Stadtgespräch
19.07.2016 Julia Nemesheimer Veranstalter
Amphi-Festival 2016

Schwarzes Köln

​Nur noch vier Mal schlafen und dann ist es schon soweit: In Köln öffnet das Amphi-Festival am 23. und 24. Juli 2016 seine Pforten zum 12. Mal. Nach dem kurzfristigen Ausflug in die Lanxess-Arena 2015 geht es 2016 wieder zurück in den Tanzbrunnen direkt am Rhein. hunderttausend.de gibt vorab schon mal wissenswerte Infos zum Gelände, Line-Up und Rahmenprogramm. 

 
Image

Die schwarze Szene in Trier ist klein, aber fein. Hier kennen sich die meisten untereinander, nicht selten trifft man sich auf etablierten Parties in der Umgebung, beispielsweise dem Tanzritual im Exhaus oder Veranstaltungen im benachbarten Saarland. Dennoch scheut man sich nicht vor weiteren Wegen, man ist es gewohnt auch mal für eine Feier nach Koblenz in die Druckluftkammer, Mannheim oder Heidelberg zu fahren. Einige Events jedoch sind dann etwas dicker im Kalender markiert. Dazu gehört zweifelsohne das Wave Gotik Treffen in Leipzig, das immer an Pfingsten stattfindet. Doch auch der Westen hat seine Pilgerstätten: Das Amphi-Festival in Köln findet seit 2005 statt und lockt mit attraktiven Bands, After-Show-Parties und dem passenden Rahmenprogramm. Daneben sind natürlich das übliche Sehen-und-gesehen-werden, Merchandise und Szene-Märkte wichtige Bestandteile der Veranstaltung. 

Entgegen üblicher Festival-Gewohnheit startet dieses Zweitägige nicht bereits freitags, sondern findet samstags und sonntags statt. Auch die Live-Musik endet sehr viel früher, bereits um 22:00 Uhr ist die jeweils letzte Band an beiden Tagen fertig. Danach ist die Party aber noch lange nicht zu Ende, im Theater geht es bis in die frühen Morgenstunden – auch sonntags – mit illusteren Gast-DJs weiter, darunter Interpreten wie Faderhead, Sven Friedrich oder Daniel Graves.

Womit man auch gleich beim Programm angelangt wäre. Vorweg, für alle, die es nicht wissen, oder zum ersten Mal dabei sind: Es gibt drei Bühnen, die Freiluft - Mainstage im Zentrum, das Theater mit der dazugehörigen Bühne, die sich innerhalb eines Gebäudes befindet, sowie das Schiff MS RheinEnergie, das an einer Anlegestelle einige Meter entfernt liegt.

Der Samstag erweist sich als relativ gut aufgeteilt.  Auf dem Schiff sind die düsteren bis melancholischen Interpreten plus Autogrammstunden, die vor oder nach den Shows stattfinden. Somit können sich die Leute, die darauf abfahren, eigentlich den ganzen Tag dort aufhalten und glücklich werden. Problematisch ist es, wenn man genre-technisch etwas breiter aufgestellt ist. Steht man auf härtere elektronische Klänge, verachtet aber auch poppig angehauchte Musik nicht, so hat man ziemlich oft die Qual der Wahl.

Hinzu kommt die beschränkte Besucherzahl auf der MS RheinEnergie, die eine Kapazität von rund 1000 Leuten fasst. Gerade in den späteren Abendstunden dürfte es außerdem schwieriger werden zur Theater-Stage zu gelangen. Bereits in früheren Jahren kam es an dieser Stelle zu Schlangenbildung und zwischenzeitlichem Einlass-Stopp. Peter Heppner ab 19:10 Uhr auf der Mainstage und Aesthetic Perfection im Theater ab 18 Uhr dürften in jedem Fall zu einigem Publikumsverkehr führen. Als Abschluss auf dem Schiff spielt übrigens mit Nosferatu um 20:40 ein Urgestein der Szene, das man sich definitiv als Alternative zu Blutengel anschauen kann.

Der Sonntag dürfte gerade Fans von Covenant und Faderhead einige Entscheidungsschwierigkeiten mit sich bringen, den Abschluss bilden an diesem Abend die Editors auf der Mainstage. Gerade die große Bühne dürfte an diesem Tag aber einiges bieten, Solar Fake werden von Suicide Commando abgelöst, danach, eben schon erwähnt, Covenant, bis es nach Project Pitchfork mit poppigeren Klängen der Editors ein Ende findet.

Ausgesprochen praktisch dürfte aber für alle Festival-Besucher*innen der Clashfinder sein, der auf der Amphi-Webseite hinterlegt ist. Dort kann man auch bereits im Vorfeld seinen ganz individuellen Must-See-Plan erstellen und kann dann gut gerüstet von einer Bühne zur nächsten wandern.

Das Schöne an diesem Festival ist außerdem die Lage mitten in Köln. Durch die Möglichkeit, das Gelände zu verlassen, kann man auch in der Innenstadt was Essen gehen oder am Rahmenprogramm teilnehmen. So hat man eine Kooperation mit den MuseenKöln vereinbart, wonach Festivalbändchen-Besitzer*innen zu vergünstigen Preisen in die jeweiligen Museen dürfen. Nicht offiziell zum Festival gehörend, aber definitiv einen Besuch und damit auch eine etwas frühere Anreise ist das Dunkelromantische Picknick im Friedenspark wert, das in diesem Jahr am 22. Juli zum fünften Mal stattfindet. Am gleichen Tag findet auch die Pre-Party im Theater und das Eröffnungsevent Call The Ship To Port statt, die nur mit entsprechenden Tickets besuchbar sind. An allen Festivaltagen gibt es die eben bereits erwähnten After-Show-Parties, die im Preis enthalten sind. Samstags wie sonntags finden Autogrammstunden am Tanzbrunnen statt, am ersten Tag gibt es auch welche auf dem Schiff.

Das Szene-Treffen und -Festival dürfte das Bild der Stadt an diesem Wochenende ein wenig verändern, wenn sich einige fantasievoll gewandete Gestalten unter die normalen Besucher und Bewohner der Stadt mischen. In wie weit die Rückkehr zum Tanzbrunnen ein kluger Schritt war, wird sich wohl erst während der Veranstaltung zeigen, schließlich ist das Staatenhaus auf Grund der Einsturzgefährdung nicht mehr nutzbar und von einigen Stellen war zu hören, dass die das Festival-Motto „Amphi kommt nach Hause" nicht allzu positiv aufgenommen wurde. Die Lanxess-Arena bietet schließlich andere Möglichkeiten und sicherlich auch eine hervorragende Akustik, die man an anderer Stelle so nicht unbedingt bekommt. Dazu kommt noch die Limitierung der Karten auf 12.000 (Vorjahre: 16.000) und einige andere Kleinigkeiten.

hunderttausend.de ist in jedem Fall schon mal gespannt und freut sich auf den kommenden Wochenendausflug nach Köln. 

Bildgalerie



Karte anzeigen