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14.08.2015 Jimi Berlin Veranstalter
Jawknee Music mit neuem Album

Vorwärts mit Backgrounds

​​Unter dem Namen Jawknee Music hat Johannes Steffen seine mittlerweile zweite Platte aufgenommen. Der Sänger, Gitarrist und Schlagzeuger, der mit den Bands A Hurricanes Revenge oder Model for Monument eher härtere Töne zwischen Punkrock und Alternative anschlägt, zeigt auf seinem neuen Solo-Album "Backgrounds" wie schon auf dem gelungenen Vorgänger "My Turn" seine großen Qualitäten als Singer/Songwriter, Gitarrist und nicht zuletzt als hervorragender Sänger, der die lauten wie die leisen Töne beherrscht.

 
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Seit Chuck Ragan die Akustik-Gitarre auspackte, gehört es für Punkrocksänger quasi zum guten Ton, Singer/Songwriter-Alben aufzunehmen. Auch ganz pragmatische Aspekte spielen eine Rolle beim Solotrip. Niemand, der einem rein redet, das Bier wegtrinkt und auch keine „Ich hätte da noch eine Idee“ - Gitarristen, die die Studiomiete explodieren lassen. Außerdem entwickeln sich manche Songs nur mit Gitarre oder Klavier begleitet in unerwartete Richtungen - es darf dann auch mal schön klingen. 
Auf jeden Fall präsentiert Jawknee Music mit "Backgrounds" ein hervorragendes Album, das sich hinter Dave Hause, Frank Turner und Konsorten nicht verstecken muss. 
Der Albumtitel und das Cover mit der persönlichen Plattensammlung winken mehr oder weniger mit dem Holzhammer. Da ist einiges gehört und aufgesogen worden in all den Jahren. 
Abgeliefert wird folgerichtig ein Rundumsorglos-Folk/Indiesongwriter-Paket, das einem schon beim ersten Hören ein Grinsen ins Gesicht zimmert. Zwischen Uptempo und mellow werden jede Menge Überraschungen und Hooklines angeboten, getragen von einer spürbaren Energie und Begeisterung für die eigene Sache. 
Egal, welchen Song man sich aus dem Album herauspickt, jeder hat seine eigenen Qualitäten und an keinem gibt es irgendetwas zu meckern. 
Der Opener "Only Fool" und auch der zweite Track "Time Machine" sind, wie auch andere Songs des Albums, mit Drums, E-Gitarren und Bass eingespielt, das volle Programm also, ohne die Singer/Songwriter-Attitüde aus den Augen zu verlieren. Zwei Songs, die zum Einstieg locker leicht rocken - irgendwie genau richtig für den Sommer, einen Tag am Strand ​mit eiskaltem Bier und den Kopfhörern auf. Das fast schon hymnische "Obstacles" leitet dann die akustische Phase des Albums ein. Mit Synthiestreichern und Klavier dezent untermalt, merkt man spätestens jetzt, dass hier jemand ziemlich viel zu erzählen hat. Backgrounds eben. Nachdem man sich mit den Songs "Anchor", "It's getting dark" und "Somebody" gerade in eine melancholische Lagerfeuer/Festival-Stimmung hineingehört hat, drückt "Revelation" mit Rock-Drums und flirrenden Gitarrenlicks wieder mehr aufs Pedal. Neben den ausgezeichneten Songs sind es vor allen Dingen diese Stimmungswechsel und die Vielfältigkeit, die einen beim Hören nicht aussteigen lassen. Auf fast jedem Track lässt sich etwas Besonderes entdecken, interessante Gitarrenparts, mehrstimmiger Gesang oder eine kleine Glockenspielmelodie, die hängen bleibt. 
Dazu eine Stimme, die angenehm rauh auch mal an ihre Grenzen geht. Es fällt von daher einigermaßen schwer, irgendeinen der Titel auf der Platte herauszuheben. Vielleicht "Pretty Girls Talk"​, eine bluesige Uptempo-Nummer mit Akustik- und E-Gitarre, von der man sich vorstellen kann, dass sie so manchen Club in Brand setzt. Insgesamt ist Backgrounds von Jawknee Music ein sehr gutes Album, das mit Folk, Rock- und Indieeinflüssen spielt und jede Menge hervorragender Songs anzubieten hat.

Album Release ist am 29.08. live im ExHaus.   

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