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16.04.2019 hunderttausend.de  
Universität Trier

„Game of Thrones“

​​Am Sonntag startete die 8. Staffel der beliebten Serie und brach mit 17,4 Millionen Zuschauern in den USA bereits Rekorde. Die Trierer Literaturwissenschaftlerin Britta Colligs analysiert die Fantasy-Reihe. ​​

 
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Millionen Fans weltweit hatten sich den 14. April 2019 wohl rot im Kalender markiert. Schließlich geht – nach fast zweijähriger Wartezeit – die Fernsehserie Game of Thrones​ nicht nur weiter, sondern auch zu Ende. In einschlägigen Internetforen finden sich allerhand Spekulationen über den Ausgang. Auch eine, die es vielleicht erahnen könnte, erlaubt sich keine Prognose: „Ich kann keine qualifizierte Einschätzung dazu treffen. Es kann alles passieren. Vielleicht bricht Westeros am Ende zusammen. Was ich mir persönlich wünsche, ist ein gutes Ende für Sansa Stark“, sagt Britta Colligs. Die Anglistin forscht seit mehreren Jahren zu Herr der Ringe, Game of Thrones und Co.. Fantasy-Romane sind auch das Thema ihrer Doktorarbeit, die sie an der Universität Trier gerade schreibt.
 
„Ab und zu wird man in akademischen Kreisen dafür belächelt, dass man sich wissenschaftlich mit Fantasy-Romanen auseinandersetzt. Aber nur, weil Drachen und Magie darin vorkommen, heißt das nicht, dass die Aussagen dieser Romane weniger wert sind.“ Ganz besonders spannend sind für Britta Colligs die Frauenrollen in „A Song of Ice and Fire“, so der Titel der Romanvorlage von Game of Thrones. Wurde der Autor George R. R. Martin nach dem Erscheinen seiner ersten Bücher noch für seine stereotype Darstellung der Frauenrollen wie der naiven Prinzessin Sansa Stark oder der wenig selbstbestimmten Mutter Catelyn Stark kritisiert, nennen einige die Thronanwärterin Daenerys Targaryen in den neueren Bänden ein Idealbild einer feministischen Figur.
 
„Diese enorme Entwicklung der Charaktere ist sicher auch einer der Gründe für die Popularität von Game of Thrones. Viele Figuren sind Außenseiter, mit denen man sich identifizieren kann.“ Game of Thrones ist voll von solchen multidimensionalen Figuren, die alles andere als perfekt sind, aber ihren eigenen Weg gehen. „Dadurch kann man viel von ihnen lernen, beispielsweise über Integrität, Werte und Moralvorstellungen“, sagt Britta Colligs.
 
Gerne zitiert die Anglistin Schlüsselstellen aus dem Roman, wie beispielsweise Tyrion Lannister: „I have a tender spot in my heart for cripples, bastards and broken things.“ Er hätte ein Herz für kaputte Personen, sagt der Kleinwüchsige, und beschreibt damit sich, aber auch viele der anderen Figuren der Fantasy-Reihe. „Das Spannende an Ice and Fire ist, dass die Kapitel aus der Perspektive jeweils eines Charakters erzählt werden. So bekommt man oft erst viel später, wenn eine Figur aus einer anderen Perspektive beschrieben wird, ein komplettes, reflektiertes Bild von ihr.“
 
Die wissenschaftliche Analyse der sechs bisher erschienenen Bände, die zwischen 800 und 2000 Seiten umfassen, ist ein Mammut-Projekt. In einem vergangenen Seminar an der Universität Trier, das dreimal so viele Anmeldungen wie Plätze hatte, haben sie und Studierende Schlüsselszenen diskutiert und Figuren miteinander verglichen. Um bestimmte Textpassagen wiederzufinden, griffen sie auch teilweise auf Zusammenfassungen der Romankapitel zurück, die in Foren zu finden sind. „Es ist erstaunlich, wie wissenschaftlich teilweise in Fan-Foren geschrieben wird.“
 
Auf jeden Fall ist Britta Colligs genauso gespannt wie Millionen anderer Fans weltweit, wie der Epos zu Ende geht. Vielleicht wird sie dann nochmal ein Seminar zu Game of Thrones anbieten. Wissenschaftlich abgeschlossen wird die Analyse aber wohl noch lange nicht sein. „Wer weiß, vielleicht gehört The Song of Ice and Fire in hundert Jahren zur Standardliteratur.“



Foto: Universität Trier

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