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28.08.2016 Julia Nemesheimer  
Andreas J. Schulte - Eifelfieber

Hollywood-Thriller in der Eifel

​Die Eifel als Mord- und Kriminalschauplatz, ein beliebtes Motiv bei einigen Autoren, nachdem Jaques Berndorf 1989 den Anfang damit machte. So auch Andreas J. Schulte, der nach diversen historischen Kriminalromanen seine Handlungen nun in die Gegenwart verlegt. "Eifelfieber" erschien Mitte August.

 
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Das Buch um den Ex-Militärpolizisten Paul David spielt in der Gegend rund um Andernach, im Pöntertal und zieht sich bis nach Heimbach, Nideggen und Frankfurt am Main. Nach dem Ende seiner aktiven Militärzeit landet David mit Anfang 30 auf dem beschaulichen Campingplatz seiner Tante Helga und gewöhnt sich allmählich an die spannungsarme Alltäglichkeit und Ruhe im Pöntertal. Mit eben dieser soll es aber im Laufe des Buches rasch aufhören, als nacheinander drei Personen des öffentlichen Lebens an einem plötzlichen Herzinfarkts sterben und auch der Enthüllungsjournalist Roger Winkler zu Tode kommt. Er hingegen soll sich selbst ein Ende gesetzt haben, was Susanne, seine Schwester, die in seine Fußstapfen tritt, nicht vorstellen kann. Sie erfüllt die letzte Bitte ihres Bruders und macht sich auf die Suche nach Paul David. Mit dessen Hilfe und seinen Kontakten kommen sie alsbald auf die Spur eines weltweiten Verbrechersyndikats, das in der beschaulichen Eifel anfängt Wurzeln zu schlagen und hier mit Medikamentenfälschung einsteigen will.


Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt, die jeweils ziemlich genau die Hälfte des Romans ausmachen. Dabei gehen die Ermittlungen erst in der zweiten Halbzeit los, wohingegen die ersten hundert Seiten genutzt werden, die Figuren einzuführen und die Handlung aufzubauen. Statt eines raschen "wir finden eine Leiche und müssen jetzt herausfinden, wer der Mörder ist"- Schemas geht Schulte vielmehr einen vielschichtigen und langsameren Weg, der dem Buch aber nicht schadet. Von den einzelnen Todesfällen in der Eifel über die ersten Schritte Susannes in der Welt der Big Player des deutschen Journalismus und des Einmischens des großen Bruders, der in die Ereignisse bei Heimbach mit hineingezogen wird und dies mit seinem Leben zahlt, hin zu Paul David und dessen Leben im Pöntertal mit Rückblenden in seine Vergangenheit, bekommt man ein gut miteinander verstricktes Gesamtbild geliefert, das sich, trotz vieler Sprünge von einem Ort zum anderen und dem Wechsel vom neutralen Erzähler zur Ich-Perspektive bei der Hauptfigur Paul David, flüssig und angenehm lesen lässt. Einzig der Nebenstrang mit der Verschuldung des Campingsplatzes, auf Grund eines undurchsichtigen Deals des verstorbenen Onkels mit Windkraftfonds, erscheint ob seiner eher nebensächlichen Auflösung als etwas überflüssig. Um das Thema selbst könnte man schon einen neuen Roman erschaffen, weshalb das mit dem vorliegenden Sujet zu viel wird. In den Nachbemerkungen geht der Autor nochmal auf die reellen Zahlen ein, die zu gefälschten Medikamenten vorliegen und zeigt in den Danksagungen seine Recherche auf, was der Fiktion einen großen Schubs in Richtung Realität gibt. Ohne zu viel spoilern zu wollen, sei an der Stelle angemerkt, dass "Eifelfieber" bis zum Schluss Spannung aufbaut, klassisch in einem Peak, allerdings etwas abrupt und recht hollywoodesk endet.
Nichtsdestotrotz behält der Roman seine Glaubhaftigkeit und lässt auf ein Wiedersehen mit Paul David und seinen Mitstreitern hoffen.

Der Autor Andreas J. Schulte ist Jahrgang 1965, als Autor und freischaffender Journalist tätig, lebt zwischen Maria Laach und Andernach mit seiner Familie und im September und November kann man ihn bei Lesungen auch live erleben:

  • 3.9. 2016, 23.00 Uhr: Kulturnacht Andernach
  • 10.9.2016, 20.00 Uhr: Nordeifel Mordeifel Kall
  • 13.9.2016, 19.30 Uhr: Premierenlesung Andernach
  • 14.11.2016, 19.00 Uhr: Nacht der Bücher Andernach


Andreas J. Schulte: Eifelfieber - Eifel Krimi. Emons Verlag,  240 Seiten,        
ISBN 978-3-95451-952-1 , 10,90 Euro.

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