Stadtgespräch
10.12.2015 Farina Lang Farina Lang
Schließung der Genussgesellschaft

Nicht nur ein Job, auch ein Zuhause

​Und plötzlich war die Tür geschlossen. Dieses​ Bild zeigte sich vielen Gästen, die am Dienstag, den 01.Dezember 2015, vor der Tür der Genussgesellschaft in der Nagelstraße standen: statt einladenden Schaufenstern, welche in die gemütliche Atmosphäre einluden, nur noch braunes Packpapier. Die sehr spontane Schließung hat viele betroffen. hunderttausend.de hat mit der gastronomischen Leiterin Sandra Leidner gesprochen. 

 
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Es ist ein wichtiger Betrieb gewesen, der Trier in den letzten Jahren bereicherte und sicherlich ein einzigartiges Projekt war, welches man nicht tatenlos aufgegeben hat. In den letzten Tagen gab es viel Aufruhr, nicht nur in der Zeitung, sondern auch bei Facebook, wo viele Gäste die Schließung bedauerten, sich aber auch über den Verbleib uneingelöster Gutscheine beschwerten. „Es gibt zwei Möglichkeiten auf bereits veröffentlichte, unvollständig und einseitig dargestellte Zeitungsartikel zu reagieren. Man reibt sich gegen die falschen Worte und Inhalte und das Schmücken mit fremden Federn auf, oder man lässt wertfrei und neutral die Tatsachen Revue passieren.", so erklärt Sandra Leidner ihren Entschluss, noch einmal über die Geschehnisse mit hundertttausend.de zu sprechen.

„Meine Entscheidung, 2012 das Café in der Genussgesellschaft zu eröffnen, wurde von vielen mir nahestehenden Menschen kritisch beäugt und ich wurde zur Vorsicht gemahnt. Dennoch war für mich klar, dass ich das Projekt in die Tat umsetzen wollte", erzählt Sandra Leidner. Und so geschah es auch. Innerhalb kürzester Zeit erlangte die Kombination aus Café und Buchhandlung mit ihrem einzigartigen Verkaufsmodell auch über Trier hinaus große Anerkennung. Von Anfang an wurde der Fokus auf den Gast, das Miteinander und die Einzigartigkeit der Produkte gelegt.

„Ich für meinen Teil kann nur betonen, dass es ein mehr als gutes Gefühl ist, jeden Tag mit Überzeugung die Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die man selbst nach allen Aspekten vertreten kann. Produkte, die bis dato in Trier in der Form nicht zu finden waren. Unsere Gäste haben dies und die besondere Atmosphäre geschätzt", so Sandra Leidner.

Doch leider konnte sich das Modell nicht durchsetzen. Trotz viel Kundschaft und etlichen positiven Rückmeldungen konnte sich der Betrieb nicht halten. In der letzten Novemberwoche brachte eine Gläubigerversammlung das Aus für den Betrieb. Sehr kurzfristig musste die Genussgesellschaft innerhalb von wenigen Tagen schließen.

„Die herzliche Art vieler unserer Gäste werden wir alle mitnehmen. Das bleibt. Der Blick aus wirtschaftlicher Sicht war weniger „freundlich", die Rahmenbedingungen, um den Betrieb zu betreiben, immens schwierig und der Spagat wurde einfach zu groß. Viele haben an das Café geglaubt und sind den Weg bestärkend mitgegangen, auch und gerade in den Monaten der Insolvenz", erklärt Sandra Leidner.

Es war nicht nur ein Schock für die Gäste, sondern auch für die MitarbeiterInnen nicht leicht zu verkraften. Das 14-köpfige Team der Genussgesellschaft war ein sehr harmonisches und eingespieltes Kollegium. Es wurden dort viele Freundschaften geschlossen und man hat sich nicht nur zu Weihnachtsfeiern und Teammeetings versammelt, sondern auch außerhalb der Arbeitszeiten viel gemeinsam unternommen. Vérénice Mendgen war von Anfang bis Ende Mitarbeiterin der Genussgesellschaft und erklärt, was das Team ausgemacht hat: „Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich es vorher noch nie erlebt habe in solch einem guten Team zu arbeiten. Jeder erfuhr eine große Wertschätzung als Persönlichkeit und konnte sich mit eigenen Ideen und Vorstellungen einbringen. Ich glaube, dass sich daran viele Betriebe ein Beispiel nehmen können. Die Genussgesellschaft war für uns mehr als ein Job. Sie war ein Stück weit ein Zuhause." ​

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