Interviews
31.01.2016 Vincenzo Sarnelli Veranstalter
David Becher vom VPT

"Jetzt erst recht"

​Am 28. Februar besucht das VPT die Europahalle in Trier und interpretiert das Hörspiel "Die drei Fragezeichen und der Phantomsee". hunderttausend​.de sprach im Interview mit David J. Becher (Bild: Vorne) über das Tourleben und darüber, warum es das Vollplaybacktheater​ fast nicht mehr gegeben hätte. 

 
Image

​hunderttausend.de: Lieber David vom VPT, ihr seid zurück in Trier. Willkommen in der Moselstadt.

David J. Becher: Hallo, liebes Trier. ​Dankeschön. Wir sind auch immer wieder gerne bei euch.

​Ihr wart ja jetzt schon öfter da. Schon was von der Stadt gesehen?

Na, man ist ja von der Europahalle direkt in der Altstadt. Da sind wir schon mal rauf und runter spaziert. Ich glaube, wir sind auch schon einmal auf einer Tour vor Weihnachten im Rahmen eines Weihnachtsmarkt-Tests auf dem in Trier gewesen. Die Test-Kategorien waren Reibekuchen, Glühwein und die Atmosphäre. Ich weiß aber nicht mehr, wie Trier abgeschnitten hat. Ansonsten versacken wir gerne in der Broadway Bar direkt an der Europhahalle (lacht). 

Du hast es angesprochen. Wenn man auf Tour ist und jeden Abend woanders spielt, kann man sich die Vorkommnisse und Begebenheiten in den Städten merken, oder hat man für die Interviews einfach immer eine andere Phrase parat, die man dann sagen kann? 

(lacht). Neeeeee. Wir sind zwar schon eine ganze Weile unterwegs, aber meistens sind wir ja in vielen Städten immer wieder und dann auch in der gleichen Halle. Wir waren ja schon wer weiß wie oft in der Europahalle. Und dann lernt man verschiedene Menschen kennen. Zum Beispiel einen bestimmten technischen Leiter in Trier. Wenn es also anfängt, menschlich zu werden, dann merkt man sich schon Sachen. Ansonsten ist es natürlich manchmal so, dass einem der Hallenname nicht direkt einfällt oder man sich nur noch daran erinnert, welche Farbe der Teppich in der Garderobe hatte. Es ist ein kleines Puzzlespiel der Erinnerungen. 

Lass uns auf eine kleine Begebenheit kommen, an die man sich gar nicht so gerne erinnert. Ihr wolltet Anfang 2015 schon mal nach Trier kommen, musstet aber absagen. Was war los?

Unser damaliger Tourneeveranstalter ist mit den Vorverkaufserlösen auf seinem Konto insolvent gegangen, also komplett an die Wand gefahren. Damit war dann unsere Tour geplatzt. Es war ein strubbeliges Jahr, das hinter uns liegt, möchte ich sagen. Wir haben dann erstmal alles versucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Man kann schon sagen, dass es kurz davor war, dass es kein VPT​ mehr gibt. Aber - Toi, Toi, Toi - mit viel Unterstützung und Zureden, haben wir es dann doch nochmal geschafft.

Und da sind wir auch sehr froh drum!

Wir auch (lacht).

In eurem Pressetext zur neuen Show steht, dass ihr auf "ComeComeBackBack"-Tour seid. Das musst du uns aber trotzdem näher erläutern. 

Wir hatten 2013 eine Abschiedstour gemacht. Wir waren da 15 Jahre unterwegs und haben einfach gemerkt, dass unser Schaffen zu einer "Kreativroutine" wird. Wir wollten mal raus und den Kopf frei machen. Es ging aber relativ schnell, dass uns die Ideen wieder gepackt haben. Als wir nicht mussten, ist uns wieder viel Neues eingefallen (lacht). Deshalb sind wir Ende 2014 los und haben dann eben was mit der Filmtonspur gemacht und eine Show zum Film "Pulp Fiction" entwickelt. Das war also wirklich mal was anderes als vorher. Und das war der Comeback-Plan. Dass dieser dann ausgerechnet Anfang 2015 wegen dieser Geldgeschichte platzt, war doppelt bitter. Allein deshalb war schon relativ schnell klar, dass wir nicht in den Sack hauen sondern eher erst recht weiter machen. Deshalb also: ComeComeBackBack. Comeback Teil 2. Die Vorzeichen stehen gut und wir kommen auch nach Trier. Juchuh!

Ihr seid also seit 18 Jahren auf Tour. Erzähl uns mal deine speziellste Tourgeschichte...

Das Tolle am Touren ist, dass man sich ein bisschen wie ein Outlaw fühlt. Man wohnt in einem umgebauten Doppeldecker-Bus, zieht durch die Lande, ist kurz da und auch schnell wieder weg. Eine Story, die mir einfällt, ist, dass wir mitten in der Nacht auf einer Landstraße lang gefahren sind. Es hat angefangen zu schneien und wir sind an einem etwas steileren Straßenstück in einem Dorf mit dem Nightliner hängen geblieben. Wir haben dann mit Metallteilen von unserem Bühnenbild mitten in der Nacht die Straßen frei gekratzt. (lacht). Das war schon eindrucksvoll. Und der Busfahrer ist dann mit Anlauf die Straßen rauf. Respekt auch an unsere Busfahrer. Und was mir noch einfällt ist, dass wir mal früh morgens in eine Vollsperrung auf der Autobahn gekommen. Da war ein Kieslaster umgefallen. Dem Fahrer war nichts passiert, zum Glück, aber die ganze Straße lag voller Kies. Wir standen also da. Das Wetter war gut, der Sonnenaufgang war wunderschön. Und wir sind ja im Nightliner total gut ausgestattet. Und dann haben wir uns ein Bierchen geschnappt, mit dem THW geplaudert und hatten einen guten Morgen auf der Autobahn. Es sind also die Straßenerlebnisse. Ich könnte noch stundenlang weitererzählen, glaub ich. (lacht)

Jetzt seid ihr zurück auf der Bühne und habt die drei Detektive im Gepäck. Worum gehts in eurem Programm?

Im Prinzip geht es um einen Schatz und um einen mysteriösen Mann namens Java Jim. Einer von dem man nicht genau weiß, wer er eigentlich ist und was der so macht. Aber es geht auch gleichzeitig um eine Zeitreise und eine Art Schizophrenie. Wir machen ja immer aus 50 Minuten Hörspiel eine 90-minütige Show. Die Hälfte haben wir also dazu gebastelt. Und außerdem haben wir das Hörspiel ein bisschen aufgeräumt. Am Ende war es nämlich etwas schwierig eine ordentliche Reihenfolge der Ereignisse zu finden. 

Es reicht also nicht, sich einfach das Hörspiel anzuhören und am 28. Februar zuhause zu bleiben.

Sagen wir so: Es ist eine gute Vorbereitung auf die Show. Es macht schon Sinn, sich das nochmal anzuhören. Und wenn man dann schon mal dabei ist, dann kam man sich Loriots Ödipussy, Zurück in die Zukunft und die ein oder andere Folge Monty Python anschauen. Und noch ein bisschen Baywatch und grob Herr der Ringe. So als Vorbereitung für die Show. (lacht)

Wir müssen uns also darauf einstellen, dass jemand mit nacktem Oberkörper in Zeitlupe über die Bühne läuft, wie in Baywatch?

Möglicherweise.... 

Bei dieser Vorstellung fällt mir keine Frage mehr ein. Vielen Dank für das Gespräch und wir freuen uns auf euren Auftritt in Trier. ​

Bildgalerie



Karte anzeigen