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23.10.2016 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
Audio88 & Yassin im Mergener Hof

Who wants to live forever

​Am Freitag Abend, dem 21. Oktober 2016, kassierte der Mergener Hof in der Trierer Innenstadt einen gepflegten Abriss. Verantwortlich waren die Hochwürden von Audio88 & Yassin, die mit ihrem Album "Halleluja" auf Tour sind. Für hunderttausend.de war es ein Abend mit tollen Bildern und einigen Erkenntnissen.

 
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​Erkenntnis Nummer eins: Wenn man eine Umfrage im Keller des Mergener Hofs durchführen würde, wer damals bei StudiVZ, Gott habe es selig, in der Gruppe "Wenn mein Kind Hip-Hop hört, kommt es ins Heim" war, dann würden mindestens 20 Prozent zustimmen (müssen). Deutschsprachiger HipHop ist mittlerweile ein Thema für alle geworden. Die Band-Shirts auf solchen Konzerten erstrecken sich von den Beginner über Love A bis hin zu den Suicidal Tendecies. Und niemand schämt sich. Eine gute Entwicklung. Das Publikum hätte locker auch zu einem Love A-Konzert gepasst und auch dort wäre es nicht peinlich gewesen. Ein Aufweichen von Klischees und Schubladen ist eine gute Sache. Vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass Audio88 & Yassin einwandfrei singen können: "Zu unsern Beats nur Pogo oder Hip-Hop-Hände". Das führt uns zu Erkenntnis zwei: Auf Hip-Hop-Konzerten darf sich bewegt werden. Und zwar mehr als Kopfnicken. Bei Audio88 & Yassin wird getanzt, gepogt, gesprungen. Das, was ein gepflegtes Konzert mit jungen Leuten eben braucht. Wunderbar. Übrigens ist es beim Support Mädness & Döll nicht anders, nur um direkt den Einwurf zu zerstreuen, dass es beim Hauptact irgendwie eine Besonderheit gewesen ist. Beide Bands werden gefeiert bis zum geht nicht mehr. Und das vollkommen zurecht, reißen doch beide Acts eine Show vom Allerfeinsten ab. 

Erkenntnis drei: Audio88 & Yassin dürfen "Who Wants To Live Forever" von Queen als Intro spielen. Es ist nicht peinlich. Es ist keine "Gotteslästerung". Und man muss es ihnen spätestens dann verzeihen, wenn man sieht, dass auf der Bühne zwei Kanzeln aufgebaut sind und beide Künstler die Messe in Priester- und Mönchs-Outfit beginnen. Man möchte aus dem Lachen kaum noch raus kommen. Doch beim ersten "Amen" des Krachers "Halleluja" vom gleichnamigen Album, ist das Staunen vorüber und man stürzt sich kopfüber in den spektakulärsten Gottesdienst, den der deutsche Hip-Hop gesehen hat. Erkenntnis vier: Spätestens als Audio, Yassin, Mädness und Döll alle zusammen auf der Bühne stehen um Songs wie "Ich sterbe für Hip-Hop", den KIZ Gassenhauer "Was würde Manny Marc tun" oder "Asia Box" abfeiern, ist das Ding durch, die letzten Körner gegeben, der Schweiß rinnt von der Decke. Erkenntnis fünf: Audio88 & Yassin dürfen gerne wieder nach Trier kommen. Einhellig die Meinung all derer, die das Konzert über abgefeiert haben. Halleluja. Amen. 

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