Man stelle sich vor, es stehen drei große Kartons vor der Porta Nigra. Davor liegen zwei Gitarren und ein Akkordeon. Aus heiterem Himmel öffnet sich eine Kiste, in ihr sitzt ein ein bärtiger junger Mann und gibt bekannt: "Seit ich mich erinnern kann, verbinde ich die schönsten Momente in meinem Leben immer mit Musik. Selbst auf der Bühne zu stehen und andere Menschen zum Singen und Träumen zu bewegen ist für mich die wertvollste und ehrlichste Art der Kommunikation. Ich glaube, dass meine Musik andere Menschen glücklich macht."
Der bärtige Mann ist Jochen Leuf, der mit diesen Worten seine Video-Botschaft für sein Crowdfunding-Projekt bei Startnext einleitet – nebenbei widerspricht der Diplombetriebswirte auch noch den gängigen Klischees seiner Zunft. Statt Anzug mit Krawatte trägt er T-Shirt und Gitarre, anstelle von Gewinnmaximierung steht der Wunsch, die Menschen mit Musik glücklich zu machen.
Mit der ernüchternden Wirklichkeit der Wirtschaftswelt sieht er sich aber trotz seines Werdegangs als Berufsmusiker konfrontiert: "Als freiberuflicher Musiker zur Bank gehen und einen Kredit über € 5.000 für eine EP-Produktion beantragen? Das kannst du knicken." Was also tun, wenn man dennoch gerne seine Musik auf Datenträger festhalten möchte? Die Antwort lautet in diesem Falle Crowdfunding.
Beim Crowdfunding (auch Schwarmfinanzierung genannt) wird ein Projekt vorgestellt welches auf Spenden und Fördermittel angewiesen ist. Für seine finanzielle Hilfe erhält der Spender – abhängig von der Gabe – eine Gegenleistung oder Beteiligung am Projekt. Aber auch nur, wenn der Zielbetrag zustande kommt. Andernfalls fließen die Geldmittel zu den Gebern zurück.
Im Fall von Jochen Leuf und Band sieht das konkret so aus: Jochen möchte ins Studio und eine EP aufnehmen. Hierfür benötigt er insgesamt € 5.000. Auf der zugehörigen Crowdfunding-Webseite können die Fans, Freunde und sonstige Gönner verschiedene Beträge spenden. Als Gegenleistung erhalten diese dafür die EP oder gar ein privates Wohnzimmerkonzert – je nach Höhe der Spende.
Im Prinzip kann man sagen, dass bei diesem Projekt die Fans eine CD vorbestellen und durch ihre Zahlung im Voraus die Produktion der Platte erst ermöglichen. "Du hast hier eine direkte Connection zu deinen Unterstützern. Das ist eine coole Sache", schwärmt Jochen Leuf und blickt optimistisch in die Zukunft. "Wir sind jetzt bei 3.000 angelangt und haben noch zwei Wochen Zeit. Das wird knapp, aber ich gehe davon aus, dass es funktionieren wird."
Der weitere Fahrplan für das Projekt steht jedenfalls schon fest: Aktuell befindet sich das Trio in Spanien zum Video-Dreh für die Single "Free falling". In den letzten 10 Tagen der Schwarmfinanzierung stehen noch einige Promo-Konzerte an. Bei erfolgreichem Zustandekommen wird die CD im November eingespielt und mit etwas Glück erhalten alle Finanziers ihr Exemplar der EP noch vor Weihnachten. Der offizielle Release ist für Mitte Januar 2014 geplant, so dass Ende Januar dann auch das zugehörige Event in Trier stattfinden kann.
