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09.08.2015 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
Rocco del Schlacko 2015

Saarland wunderbar!

​Vom 06. bis 08. August glühten im Saarland bei Püttlingen die Sauwasen. Nicht nur das heiße Wetter war dafür verantwortlich. Die Bands auf dem Rocco del Schlacko Festival sorgten für eine kochende Atmosphäre​. hunderttausend.de hat sich ins Getümmel gestürzt und ein paar Bilder mitgebracht. 

 
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​Das Rocco d​​​el Schlacko in Püttlingen ist eine besondere Veranstaltung. Nicht nur, weil das Festival bei vielen Bands sehr beliebt ist und in den Wäldern direkt an der Autobahn A8 einfach eine chillige, entspannte Atmosphäre bietet. Sondern auch, weil man das Gefühl hat auf einem großen Familientreffen zu sein. Es scheint so, als wären alle Saarländerinnen und Saarländer zwischen 16 und 40 Jahren auf dem Festival. Und jeder kennt sich. Auch deshalb ist das Festival bei Nicht-Saarländern sehr beliebt, denn das Ambiente überträgt sich. In diesem Jahr konnte das Rocco einen Ausverkauf melden - 24000 Besucherinnen und Besucher rockten zu Bands wie den Donots, The Offspring oder den Beatsteaks. 

​Der Donnerstag ging bereits rockig los. Bei bestem Wetter spielten Against Me!​ um Sängerin Laura Jane Grace auf der Hauptbühne. Und sie bewiesen, dass sie eine gute Eröffnung für das Rocco del Schlacko waren. ​Schon im Anschluss folgte das Erste von vielen Highlights. Die, durchaus kontroverse, Band K.I.Z. ​​​legte richtig los. ​​Die Rapper Tarek, Maxim und Nico, die grade mit ihrem neuen Album "Hurra, Die Welt Geht Unter" die Nummer Eins der deutschen Album-Charts stellen konnten, begeisterten auf den Sauwasen mit ihren provokanten Songs. Das Publikum zeigte sich durchaus textsicher und trug die Band durch das Konzert. Als die Kombo die aktuelle Single "Hurra, Die Welt Geht Unter" zusammen mit dem Sänger Henning May von AnnenMayKantereit anstimmte, merkte auch der Letzte, dass die Band mehr kann als Provokation. Mit The Offspring folgten im Line-Up echte Punk-Heroen. Die Zusammensetzung beim Rocco zeigte sich auch in diesem Jahr durchaus flexibel ohne aber den roten Faden zu verlieren. Die Mischung aus deutschen und ausländischen Bands konnte trotz einer Genre-Bandbreite von Hip-Hop zu Post-Hardcore begeistern - für Jede und Jeden war etwas dabei. The Offspring zeigten trotz sichtbar gehobenem Alter, dass sie von ihren Fähigkeiten nichts verloren hatten. Eine Setlist voller bekannter Hits und ein textsicheres Publikum taten ihr Übriges. Der Weg war also bereitet für den Hauptact am Donnerstagabend. Mit Kraftklub fand eine Band den Weg ins Saarland, die bereits vor drei Jahren die Bühne auf den Sauwasen rocken durften. Waren sie 2012 noch im Nachmittagsprogramm vorgesehen, spielten sie 2015 als Headliner beim Rocco. Kometenhaft ist der Aufstieg von Kraftklub in diesen drei Jahren immer weiter fortgeschritten, zu einer der größten deutschen Bands. Mit Hits wie "Randale" oder "Ich will nicht nach Berlin" fackelten Kraftklub ein Feuerwerk nach dem Anderen ab. Mit AnnenMayKantereit beendete auf dem Ponyhof, der zweiten, kleineren Bühne des Rocco del Schlacko, ein absoluter Geheimtipp der deutschen Musikszene den ersten Tag. Mit der Mischung aus zurückhaltendem Indie-Pop-Rock und der großartigen Stimme ihres Sängers Henning May ist die Band einer der Newcomer in diesem Jahr und dazu ein krönender Abschluss eines wunderbaren Festivaltages. ​

Getrübt wurde dieser nur durch einige Unstimmigkeiten bei der Anreise und Camping. Leichte Änderungen gegenüber den letzten Jahren führten zu längeren Wegen von den Park-Möglichkeiten zu den Zeltplätzen. Auch die Anreise war nicht ungefährlich, führte sie durch auspackende und tragende Festvival-Besucherinnen und -Besucher. Die Tatsache, dass nichts passierte, zeigte jedoch, dass die Veranstalter ihre Ordner gut geschult hatten. 

