Film der Woche
20.09.2018 Sina Steiner  
Kleine Helden

Abenteuer der Liebe

​Heute kommt der französische Dokumentarfilm in die deutschen Kinos. Das Regiedebüt der Journalistin Anne-Dauphine Julliand entwickelte sich in Frankreich zu einem Erfolg und fand so seinen Weg in weitere Länder. Welche Geschichten dahinterstehen und was genau der Film erzählen möchte, erfährt man in unserem Film der Woche.​​

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Im Fokus stehen fünf Kinder mit unterschiedlichen, tödlichen Krankheiten. Die jungen Protagonisten Ambre, Camille, Charles, Imad und Tugdual sind zwischen sechs und neun Jahre alt. Der Film lässt die Zuschauer an ihren Lebensalltagen teilnehmen und ihre Lebensphilosophien sowie den Umgang mit der Krankheit kennenlernen. Welche Vorstellung vom Leben haben sie und was denken sie über den Tod? Das Umfeld, wie beispielsweise die Eltern, wird dabei nur in der Interaktion mit dem Kind gezeigt, sodass im Mittelpunkt ​der Erzählstruktur stets die Protagonisten stehen.​

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So sehr das Thema Tod vor allem bei Kindern zunächst erschrecken mag, ist die Botschaft des Films eine ganz andere. Journalistin und Regisseurin Anne-Dauphine Julliand porträtiert das Thema mit einem klarem, aber auch sanften Blick und versucht damit einen Dialog zu eröffnen. Während in der Gesellschaft der Tod häufig verdrängt und vom Leben abgekoppelt wird, möchte die Journalistin  in einer positiven Art und Weise auf ihre Verbundenheit aufmerksam machen. Sie möchte dem Tod und den damit einhergehenden Ängsten auf einer anderen Weise begegnen und sie damit gewissermaßen überwinden. Im Fall einer tödlichen Krankheit spielt das Bewusstsein um die Endlichkeit scheinbar gezwungenermaßen eine viel größere Rolle. Aus diesem Grund steht für Julliand die Sorglosigkeit eines Kindes in Anbetracht des Schicksals im Mittelpunkt und verdeutlicht das Filmmotiv: „Wer krank ist, hört nicht auf, glücklich zu sein.“ ​
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Das dargestellte Verständnis der Französin hat seinen Ursprung in ihrer eigenen Geschichte. In dem​ Buch Deine Schritte im Sand: Das kurze, aber glückliche Leben meiner Tochter von 2010, schreibt sie über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse mit der Diagnose einer tödlichen Krankheit bei ihrem zweiten Kind. Schon dort formuliert Julliand​​ ihre Botschaft und sagt dazu in einem Interview: „Professor Bernard sagt einen schönen Satz: Man muss dem Tag Leben hinzufügen, wenn man dem Leben keine Tage mehr hinzuzufügen vermag. Das heißt nicht: Jeden Tag etwas Ausgefallenes zu unternehmen. Es heißt, alles mit Liebe zu tun, jeden Moment zu nutzen. Einen Tag nach dem anderen zu leben und nicht über diesen hinauszuschauen.“

​Über das Feedback und den Erlebnissen zum Buch entschied sich die Autorin dazu, das Thema erneut zu porträtierten. Diesmal aus der Sicht der Kinder und mithilfe eines Films. Somit entstand der Dokumentarfilm Et les Mistrals gagnants - der deutsche Verleihtitel Kleine Helden erscheint dem Film nicht gerecht zu werden. Der Originaltitel nimmt Bezug auf den Song Mistral gagnant des populären Chansonniers Renaud Séchan, dessen Lied auch im Film einige Schlussszenen musikalisch hinterlegt. Darin geht es um einen Vater, dem die Flüchtigkeit der Zeit bewusst wird. Damit lässt die Regisseurin für einen kurzen Moment doch noch eine erwachsene Perspektive in ihren Film. ​


 In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.


​​Foto: Little Dream Entertainment​

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