Interviews
15.08.2018 Sina Steiner  
Uriah Heep

Das Rock ’n’ Roll-Leben

​Im Herbst kommt die britische Hardrock-Legende Uriah Heep mit ihrem 25. Studioalbum in die Europahalle. Zum Release des Albums konnte hunderttausend.de im Gespräch mit Keyboarder Phil Lanzon (links) mehr über ihr Rezept als bestehende Band erfahren und den Künstler, der seit 1986 mit dabei ist, näher kennenlernen. ​

 
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hunderttausend.de: In diesem Herbst veröffentlicht ihr eurer 25. Album Living the Dream. Bist du, nach 32 Jahren mit der Band, noch nervös neue Songs für die Fans zu spielen?

​​Phil Lanzon: Nein, guter Gott, nein. Nervosität kommt nicht mehr wirklich auf. Es ist eher eine Frage des Vergnügens. Da wir die ganze Zeit Musik schreiben, haben wir also immer Platten gemacht und es ist uns eine Freude, die neuen Songs unseren Fans zu präsentieren, die schon lange loyal sind. Aber genauso macht es Spaß die alten Uriah Heep-Klassiker zu spielen. Es ist sehr wichtig für uns, nicht nur Material auf CD oder digital aufzunehmen, sondern auch live aufzutreten. Immer wenn wir die neuen Songs spielen, schauen wir auf die Reaktion der Menge und das war bisher sehr gut.  

Wenn du sagst: „wir schreiben Musik“, welcher Ablauf verbirgt sich dahinter? Kannst du etwas mehr über den Songwriting-Prozess erklären?

Nun, was wir machen ist, ich und Mick, wir entwickeln neue Liedern. Wir haben beide eigene Ideen, seine Gitarrenideen und meine Keyboard- und Songideen. Wenn es an der Zeit ist, mit dem Schreiben zu beginnen, kommen wir zusammen und stellen alle Ideen vor um davon auszuwählen, welche uns am besten gefällt. Von dort aus beginnen wir zu arbeiten. Normalerweise fangen wir mit der Musik an, weil wir beide Musiker sind und damit natürlich zuerst daran denken. Dann, wenn wir die Musik wirklich mögen, werden wir anfangen über die Melodie nachzudenken. Normalerweise finde ich eine Melodie, wenn sie uns gefällt, arbeiten wir härter daran, bevor wir anfangen den Text zu schreiben. Er bildet das letzte Element.

Hast du bei der Vielfalt eurer Songs irgendwelche Favoriten oder verändern sie sich im Laufe der Zeit?

Es ändert sich ein bisschen. Es gibt natürlich Favoriten aus der Vergangenheit der letzten 15 oder 20 Jahre. Andere waren gut, schafften es aber nicht ganz. Wir neigen dazu, die Grundlage dieses Gedankens in unserem gegenwärtigen oder zukünftigen Schreiben zu verwenden. So nehmen wir zum Beispiel die Original-Vorlagen von Uriah Heep aus den 70er Jahren und behalten sie im Gedächtnis. Dann legen wir die neueren Songs ein und übernehmen, was wir von ihnen mögen. Im Grunde nehmen wir alles, was aus der Vergangenheit gut war und gehen von dort mit neuen Ideen aus, mischen alles in einem Mixer und es kommt so heraus, wie wir es wollen.

In diesem Jahr hast du dein Solo-Debut If you think I'm crazy! veröffentlicht! Gibt es einen Grund, warum du so lange auf ein Solo-Projekt gewartet hast? Außerdem habe gehört, dass du bereits am nächsten arbeitest?

Ich habe nicht wirklich gewartet. Es ist mir erst vor 18 Monaten oder 2 Jahren in den Sinn gekommen, ein Solo-Projekt zu realisieren. Als sich eine Gelegenheit ergab und Uriah Heep nicht am Arbeiten war. Also dachte ich, ich werde diese Zeit nutzen und ein paar Lieder zusammenstellen. Ein paar Songs hatte ich sogar schon. Es erschien besser, sie sofort aufzuzeichnen als sie auf einem Regal stehen zu lassen. Ja, ich habe gerade die Backing Tracks für das neue Soloprojekt gestartet. Es wird zu Weihnachten fertig sein und im neuen Jahr erscheinen.

Also ist der Zeitplan mit Uriah Heep normalerweise sehr eng, dass es keine Zeit gibt für andere Projekte?