​Der Freitag zeigte sich von seiner richtig heißen Seite. Schon früh am Morgen knackte das Thermometer die 30 Grad Marke. Dies führte auch dazu, dass die ersten Bands Schmutzki und die H-Blockx vor einem kleinerem Publikum auftreten mussten - der Bereich hinter dem ersten Wellenbrecher befand sich direkt in der Sonne und wurde so zum brütend heißen Rock-Ofen. Viele Besucherinnen und Besucher verbrachten den Tag lieber im Schatten, der Veranstalter sorgte für Wasser-Nachschub, damit die Flüssigkeitszufuhr gesichert war. Leider kam es trotzdem zu einigen hitzebedingten Einsätze für das Rote Kreuz. Insgesamt jedoch blieb die Veranstaltung ruhig mit wenigen Verletzungen. ​​Nicht nur vor der Bühne war es heiß. Auch auf der Stage kochte die Stimmung. Mit Funeral For A Friend, den Donots und den Dropkick Muphys folgten drei richtige Bretter im Line-Up. Vor allem die Donots konnten mit ihrer Show begeistern. Die Band gab alles auf der Bühne oder beim Crowd-Surfen. Ein Wahnsinns-Konzert, dass für große Freude im Publikum sorgte. Die im Interview mit uns angekündigten Staubraketen mussten jedoch ausfallen, da der Boden vor der Bühne mit Steinen befestigt wurde.  Die Donots forderten ihre Fans stattdessen zum Rock-Triathlon heraus. Die Disziplinen: Auf der Stelle tanzen, auf dem Boden sitzen und trocken rudern, in die Luft springen und Wasser (oder Speichel) in die Luft spucken. Saarland Asozial? Saarland wunderbar! Nach den Dropkick Murphys, die, wie Kraftklub, schon 2012 auf den Sauwasen gespielt hatten, folgte der Freitag-Abend-Headliner Marteria. Der Berliner spielte Hits wie "OMG" oder "Endboss" - die Zuschauer auf den Sauwasen waren außer sich vor Freude. Während des Auftritts zeigte sich jedoch ein weiteres Wetterextrem. Nachdem es tagsüber unfassbar heiß war, folgte nun ein Gewitter mit Platzregen, das so heftig war, dass das Konzert abgebrochen werden musste. Grade als Alter-Ego Marsimoto, der Rapper mit der grünen Maske, die Bühne betrat, blitzte und donnerte es so heftig, dass der Veranstalter die Konsequenzen zog und die Festival-Besucher aufforderte in ihre Autos zu flüchten. Die Evakuierung ging relativ ruhig und gesittet von statten. Da die Autos leider relativ weit vom Gelände weg geparkt waren, waren die Menschen trotzdem schnell durchnässt. Ein weiterer Auftritte am Freitagabend von der Band Heisskalt wurde ebenfalls abgesagt, jedoch am Samstagnachmittag nachgeholt. 

Der Samstag blieb, trotz Regen und Gewitter in der Nacht, heiß. Leider waren aufgrund des Sturms nicht wenige Zelte und Pavillons in Mitleidenschaft gezogen worden, sodass bereits am Mittag viele den Weg nach Hause suchten. Die Dagebliebenen konnten das Line-Up am letzten Festival-Tag genießen, dass auf der Hauptbühne mit Razz begann. Auf dem Ponyhof, der zweiten Bühne, legten Heisskalt ihr Nachholkonzert aufs Parkett. Auf der Hauptbühne mussten Prinz Porno, alias Prinz Pi, und Ignite ebenfalls mit der Nachmittagshitze kämpfen. Ganz im Zeichen Berlins stand​ dann der Rest des Abends. Spätestens ab dem Auftritt des Farin Urlaub Racing Teams, war der Platz vor der Bühne wieder gefüllt. Mit den Beatsteaks folgte eine Band, die im Festival-Bereich zu den Beliebtesten zählt. Denkwürdig auch, dass Farin Urlaub mit den Beatsteaks nochmal zusammen die Bühne betrat und somit dem Festival einen letzten Höhepunkt verpasste. 

Das war das Rocco del Schlacko Festival 2015. Die Neu-Auflage folgt am 11. bis 13. August 2016. Die ersten "Wildcard"-Tickets dafür sind schon erhältlich. 

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