es schön, dass jeder seine eigene Musik immer dabei hat, aber sie ist auch ein kulturelles Erbgut, das man teilen sollte" erklärt er, "man kann Musik so wieder befreien".


Gesagt, getan. Es folgte eine lange Entwicklungsphase: "Ich habe einen Monat damit verbracht, das Klangverhalten unterschiedlicher Musikinstrumente zu untersuchen" gesteht Nick. Letztendlich erweist sich die Form der Trommel als ideal, um den Klang bestmöglich zu intensivieren, weil die Röhrenform extrem verstärkt. Die Herstellung derart geformter Boxen wäre allerdings zu teuer. Also begab er sich auf die Suche nach schon vorhandenen Behältern: "Zuerst habe ich mit großen Pflanzenkübeln experimentiert, dann bin ich auf die Senfeimer gekommen". Die Eimer sind leicht, stabil, transportabel und extrem umweltfreundlich. Die Idee entwickelte sich zum Selbstläufer. "Immer mehr Leute hatten sich aus Interesse angeschlossen, mittlerweile sind es um die zwanzig Personen aus England, Frankreich und der Schweiz." Zu dieser Zeit gab es an die 20 Prototypen, die immer wieder verbessert wurden.


Eine Box besteht aus zwei Eimern, Verbindungselementen, sowie zwei Aluminiumplatten und wiegt gerade mal acht Kilo. Die kleinere Variante beschallt WG-Partys mit bis zu 70 Leuten, die größere packt locker 150 Partygäste. Durch die Leichtigkeit und den geringen Stromverbrauch hält der mitgelieferte Akku ungefähr 12 Stunden. "Es ist nicht nur ökologisch, weil es wenig Strom verbraucht, sondern auch, weil es aus wiederverwerteten Materialien gebaut ist", erklärt Nickt, der die Rocketz schon auf 30 Partys selbst getestet hat. Zusätzlich sind die Boxen von innen beleuchtet, was gerade durch die milchig-transparente Oberfläche der Eimer einen besonderen Effekt erzielt.


Momentan befindet sich das Soundsystem weiterhin in der Testphase, das heißt Interessierte können sich die Boxen für ihre eigenen Partys ausleihen und ausgiebig testen. "Ich möchte erfahren was Menschen davon halten und gleichzeitig die Rocketz bekannter machen", erklärt Nick, der sogar schon einen Prototyp per Post nach Mannheim geschickt hat. Wer selber mal Testpilot spielen möchte, kann sich auf der Homepage registrieren.

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