Film der Woche
23.08.2018 Sina Steiner  
Blackkklansman

Der Ku-Klux-Klan sieht schwarz

Spike Lees neuestes und seit mehr als einem Jahrzehnt nicht-dokumentarisches Feature begeistert die Filmbranche und sorgt für Aufsehen. Wie ein afroamerikanischer Cop den Ku-Klux-Klan infiltriert, welche originellen Konstellationen es gibt und welches Cast im Film mitwirkt, erfahrt ihr im Film der Woche. 

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​Mitte der Siebziger Jahre wird Ron Stallworth (John David Washington) als erster Afroamerikaner beim Polizeidepartment in Colorado Springs angenommen. Während er zunächst an Undercover-Einsätzen bei Veranstaltungen der Black-Power-Bewegung arbeitet, beschließt der junge Polizist, angeregt durch eine Anzeige in der Zeitung, den Ku-Klux-Klan zu kontaktieren. Trotz einigem Widerspruch seiner Kollegen, macht es sich Ron zur Aufgabe, die stärker werdende Vereinigung als verdeckter Ermittler zu infiltrieren und aufzulösen. Mit einigem Geschick gelingt es ihm telefonisch Mitglied zu werden und in der Klan-Hierarchie aufzusteigen. Dies führt sogar so weit, dass er sich schließlich für die Leitung der lokalen Niederlassung in Colorado bewirbt. Natürlich funktioniert das Spiel nur solange er keinen persönlichen Kontakt zu den Mitgliedern hat. Als es zu einem unmaskiertem Treffen kommt, springt sein jüdischer Kollege Flip (Adam Driver) ein und lässt die Ermittlung zu einer der skurrilsten Investigation der Polizeigeschichte werden. 

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Wahrheit ist seltsamer als Fiktion, das erkannte schon der berühmte Schriftsteller Mark Twain. So sollte es eigentlich nicht mehr verwundern, dass Spike Lees aktuelle Veröffentlichung auf einer Autobiografie basiert. Es handelt sich um das Buch Black Klansman von Ron Stallworth aus dem Jahr 2014, dessen Erlebnisse hier wiedergegeben werden. Der Film ist dabei nicht nur Biopic, sondern kombiniert durch die kuriosen Figurenkonstellationen sehr geschickt die Genres Komödie und Krimi miteinander. Der US-amerikanische Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent, Spike Lee, ist bekannt für die Inszenierung von gesellschaftspolitischen Themen. Dabei steht allen voran der Rassismus, wie beispielsweise bei Malcom X von 1992 mit Denzel Washington. Nun ist es John David Washington, der in der Hauptrolle zu sehen ist.

Auch wenn Lee in der Vergangenheit aufgrund seiner zuweilen klischeehaften Darstellungen Vorurteile gegen ethnische Gruppen vorgeworfen wurden, sind die Kritiker vom neuen Film begeistert. Bei seiner Premiere im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes im Mai 2018 gewann er den Großen Preis der Jury und damit nach der Goldenen Palme den wichtigsten Preis des Wettbewerbs. Bereits im Dezember 2017 hatte das Branchenblatt Variety BlackkKlansman auf die Liste der am meist erwarteten Filme 2018 gesetzt. Bei der Film-Datenbank IMDb liegt er bei einer 7,9 von 10 möglichen Sternen.

In Deutschland fielen die Rezeptionen ähnlich positiv aus. Filmkritiker und Radiosprecher Patrick Wellinski sagte im Gespräch bei Deutschlandfunk Kultur dazu: Das ist ein furchtloser Film, er ist wütend und clever und wichtig für unsere Zeit. Er betrachtete den Film sowie die Ehrung durch die Filmfestspiele als ein Statement an Donald Trump. Denn gerade die Darstellung von David Duke​, der von Topher Grace (War Machine, Interstellar) gespielt wird, zeigt die anhaltende Aktualität der gesellschaftspolitischen Umstände. Duke, als prominenter amerikanischer Neonazi und Grand Wizard der Organisation Knights of the Ku Klux Klan, hatte sich im November 2016, nachdem Trump zum US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gewählt worden war, für einen Platz im US-Senat beworben und Trump öffentlich Unterstützung zugesagt, wovon dieser sich nicht distanziert hatte. Die durchdachte Inszenierung kombiniert eben nicht nur Genres miteinander, sondern auch Unterhaltung mit ernsten Themen und das allein ist eine Kunst für sich. 

So sind sich die Kritiken einig, dass es sich bei BlackkKlansman um eine der besten Arbeiten von Spike Lee handelt, die auch mit der Leidenschaft des Ensembles und dem lässigen Look der 70er Jahre das Publikum überzeugen kann. 

In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.

Foto: Universal Pictures

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