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31.03.2019 hunderttausend.de  
Universität Trier

Fit fürs Studium

​Mehr als 50 Flüchtlinge ins Studium gebracht: Die Universität Trier hilft jungen Menschen aus Krisenregionen, ihren Weg zu finden – ob in den Hörsaal oder in die Ausbildung. 
 
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Abdulkader Alshehabi ist etwas flau im Magen. Gerade hat er eine mehrstündige Sprachprüfung hinter sich gebracht. Besteht er sie, könnte er schon in wenigen Wochen sein Wunschstudium Informatik aufnehmen. Schafft er die Prüfung nicht, muss er weiter Deutsch lernen und den Einstieg in das Studium verschieben.

Dass der 23-Jährige gut drei Jahre nach seiner Flucht vor dem Krieg in Syrien eine gute Perspektive auf ein Studium hierzulande hat, verdankt er dabei unter anderem dem Programm der Universität Trier für Flüchtlinge „Fit fürs Studium“. Mehr als 150 junge Menschen, etwa 90 Prozent von ihnen sind aus Syrien geflohen, haben Projekt-Koordinator Aziz Yüksek und das Uni-Team bislang betreut. 52 Teilnehmer studieren bereits, davon zwölf an der Universität Trier. Ein Teil hat sich entschieden, in einen Beruf einzusteigen oder eine Ausbildung begonnen. Andere arbeiten noch daran, die Voraussetzungen für den Einstieg in ein Studium zu erfüllen.

„Natürlich freuen wir uns, wenn die Teilnehmer später an unserer Universität oder an der Hochschule Trier studieren wollen. Aber das ist keine Bedingung. Wir wollen ihnen in erster Linie helfen, ihren Weg zu finden“, resümiert Aziz Yüksek, der die Flüchtlinge dauerhaft betreut. Die Sprachkurse stehen im Mittelpunkt des Programms, das in Kooperation mit der Hochschule Trier durchgeführt wird. Ergänzt werden sie durch individuelle Sprachhilfen an der Universität – organisiert durch die Abteilung „Deutsch als Fremdsprache (DaF)“. 

„Sprachkenntnisse sind unverkennbar die größte Hürde auf dem Weg in das Studium. Wir unterstützen den Spracherwerb ergänzend durch individuelle Lernberatungen. Dazu analysieren wir den Kenntnisstand der Teilnehmer und beraten sie, wie sich ihre persönlichen Sprach-Stolpersteine aus dem Weg räumen lassen“, erklärt DaF-Mitarbeiterin Dr. Renate Freudenberg-Findeisen. Diese tiefgehende Beratung ist nur dank des ehrenamtlichen Engagements von DaF-Studierenden möglich, die den angestellten Hilfskräften zur Seite stehen. Letztlich profitieren davon auch die DaF-Studierenden, indem sie ihre theoretischen Kenntnisse aus dem Studium in der Praxis der Sprachvermittlung anwenden können.

Diese Erfahrungen sind intensiv, denn sie müssen sich auf sehr unterschiedliche Sprachniveaus der Teilnehmer einstellen. Eines trifft aber fast durchgängig auf alle Lernenden zu: Das Schreiben fällt den Flüchtlingen in der Regel schwerer als das Sprechen. Auch schriftlich sattelfest zu sein, ist aber für ein erfolgreiches Studium ebenso unabdingbar wie weitere Kenntnisse und Fertigkeiten. Daher beinhaltet „Fit fürs Studium“ über die Sprache hinausgehende Kurse. Immer freitags kommen die Teilnehmer an der Universität beispielsweise zu Schreibwerkstätten zusammen, sie werden mit der Bibliothek vertraut gemacht, entwickeln persönliche Lernstrategien, lernen zu debattieren und zu argumentieren oder wie man Präsentationen erstellt.

Die heute 23-Jährige Syrerin Shaimaa Alolabi hat das alles schon weit hinter sich gelassen. Sie ist eine der Teilnehmerinnen, die bereits innerhalb eines Jahres ihr Sprachniveau auf C1 und damit für ein Studium fit gemacht hat. Sie studiert bereits im vierten Semester Rechtswissenschaft an der Uni Trier und arbeitet seit Anfang des Jahres als wissenschaftliche Hilfskraft einer Professur. 

Die Studentin wünscht sich eine Einbürgerung als deutsche Staatsbürgerin. Nur so könnte sie Richterin werden – einer ihrer Berufswünsche. Ihr​ Landsmann Abdulkader Alshehabi wartet noch auf die Ergebnisse der Deutschen Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH). Dennoch ist auch er zuversichtlich, dass er die DSH-Hürde nimmt und bald als Student im Hörsaal sitzen kann. Sollte es in diesem Anlauf nicht gelingen, geht die Welt nicht unter. „Aziz Yüksek und seine Mitarbeiter haben mir und den anderen Teilnehmern immer geholfen, wo sie nur konnten. Wer durch die Prüfung fällt, wird für den nächsten Versuch noch intensiver vorbereitet.“

Weitere Informationen gibt es hier​



Foto zVg: Universität Trier

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