Ja, das stimmt. Uriah Heep ist eine Vollzeit-Band. Wir machen immer etwas: Wenn wir nicht touren, spielen wir auf Festivals. Wenn wir nicht auf Festivals sind, machen wir Werbung. Wenn wir keine Werbung machen, schreiben wir Songs. Wir haben wirklich keine großen Zeiträume für andere Projekte. Eine Gelegenheit kam auf, bei der ich zwei oder drei Wochen Zeit hatte. Also habe ich sie genutzt und meine Songs geschrieben. Für das aktuelle Soloprojekt von mir stecke ich alles zwischen die Festivals und Tourneen, die wir machen.

Kannst du mir etwas über einen typischen Tag auf Tour erzählen?

Oh, das hängt natürlich von der Länge der Reise ab. Wenn wir am Morgen oder am Abend im Hotel ankommen, checken wir ein, trinken ein paar Bier, haben ein paar Lacher und ein bisschen Geschrei. Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon. Am nächsten Morgen stehen wir auf, normalerweise ist der Soundcheck am Nachmittag und die Show dann am Abend. Dann geht es weiter in die nächste Stadt. Manchmal haben wir ein bisschen Freizeit. Die anderen Jungs bleiben im Hotel und schauen Fernsehen oder so, aber das ist nicht so meins. Ich mag es, durch die Großstadt oder Stadt zu laufen, um Fotos zu machen und dann für fünf Minuten in mein Zimmer zurückzukehren.

Gibt es eine Zeit, in der du aufhören möchtest zu touren oder vielleicht das Gebiet auf Europa beschränkst?

Nein, ich denke, das Touren wird immer weitergehen. Weil es das ist, was wir machen. Die einzige Regelung wird sein, nicht für lange Zeiträume zu touren, da wir keine 18 mehr sind. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Aber ich weiß, dass wir noch viel vor uns haben.

Hast du im Laufe der Jahre Veränderungen an den Fans bemerkt? Gibt es beispielsweise einen Unterschied beim Durchschnittsalter zwischen den einzelnen Ländern?

Es gibt eine Veränderung. Vergiss nicht, dass die Band schon lange existiert. Bei einigen Konzerten sehen wir drei Generationen von Fans, Großvater, Vater und Sohn. Es ist großartig. Und es ändert sich mit dem Land, aber es ist nie wirklich dasselbe. Von Jugendlichen zu sehr alten Fans. Sagen wir mal so: Wir haben viele Fans jeden Alters.

Wie gehst du mit Kritik um?

Ich liebe es. Jeder muss K​​ritik bekommen. Was bringt es, wenn jeder sagt, wie großartig und wundervoll du bist. Da muss jemand sein, der sagt: „Hmm, ich glaube nicht, dass das sehr gut ist.“

Da du schon lange im Musikbusiness bist, hast du irgendwelche Tipps für junge Künstler?

Das ist eine sehr gute Frage, denn für alle Musiker oder Leute, die ins Geschäft gehen wollen, gilt: Es ist das schlimmste Geschäft der Welt, glaub mir. Für uns ist es einfacher, weil wir einen festen Namen haben. Aber wenn es um jemanden geht, der es versuchen will, muss ich ihm die Wahrheit sagen: Du gehst in eine Schlangengrube. Es gibt nur wenige Industrien, die härter sind als die Musikindustrie. Vielleicht ist die Filmindustrie die Schlimmste, aber die Musikindustrie ist ein guter zweiter Platz. Du musst hart und absolut leidenschaftlich sein bei dem was du tust. Wenn du nicht leidenschaftlich bist, tu es nicht. So einfach ist das. Du musst an alles glauben, was du tust und spielst. Du musst es wollen. Du musst für viele Schläge bereit sein. Das ist alles, was ich sagen kann. Es ist der einzige wirkliche Rat, den du jemandem geben kannst, der gerade anfängt. Glaubst du daran? Willst du es machen oder nicht? Wenn sie mit Ja oder Nein antworten können, wissen sie, wohin sie gehen.

Wir drücken auf jeden Fall die Daumen für die Tour und freuen uns auf das kommende Konzert am Samstag, den 03.11.2018, in der Europahalle​. ​Weiter Infos zum Auftritt & den Tickets gibt es hier​. ​​


Foto: Richard Stow​

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