Interviews
11.04.2015 Vincenzo Sarnelli  
TBB Trier

Herkulesaufgabe

Der Riese wankt. Die TBB Trier hat mit ihrer Insolvenz hart zu kämpfen. Nachdem es Ende März beinah täglich neue Hiobsbotschaften für die Fans des Basketball-Bundesligisten gab​, war es in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden. Zum Stand der Dinge sprach hunderttausend.de mit Guido Joswig, dem Pressesprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters​ Prof. Dr. Dr. Thomas Schmidt.

 
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hunderttausend.de: Herr Joswig, Die TBB Fans müssen dieser Tage sehr stark sein. Die vorläufige Insolvenzverwaltung ist angeordnet und das Verfahren geht seiner Wege. Vielleicht können Sie den Weg skizzieren, was bisher passiert ist, seitdem Sie die Geschäfte übernommen haben.
Guido Joswig: Seit dem 20. März 2015 müssen sämtliche Geschäfte und Handlungen der TBB von dem vorläufigen Insolvenzverwalter Prof. Dr. Dr. Thomas Schmidt genehmigt werden. Der wichtigste Punkt war bisher natürlich die Aufrechterhaltung des Spiel- und Geschäftsbetriebes. Auch der Erhalt der Lizenz war wichtig, um die Saison zu Ende spielen zu können. Die BBL hat dann ja auch positiv entschieden, dass das passieren kann. Ein weiterer wichtiger Schritt war es, die Lizenzbeantragung für die Pro A, das heißt für die zweite Liga, fristgerecht einzureichen. Auch das konnte in großer Teamarbeit bewerkstelligt werden. Vorsorglich muss man bis nächsten Monat zusätzlich die Lizenzbeantragung auch für die erste Liga, die BBL, vorbereiten. Auf Grund des Punktabzugs der BBL und der beiden letzten Niederlagen ist die Wahrscheinlichkeit aber hoch, dass wir nächste Saison für die Pro A planen müssen. Was das Insolvenzverfahren anbelangt, so ist vorgesehen, dass das Gutachten des Insolvenzverwalters zum Monatsende abgegeben wird und zum 01.05. dann das Insolvenzverfahren auch eröffnet wird.

Viele Fans treibt natürlich auch die gewisse Frage um, wer nun Schuld an der Misere hat. Können Sie in der derzeitigen Lage dazu schon etwas sagen?
Viel kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Auch weil das ganze ein Nicht-Öffentliches Verfahren ist. Aber grundsätzlich lässt sich festhalten, dass hier sehr viele Faktoren zusammengekommen sind, sodass man zu dieser Aktion, also dem Gang zum Insolvenzgericht, gezwungen war.

Wie ist der derzeitige Stand der Mannschaft? Sie hatten auf einer der letzten Pressekonferenzen angedeutet, dass Sie hoffen, dass die Abwerbeversuche gegenüber Spielern aufhören. Ist, nachdem Vitalis Chikoko das Team verlassen hat, mittlerweile zumindest in der Hinsicht Ruhe eingekehrt?
Diese Unruhen, vor allen Dingen durch Spielerberater verursacht, waren schon sehr intensiv und teilweise sehr störend. Die Dinge, die zum Weggang von Vitalis Chikoko geführt haben, waren nicht schön. Da wurde mit sehr harten Bandagen vorgegangen, bis hin zum Fehlen im Training. Es gab auch weitere Unstimmigkeiten, aber es ist gelungen die Truppe beisammen zu halten, sodass wir davon ausgehen, dass die Mannschaft bis zum Ende der Saison zusammen im Training und bei den Spielen auf dem Parkett spielt. Großer Dank gilt dabei auch den Trainern Henrik Rödl und Thomas Päch, die in diesen schwierigen Zeiten Herkulesaufgaben zu bewältigen haben und das alles auch mittragen müssen.

Jetzt ist der Insolvenzverwalter ja erst mal da, um eine Insolvenz zu verwalten, nebenbei muss aber der Sport immer im Fokus bleiben. Zum Beispiel Planungen für die nächste Saison auch in personeller Hinsicht. In wie weit sind Sie da involviert und können dazu einen Stand der Dinge vermelden, sowohl was vielleicht den Spielerkader, beziehungsweise Trainerstab angeht, als auch was in der Geschäftsstelle passiert oder passieren wird.
In die rein geschäftlichen und finanziellen Dinge sind wir involviert. Was das Sportliche anbelangt, müssen das die Entscheidungsträger der TBB auf den Weg bringen, und damit dann auch die Frage nach Trainern und Spielern. Das sind Dinge, die für die Zukunft entschieden werden müssen, von den Leuten, die diesen Weg dann auch mitgehen. Und da ist man momentan dran im Austausch mit uns die Strukturen und Voraussetzungen zu schaffen, dass es mit dem Profi-Basketball in Trier auch nächste Saison weiter geht.

Arbeiten denn die aktuellen Verantwortlichen noch an diesem Weg mit?
Natürlich braucht man jetzt auch noch die Leute, die bisher verantwortlich waren, um in irgendeiner Form das Ganze nach Vorne zu bringen. Wie die Strukturen insgesamt dann in Zukunft aussehen und welche Personen das Ruder dann mit in die Hand nehmen, das werden die nächsten Wochen recht zügig zeigen.​

Die Lizenz für die Pro A wurde beantragt.  Viele Fans befürchten jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir die TBB Trier in der nächsten Saison zumindest in der zweithöchsten Spielklasse sehen werden, gar nicht so hoch liegt. Wie sehen Sie die Chancen?
Wir sind recht zuversichtlich, dass die notwendigen Strukturen geschaffen werden können und dass letztendlich für die nächste Saison hochklassiger Basketball in Trier gesichert werden kann. Da arbeiten alle mit Hochdruck dran. 

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