Stadtgespräch
28.08.2015 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
Rocketz in der Saarstraße

Rocketz an Basis in der Silicon Saarstraße

​Nicolas Waters, Ideengeber und Erfinder des Rocketz Soundsystems, hat in der Saarstraße einen Laden eröffnet. "Laden" ist vielleicht das falsche Wort. Es ist Packstation, Abholort, Werkstatt und Büro zugleich. Im weitesten Sinne also eine Basis.

 
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Ideen entwickeln sich. Sie sind manchmal ein kleines Samenkorn und mit etwas Geduld und guter Pflege kommt am Ende eine fertige Pflanze raus. Klingt pathetisch, ist aber eine gute Metapher, die sich auf die Entwicklung des Rocketz Soundsystems anwenden lässt. Als Nicolas Waters vor gut fünf Jahren die Idee für ein portab​​les Soundsystem hatte, welches sich der Resonanz vorhandener Dinge bedienen sollte, ahnte er, dass seine Idee eine zukunftsträchtige ist. Transportable Musik war nicht erst mit der Entwicklung der ersten Bluetooth-Boxen mit Akku ein Thema. Schon in den 90ern waren Bilder von Menschen mit Ghetto-Blastern, in die ungefähr 394 Batterien gehörten, ein gerne genommenes Klischee. Waters Anspruch an seine Idee war so simpel, aber auch so schwierig in der Umsetzung: leicht und transportabel, mit einem Sound, der eine Party für 50-100​ Personen beschallen kann. 

Die Idee, Eimer als Resonanzkörper zu verwenden, ist daher schlichtweg genial. Die Rocketz sind auf Trierer WG-Partys und auch größeren Veranstaltungen wie den vergangen MiezKiez-Events im Mergener Hof der Hit. "Die Leute kommen nicht selten zu mir und sagen: Keine Party mehr ohne Rocketz", lacht der Erfinder. Dass diese Entwicklung aber auch Resultat von harter Arbeit ist, versteht sich von selbst. Waters ist Sound-Tüftler auf der Suche nach dem allerbesten Kompromiss. Viele der Boxen. die es heute zu kaufen gibt, sind immer nur in die ein oder andere Richtung gut. Klein, aber der Sound ist schlecht, oder guter Sound, aber viel zu groß. Der Engländer, der mittlerweile seit 15 Jahren in Trier wohnt, ist bis heute auf der Suche nach der Perfektion. Seine Rocketz gibt es in unterschiedlichen Größen für unterschiedliche Formate. Am vergangenen August-Wochenende hat er mit seinen Boxen den Innenhof des Exhauses beim Streetfood-Market beschallt. Eine einfache Regentonne wurde dafür zum Subwoofer umfunktioniert, damit auch ordentlich Karacho hinter der Musik ist. Es hat funktioniert.

Der Laden in der Saarstraße ist puristisch, aber passend eingerichtet. Er hat 40 Quadratmeter, was aufgrund der stapel​baren Eimer vollkommen ausreicht. Vorne ist Büro, Packstation und Geschäftsraum, hinten befindet sich die Tüftler-Werkstatt, in der der Besitzer zusammen mit mehreren Studis an seinen Boxen baut. Der Anspruch von Waters an den Laden war, dass er innenstadtnah ist. Die Saarstraße ist für ihn ein bisschen die Straße der Ideen, der Start Ups: "Mit dem Bastelladen, Hong and Friends oder Graf Streibel und jetzt uns sind hier Geschäfte von Leuten, die neue Ideen ausprobieren wollten. Der Biomarkt sorgt für gesunde Ernährung und Heidemman Fahrrad Laden für  ökologische Bewegung. Das passt alles sehr gut. Wir leben hier in der Silicon Saarstraße". Angelehnt ist das an den Silicon Valley im südlichen Teil der San Francisco Bay. Die Region ist der bedeutendste Standort der IT und High-Tech-Welt. Diese Analogie versieht Waters sicher auch mit einem Augenzwinkern. Und dennoch glaubt er daran, dass die Entwicklung neuer Ideen und Start Ups das ist, was die Menschen voran treibt. Für ihn war von Anfang an klar, dass er die Rocketz zu seinem Hauptberuf machen will. Deshalb war für ihn auch der Schritt nicht so groß, jetzt eben genau das zu tun. Drei Jahre hatte er die Arbeit an den Rocketz durch einen Informatiker-Job in Luxemburg finanziert. Sein Antrieb: In zwei Jahren will ich einen Laden eröffnen. Und heute, zwei Jahre später? Hat er genau das getan. ​

Zukünftig werden die Rocketz auch deutschlandweit online ausleihbar sein. Derzeit arbeiten die Macher an einer neuen Homepage sowie an Verteilstationen in europäischen Städten. Konkret heißt das, dass man derzeit schon in Berlin und bald auch in Zürich, im neuen Jahr sogar in Barcelona die Rocketz in der Pick-Up-Station abholen kann. Auch der Kauf eines Rocketz-Sets, bestehend aus zwei Boxen und einem Verstärker, soll zukünftig möglich sein. 

Darüber hinaus geht auch die Entwicklung der Rocketz weiter. Noch kleiner sollen sie werden, ohne an Sound und vor allem an Bass zu verlieren. Für Nicolas Waters gibt es keinen Stillstand. Ideen wollen weiter entwickelt und verfolgt werden: "Unsere Rocketz werden mittlerweile zu unterschiedlichsten Zwecken ausgeliehen. Parties, Hochzeiten, sogar Beerdigungen. Und nach jeder Veranstaltung kommt Feedback zurück. Es ist wie eine Knetmasse. Mit jeder Handlung ändert sich das Ergebnis ein bisschen. Langfristig wollen wir immer mehr Modelle für immer mehr Parties". Und mehr feiern ist ja grundsätzlich ein erstrebenswertes Ziel. Für ganz Trier. 

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