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04.02.2017 Philipp Lenz Julia Nemesheimer
Heisskalt Live

Euphoria

​Am gestrigen Freitagabend, den 3. Februar, kehrten Heisskalt nach ihrer ersten Frankreich-Tour mit einem Konzert im Rotondes in Luxemburg in halbwegs deutschsprachige Gefilde zurück. hunderttausend.de war mit der Kamera dabei.

 
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Ohne Vorband als einziger Akt aufzutreten, ist natürlich nicht ganz einfach, die Stimmung kann Anfangs schleppend sein. Andererseits kann man sich als Band sicher sein, dass man für jeden Gast im Fokus des Abends steht. So auch Heisskalt gestern Abend im Club des luxemburgischen Veranstaltungsortes Rotondes, eingeladen hatte das den Atelier. 

Mit dem düsteren Opener "Nacht Ein" signalisiert die Band direkt zu Beginn, dass kein fröhlich-bunter Tanz-Abend bevorsteht. Betrachtet man den musikalischen Werdegang der deutschen Rock-Gruppe wäre aber auch alles andere unpassend. Die in Sindelfingen gegründete Band startete 2011 mit der ersten EP, ebenfalls "Heisskalt" betitelt. Ihr damaliger Stil lässt sich wohl als poppiger Post-Punk-Rock beschreiben. Ein Sieg beim Bandförderpreis "Play Live" verschaffte ihnen dann 2012 einen Auftritt auf dem Southside sowie die Teilnahme an einem Bandförderprogramm. 2013 folgte dann die EP "Mit Liebe Gebraut". Zusammenfassend zeichnen sich die beiden EP's durch sehr eingängige Melodien aus und sind noch deutlich unbeschwerter unterwegs als die späteren Alben. Mit dem ersten Album "Vom Stehen und Fallen" wird die Grundstimmung der Musik dann schon dunkler, Melancholie, Wut und innere Zerrissenheit finden Einflüsse in Texte und Musik. Das ganze wird auf dem aktuellen Album "Vom Wissen und Wollen" noch ausgeprägter, eine emotionale und trostlos pessimistische Stimmung gibt den Ton an. Dadurch grenzt es sich klar von einfachem Gute-Laune-Punk ab und ist für den ein oder anderen musikalisch harte Kost. 

Live wird das ganze sehr gut umgesetzt, der Sound ist nah an den Studioaufnahmen und die Energie der Musik wirkt live noch intensiver. Der Sänger Mathias Bloech hat sicherlich keine Jahrhundert-Stimme, weiß aber trotzdem gut damit umzugehen und besitzt außerdem das Talent zu Schreien ohne unverständlich zu werden. Denn die Texte sind bei Heisskalt gut und wichtig, live sowie von Platte. 

Die Stücke wurden für das Konzert nicht verändert, lediglich der ein oder andere Song wurde etwas ausgebaut. So steigerten sich die Band teilweise in dissonante klangliche Eskalationen, fand aber immer im richtigen Moment zur Melodie zurück.

Gespielt wurden hauptsächlich Lieder des aktuellen Albums und ein paar von "Vom Stehen und Fallen". Die bekanntesten Stücke der ersten beiden EP's wurden in einem Medley etwa in der Mitte des Konzerts zusammengefasst.

In der Zugabe gab es dann nochmal zwei Stücke des ersten Albums, "Alles Gut" brachte kurz vor Ende nochmal richtig Stimmung in den Raum. Das letzte Stück "Gipfelkreuz" endet mit folgender Textpassage: "Will sagen bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser Scheißwelt". Es gibt wohl kaum eine bessere Botschaft, um ein solches Konzert zu beenden.

Die Musik von Heisskalt ist, gerade mit Blick auf das aktuelle Album, sicher nicht jedermanns Sache. Wer auf diesen düsteren, emotionalen Post-Punk-Rock jedoch einsteigt, wird mit hervorragenden Texten und durchdachter Musik belohnt. Und außerdem mit einer Band die live Spaß an ihrer Musik hat und dementsprechend alles gibt.

Trotz der nicht ganz so partyfähigen Musik war das gestrige Konzert keine Trauerveranstaltung, die Stimmung war gut und die Band wie auch das Publikum hatte sichtlich Spaß an dem Konzert. Alles in allem also ein gelungener Abend im Rotondes.

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