Gewinnspiele
15.03.2019 Jana Ernst  
Frank Carter & The Rattlesnakes

"Es sollte mir freistehen, das verdammte Leben zu führen, das ich will."

​​​​Frank Carter & The Rattlesnakes statten am Montag der Rockhal einen Besuch ab - es gibt 3x2 Tickets zu gewinnen. Mit hunderttausend.de hat Frank Carter sich vorab über das neue Album und die Band unterhalten. Außerdem hat er eine wichtige Message an unsere Gesellschaft und an alle, die noch nach ihrem Platz darin suchen.

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​hunderttausend.de: Hi Frank! Ich möchte dich zuerst nach deinem neuen Album fragen: Ich habe gelesen Blossom handele von Verlust und Modern Ruin von bröckelnden Grundfesten – Wovon handelt dann End of Suffering?

Frank Carter: Es handelt von einem verdammten emotionalen Tsunami. Davon, wie man an der Küste angespült wird und versucht sich selbst wieder zusammenzuflicken.

Und das ist dir in den letzten Jahren passiert?

Ja. Im Grunde genommen ist End of Suffering ein Album über die letzten zwei Jahre meines Lebens, über die Fehler, die ich gemacht habe und wie ich damit umgegangen bin.

Ich hoffe du hast es auch geschafft, dich wieder zusammenzuflicken.

Ich bin auf dem Weg dorthin. Das braucht Zeit, weißt du? Diese Dinge brauchen Zeit.

Würdest du sagen, dass es dir geholfen hat das Album zu machen?

Definitiv. Es hat mir wesentlich geholfen um … zu überleben und auf einen besseren Weg zu finden, auf dem ich dann anfangen konnte, mich selbst zu hinterfragen und mein Verhalten zu reflektieren. So konnte ich herausfinden, was mich an mir selbst eigentlich stört und was ich ändern wollte.

Also war es eine Art eigener Therapiestunde für dich.

Eine davon, ja.

Wenn es darum geht ein Genre für deine Band zu bestimmen, dann sagst du oft, dass du nicht in eine Schublade gesteckt werden willst. Du willst nicht nur Hardcore-Punk machen, sondern das, worauf du gerade Lust hast. Was kann man denn sound-technisch von End of Suffering erwarten?

Naja, wir wollen eben nicht in eine Schublade gesteckt werden. Wir mögen es nicht, wenn Bands es sich so einfach machen. Bei vielen Bands ist es so, dass sie einen Sound für sich finden und dann Angst haben sich weiterzuentwickeln. Jede neue Platte ist dann nur ein Abklatsch des ursprünglichen Albums. Wir wollen uns immer wieder selbst herausfordern, sowohl was den Sound angeht als auch uns als Musiker. Und wir wollen auch unsere Fans herausfordern: Die sollen es nicht zu leicht haben. Sieh es so: Wenn du eine Band hast, die du liebst, dann liebst du wahrscheinlich nicht jeden einzelnen Song und das ist überhaupt kein Problem. Es wird immer Lieder geben, die du magst und welche, die du nicht magst. Trotzdem unterstützt du die Band und die Musiker, weil du an das glaubst, was sie sagen und tun. Ich finde, so sollte es sein.

Du hast auch gesagt, das dritte Album sei das wichtigste für euch. Warum?

Wenn du beim dritten Album angekommen bist, dann hast du genug Songs, genug Musik, damit die Leute verstehen, was du sagen willst. Dann können sie sehr deutlich sehen, wie wild und waghalsig du bist und wie bedacht du die Musik auswählst, die du veröffentlichst. Mit zehn oder zwanzig Songs kann man einfach nicht genug sagen. 35 Songs reichen da schon eher aus, damit die Leute zuhören können, dich als Künstler verstehen und deinen Style und deine Entwicklung erkennen. Früher hat man einen Plattenvertrag unterschrieben und das Label hat dir Zeit gegeben, dich als Band zu entwickeln und zu wachsen. Heute kann das keine Plattenfirma mehr tun, weil sie Hits braucht um Geld zu verdienen, Songs, die gestreamt werden. Ein Künstler bekommt gar nicht mehr die Chance sich zu entwickeln. Schau doch mal zurück auf die außergewöhnlichen Künstler, die noch keine verdammte Hit-Single auf ihrem ersten Album hatten. Elton John zum Beispiel: Der hat drei Alben gebraucht, um einen Hit zu produzieren und er ist einer der größten Songwriter aller Zeiten. Ich frage mich, wie viele Elton Johns wir verloren haben, weil sie nicht die Chance hatten sich als Künstler zu entwickeln.

