Film der Woche
21.09.2016 tamtam-trier.de  
24 Wochen

Leben oder Tod

​Am 22. September 2016 startet das Drama "24 Wochen" von Anne Zohra Berrached in den Kinos. Die Entscheidung einer Familie, ein behindertes Kind zur Welt zu bringen, steht dabei im Fokus der Arbeit. Unser Film der Woche im Broadway Filmtheater. 

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​Astrid (Julia Jentsch) ist erfolgreiche Kabarettistin und erwartet gemeinsam mit ihrem Mann Markus (Bjarne Mädel), der gleichzeitig ihr Manager ist, das zweite Kind. All das wirkt sehr bilderbuchhaft, bis zu dem Moment, als der werdenden Mutter in der 24. Schwangerschaftswoche von ihrer Ärztin mitgeteilt wird, dass ihr ungeborener Sohn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Trisomie 21 und einen schweren Herzfehler haben wird. In Deutschland ist es gesetzlich festgelegt, dass Frauen, die Kinder mit Behinderung auf die Welt bringen, sich bis zum Einsetzen der Wehen dafür entscheiden können, das Ungeborene nicht lebend zu gebären. Im Laufe des Films ist man nah dran an den Protagonisten, ihren Sorgen und den Dilemmata, in denen sie stecken. Diskussionen werden geführt, sowohl zwischen dem Paar, mit der Mutter und anderen Personen. Am Ende steht der Satz "Ich weiß auch nicht, ob es richtig oder falsch war, vermutlich beides ein bisschen." 

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Das packende Drama greift das Thema authentisch auf. Die junge Regisseurin legt mit dem Film ihre Abschlussarbeit an der an der Filmakademie Baden-Württemberg vor. Premiere feierte das zweite Werk von Berrached auf der Berlinale 2016, hier lief der Film im Wettbewerb und erfuhr großes Lob von Kritikern wie Publikum. Durch den Einsatz von Handkameras ist man als Zuschauer immer nah dabei, improvisierte Dialoge tragen ihr übriges dazu bei, den Film und vor allen Dingen den schwierigen Entscheidungsprozess glaubwürdig rüberzubringen. Dabei setzt Berrached auf eine Mischung aus Fiktion und Dokumentation, was sich insbesondere durch Spezialisten und Experten auszeichnet, die als Laiendarsteller ihre Auftritte haben. So bekam "24 Wochen" das Prädikat 'Besonders Wertvoll' von der Deutschen Film- und Medienbewertung verliehen. In der Begründung wird nicht nur das Handwerk hoch gelobt, allen voran das "fantastische Spiel" Jentschs sowie Bjarne Mädels, der "ein mehr als ebenbürtiger Partner" ist. Der Text schließt mit den Worten: "24 Wochen ist ein mutiger und konsequent erzählter Film, der auch nach dem Kinobesuch noch lange nachhallt und tief unter die Haut geht." Im Interview mit der Zeit fasst die Regisseurin zusammen, dass ihr Film vor allen Dingen informieren soll und sie damit eine offene Diskussion anstoßen wolle. Die Kost ist schwer verdaulich und birgt sicherlich keinen lauschigen Popcorn-Kinoabend, dafür bereitet er ein Thema auf, dass allzu oft verschwiegen wird und das doch jeden treffen kann. 

In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater stellt hunderttausend.de regelmäßig den Kinofilm der Woche vor.


Foto: Friede Clausz, Zero One Film GmbH

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