Interviews
18.07.2014 Moritz Riesinger Moritz Riesinger
Dr. Marcus Reuter

"Trier ist das Nonplusultra"

​​Seit zwei Jahren steht Dr. Marcus Reuter dem Rheinischen Landesmuseum Trier als Direktor vor. Im hunderttausend.de-Interview verrät er unter anderem, wie sein Haus in Zukunft auch gezielt neue Besucherschichten ansprechen möchte und auf welche kommenden Ausstellungen man sich bereits jetzt freuen kann.
 
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​hunderttausend.de: Seit zwei Jahren sind Sie nun Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier.  Wie war Ihr Weg dahin?

Dr. Marcus Reuter: Studiert habe ich ursprünglich "Archäologie der römischen Provinzen" in Freiburg und Wien. Nach meiner Promotion 1996 war ich zunächst mehrere Jahre als Grabungsleiter tätig. Eher zufällig bin ich 2003 am Konstanzer Landesmuseum in den Ausstellungsbereich gerutscht. Ab 2005 durfte ich in Xanten am Niederrhein an der Entstehung eines großen neuen Museums mitwirken, dessen Leiter ich dann 2010 wurde. Ich hätte mir vorstellen können, dort länger zu bleiben. Die Stelle am Rheinischen Landesmuseum in Trier war aber wahrscheinlich das einzige, was mich von Xanten weglocken konnte.

Warum hatte Trier eine solche Anziehungskraft auf Sie?

Trier ist wirklich das Nonplusultra für jemanden, der römische Archäologie studiert hat - einfach weil es die größte römische Stadt in Mitteleuropa ist. Die Fülle an Mosaiken und anderen Funden - wie etwa der römische Goldschatz - sowie die Tatsache, dass wir hier noch oberirdische Originaldenkmäler haben,​ ist einzigartig. All das macht die Leitung dieses Museums zum Traumjob. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass mich hier noch einmal etwas wegbewegen wird.

Aktuell läuft mit "Ein Traum von Rom" die seit langem größte Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Hervorragend. Wir sind jetzt ziemlich genau in der Mitte der Ausstellung und bisher hatten wir bereits über 40.000 Besucher, das ist fantastisch. Überregional hatten wir eine sehr gute Presseresonanz. Das merken wir auch daran, dass viele Besucher von weit her extra für die Ausstellung nach Trier kommen.

Gelingt es Ihnen denn auch, die Trierer in die Ausstellung zu locken?

Ja, auch die Trierer kommen. Unsere Führung durch die Ausstellung im Rahmen des Programms "Trier für Treverer" war beispielsweise sofort ausverkauft. Ich werde auch häufig auf die Ausstellung angesprochen. Auf diesem Wege erfährt man, dass auch die Trierer zu uns kommen. Sie tun auch gut daran, denn fast 90 Prozent der Ausstellungsstücke stammen aus unseren Depots und sind sonst nicht zu sehen. Darunter sind auch einzigartige Spitzenstücke, für die wir sonst keinen Platz haben. Nach der Sonderausstellung werden diese Highlights dann wahrscheinlich wieder für Jahrzehnte verschwinden. Wer diese Objekte noch nicht gesehen hat, sollte sich die Chance also nicht entgehen lassen.

Gibt es Konzepte, mit denen Sie versuchen, auch Menschen in Ihre Ausstellungen zu locken, die nicht regelmäßig ins Museum gehen?

Mit dieser Herausforderung gehen wir auf verschiedene Weise um. Für die Römerbauten gibt es zum Beispiel in wenigen Wochen mit dem Media-Guide ein ganz neues Besucherangebot. Mit denen kann man durch digitale Rekonstruktionen quasi hautnah erleben, wie sich der Bau verändert hat. Aus meiner Zeit in Xanten weiß ich, dass so etwas gerade bei weniger kultur-affinen Besuchern sehr gut ankommt. Insgesamt versuchen wir so, die römische Geschichte visuell erfahrbar zu machen. Das Stadtmodell des römischen Triers in unserer Dauerausstellung gehört bei den Besuchern zu den beliebtesten Objekten. Wenn Geschichte so anschaulich gemacht wird, kann man bedeutend mehr Leute dafür begeistern als wenn einfach nur ein paar dröge Funde in einer Glasvitrine liegen. Außerdem glaube ich, dass man auch mit den richtigen Themen Menschen für Geschichte begeistern kann. Mit den kommenden Ausstellungen haben wir da hoffentlich den richtigen Weg eingeschlagen.

Welche ​Ausstellungen wird das Landesmuseum in Zukunft zeigen?

Im kommenden Jahr werden wir zunächst die etwas kleinere Wanderausstellung "1636 – ihre letzte Schlacht" zur Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs zeigen. Diese sehr schöne Ausstellung ist ursprünglich in Brandenburg entstanden, berührt thematisch aber auch durchaus Trierer Geschichte. Im Mai 2016 geht es mit dem wirklich sehr großen Projekt einer eigenen Ausstellung zum römischen Kaiser Nero weiter.​​

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