Crowbar ist der erste Song des neuen Albums, den ihr bereits veröffentlicht habt. Du singst darüber, dass man sich nicht von der Gesellschaft in eine Schublade stecken lassen, sondern einfach man selbst sein soll.

Genau, 100 Prozent.

Ich habe mich gefragt, ob es ein bestimmtes Ereignis gab, das dich inspiriert hat diesen Song zu schreiben.

Mh… Gib mir einen Moment zu überlegen, wie ich das erklären kann… Ich selbst bin römisch-katholisch aufgewachsen. Das Leben in diesem religiösen Rahmen sagt einem im Grunde genommen, dass man nichts tun darf außer Gott zu verehren und ein verdammter guter Christ zu sein. Viele Verhaltensweisen werden verurteilt, obwohl sie ganz natürlich sind. Ich habe versucht mein Leben zu leben und zu entdecken, wer ich bin, wer ich sein will, wie ich mein Leben führen will. Welche Art Mann ich sein will. Ich hatte das Gefühl, wo immer ich hinschaute, war dieser patriarchalische und gesellschaftliche Druck, der mir sagte, alle meine Handlungen und Entscheidungen seien falsch und abscheulich. Das hat mich krank gemacht. Ich meine, ich bin ein guter Mensch, ein guter Mann, und es sollte mir freistehen,​ das verdammte Leben zu führen, das ich will. Zu küssen wen ich will, zusammen zu sein mit wem ich will, meine Tochter so großzuziehen, wie ich will. Ich sollte mich nicht davor fürchten meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich denke, das hat den Ausschlag gegeben Crowbar zu schreiben.

Ich mag den Song sehr und bin schon gespannt auf das ganze Album. Aber noch eine Frage zu deiner Band: Nachdem du Frank Carter & The Rattlesnakes gegründet hast, hast du gesagt, du willst dich nicht mehr hinter einem Bandnamen verstecken. Wie geht es dir mit dieser Entscheidung heute, drei Alben später?

Ich fühle mich sehr gut damit. Ich bin ein wichtiger Teil der Band und jetzt an einem Punkt angelangt, an dem ich den anderen Bandmitgliedern helfen kann ihre Rolle zu verändern. Dean ist eine unglaublich wichtige Person für die Rattlesnakes. Er und ich sind die Band. Eigentlich sollten wir Frank & Dean & The Rattlesnakes heißen. Das ist der Punkt, an dem wir uns gerade befinden. Er spricht im Moment mehr mit der Presse, als er es vorher je gemacht hat, damit die Menschen auch seine Ideen und Perspektiven hören können. Dean ist wahnsinnig komisch und einer meiner besten Freunde.

Dann habe ich nur noch eine kurze Frage an dich: Wird man bei euren Konzerten schon ein paar der neuen Songs hören?

Ja, wir spielen fünf neue Songs.

Fünf. Das sind ganz schön viele.

Ja, wir spielen eine Menge neuer Lieder. Aber die kommen bisher sehr gut an, das genießen wir. Es ist verdammt aufregend.

Also bekommt ihr sehr positive Reaktionen?

Die Reaktionen sind überwältigend positiv. Ich weiß nicht was zur Hölle gerade los ist, das habe ich noch nie gesehen. Bei Modern Ruin haben wir auch neue Songs gespielt, aber die waren zu dem Zeitpunkt schon veröffentlicht. Da haben wir zum Beispiel Lullaby in die Setlist aufgenommen und es hat eine Weile gedauert, bis die Leute das wirklich genossen haben. Wenn wir jetzt Crowbar spielen, dann explodiert der ganze verdammte Raum. Oder Stücke wie Tyrant Lizard King, Kitty Sucker und Heartbreaker – die Leute feiern das, sie interessieren sich für das, was wir tun. Das ist da Beste für einen Künstler, das kann man nicht kaufen. Es ist sehr wertvoll. Wir haben wirklich Glück.


​Zusammen mit der Rockhal Luxemburg verlost hunderttausend.de 3x2 Tickets für das Konzert am 18. März 2019.​

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​​​​​​​​Tickets gibt es im Vorverkauf für 24,00 Euro zzgl. Gebühren.​ Hier gehts zum Vorverkauf.​


Foto: Daniel Alexander Harris

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