Die Gründe, auf ein Tote-Hosen-Konzert zu gehen, sind sicherlich vielfältig: Nostalgie, Gruppengefühl oder sich ein bisschen punkig fühlen und hinzu kommt der große Erfolg, den die Combo aus Düsseldorf seit ihrer Gründung und speziell in den vergangenen Jahren mit "Tage wie diese" hat. All das führt zu einem hochgradig durchmischten Publikum: Von ganz jung bis nicht mehr taufrisch, vom Punk über adrett gekleidete junge Damen, von Luxemburgern bis Deutschen ist eine riesige Bandbreite an unterschiedlichen Charakteren zu beobachten. Gerade kleinere Gruppen von Freunden feiern noch bis in die letzte Reihe die Band und das Gefühl, das diese in jedem Einzelnen auslöst. Bier ist natürlich ein wichtiger Bestandteil, weswegen man eine beständige Wanderung, auch während des Mainacts, in die Vorhalle zum Getränkestand und wieder zurück beobachten konnte.
Dank Videoübertragung und riesiger Leinwände konnte man in der geräumigen Rockhal auch von der letzten Reihe aus das Geschehen auf der Bühne mitverfolgen, das mit "Bonnie & Clyde" direkt mit einem Klassiker begann. Zum Einstimmen ging es direkt weiter mit "Liebeslied" und "Auswärtsspiel". Um vor dem multikulturellen Publikum zu glänzen, bemühte sich Campino in den ersten Ansagen nicht um Worte auf luxemburgisch oder französisch, sondern sprach stattdessen auf "Zulu" - versteht eh kaum jemand in diesen Breitengraden und mit der Übersetzungshilfe versteht man dann doch, dass er eigentlich nur gefragt hat, wie es den Leuten so geht. Alte Stücke, etwa "35 Jahre" vom 88er Album "Ein kleines bisschen Horrorschau", mischen sich mit neueren - eigentlich erlebte man eine Werkschau über 33 Jahre Die Toten Hosen, mit bekannten Sing-Alongs und weniger bekannten B-Seiten durchzogen von englischsprachigen Covern wie "Should I Stay or Should I Go" von The Clash oder "I Feel Fine" von The Beatles. Dadurch war für jeden etwas dabei - seien es diejenigen, die erst mit den letzten Platten eingestiegen sind oder jene, die vornehmlich in ihrer Jugend die Alben der Hosen rauf und runter gehört haben. Klassiker wie "Alles aus Liebe" oder "Hier kommt Alex" durften natürlich in der Setlist nicht fehlen.
Violine, Cello und Piano begleiteten live als Überbleibsel des Projektes "Entartet" mit der Robert-Schumann-Musikhochschule die Band bei einigen Liedern. "Echte Musiker" auf der Bühne zu haben, wie Campino sagte, birgt natürlich nochmal neue Qualitäten und lässt Songs wie "Nur zu Besuch" und "Unsterblich" nochmal in ganz neuem Gewand erscheinen.
Neben der Konfetti-Kanone nach "Tage wie diese" und der "Fan singt 'Paradies'"-Aktion fehlte nichts für ein mitreißendes Hosen-Konzert. Man könnte sagen, das "Testspiel", das innerhalb von nur 24 Stunden restlos ausverkauft war, war ein voller Erfolg. Die Toten Hosen haben trotz ihrer langen Bühnenkarriere wieder einmal bewiesen, dass sie sich zu recht als Liveband betrachten, denn das können sie: live die Halle so richtig zum Beben bringen.