Interviews
25.06.2015 Ralf Hoff Veranstalter
"Master of Hellfire" Hubertus Wawra

"Der Zirkus geht nicht kaputt."

​​Vom 2. bis zum 12. Juli gastiert der Zirkus Flic Flac im Trierer Messepark. Eines der Highlights der Akrobatik-, Artistik- und Stunt-Show ist der feuerschluckende Komiker Hubertus Wawra - auch bekannt als "Master of Hellfire". hunderttausend.de hat sich mit ihm über das Spiel mit Feuer und Wort unterhalten. 

 
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hunderttausend.de: Comedy-Programm und Ein-Mann-Pyro-Show. Wie kommt man darauf, zwei solche Dinge miteinander zu kombinieren?

Hubertus Wawra: Pyro-Show ist ein bisschen übertrieben. Ich verwende jede Menge Feuer und Spezialeffekte, welche aber eher im Hintergrund ablaufen – im Vordergrund steht die Comedy. Das passt ganz gut zusammen: Mit gefährlichen Sachen rumzuhantieren macht die ganze Comedy ein bisschen ernsthafter. Oder auch doch wieder alberner. 

Ist es auch vielleicht einfach ein bisschen die Lust an der Gefahr?

Na klar. Mein Comedy-Programm ist auch nichts Weichgespültes, stattdessen geht es um Themen, die die Welt erschüttern. Flammenwerfer, Dynamit und Explosionen passen dazu. 

Woher beziehst Du die Inspiration für Dein Comedy-Programm? Welchen Humor vertrittst Du?

Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt und sehe, was um mich herum passiert. Wenn mir dann dazu etwas einfällt, was ich komisch finde, baue ich es ein. Gleichzeitig bin ich aber auch nicht der Typ, der sich die ganz tiefen Gedanken macht und auf kabarettistische Weise Schlüsse zieht. Ich spreche das Offensichtliche aus. Von albern bis total ernst: Hauptsache, die Leute lachen.  Das können, je nach Publikum, die einfachen oder die etwas anspruchsvolleren Witze sein. 

In erster Linie möchtest Du nicht als Feuerkünstler, sondern als Komiker wahr genommen werden. Was ist mächtiger, das Wort oder der Show-Effekt?

Auf alle Fälle das Wort, das sehe ich jeden Abend in der Show. Mit Worten kann ich viel mehr erreichen, ob positiv oder negativ. Mein Flammenwerfer erzeugt eine acht Meter lange Flamme und dem Publikum wird es dabei richtig heiß – aber es ist eben kein richtiger Flammenwerfer. Ein Effekt ist am Ende nur ein Effekt, das Wort aber bleibt. 

Wann hast Du Deine Liebe zum Spiel mit dem Feuer entdeckt? Nicht erst, als Du auf der Bühne standest?

Das Feuer begleitet mich bereits seit meiner Kindheit. Als ich dann anfing, aufzutreten, merkte ich schnell, dass ich mit dem, was ich machen will, nicht gut genug bin. Zwar war ich in der Zirkusschule – aber mit tausenden Bällen jonglieren oder ein ganzes Programm über den Queen-Besuch in Deutschland schreiben, das kann ich nicht. Ich wusste, als bloßer Komiker werde ich nie richtig gut. Deswegen habe ich dann auf das Feuer zurückgegriffen. Mit Dynamit bist du unterhaltsamer als der Jongleur mit den tausend Bällen. 

Das Feuer ist demzufolge auch Mittel zum Zweck?

Genau. Für den einen ist es ein lustiges Kostüm, eine Marionette oder ein Dialekt – mein Markenzeichen ist das Feuer. 

Du warst in Deiner Jugend viel unterwegs und hast längere Zeit in London gelebt, hattest später verschiedene Fernseh-Engagements. Jetzt bist du seit Jahren bei dem Zirkus Flic Flac. Was bedeutet die Zusammenarbeit für Dich? Was bedeutet Zirkus generell?

Ich bin sehr gerne hier. Zirkus ist viel dankbarer als das Fernsehen oder andere Medien, vor allem auch beständiger. Viele üben zur Zeit Kritik am Zirkus, aber dennoch ist er eins der ältesten Gewerbe der Welt. Wir haben Krisen, Kriege, Verfolgungen erlebt – aber der Zirkus geht nicht kaputt. Man hat jeden Abend ein höchstprofessionelles Team hinter sich und vor sich ein interessiertes Publikum. Wie ein großer Spielplatz, auf dem man sich jeden Abend vor den Leuten austoben kann. Alles ist erlaubt, solange die Leute lachen – das gibt es woanders nicht. Es ist ein kreativer Ort, an dem viel experimentiert wird und neue Ideen wachsen können.

Wie kann man es sich als Normalsterblicher vorstellen, Komiker zu sein und sich die meiste Zeit auf Tour zu befinden?

Grundsätzlich ist es ein Job wie jeder andere – an manchen Tagen hat man Bock, an anderen nicht. Wichtig ist, dass man diesen Job liebt, dann nimmt man auch Entbehrungen in Kauf, wie das ganze Jahr unterwegs zu sein. Das Spannende ist: Die Sachen, die du dir ausdenkst, kannst du nicht üben. Zuhause fehlt dir das Publikum. Das ist die Herausforderung – ansonsten ist Komiker auch ein Handwerk, welches man lernen kann. Anders als bei anderen Berufen ist die Abhängigkeit von dem Publikum: Man braucht ein Gefühl dafür, was in deren Köpfen vor sich geht. 

Es stehen elf Shows in Trier an. Was weißt Du über Trier und welche Erwartungen hast Du? 

Ich habe bereits in Trier gearbeitet und kann mich an nichts Negatives erinnern. Einige Freunde in Trier beschweren sich immer, wenn sie ein Haus bauen und es dann einen Baustopp gibt, weil wieder irgendwelche Münzen in der Erde gefunden wurden. Wenn ich in Trier auf der Bühne stehe und die Augen schließe, habe ich das Gefühl, mir gucken ganz viele Römer zu (lacht). Es ist viel Geschichte um einen herum. 

Läuft bei den Feuer-Tricks denn auch mal irgendwas schief? Ist Dir einmal etwas wirklich Gefährliches dabei passiert? 

Wenn ein Hochseilartist übt, fällt er auch manchmal herunter. Dann überlegt er sich, ob er weiter macht oder nicht. Genauso sind auch mir schon einige Unfälle passiert, die sich zwar vermeiden ließen, aber passieren. Meistens gibt es dabei auch keinen Schuldigen. Eine Verbrennung mit anschließender Hauttransplantation war bisher das härteste – das bewegt mich aber nicht dazu, aufzuhören, sondern vorsichtiger zu werden. Wenn ich mir dann doch einmal den Arsch verbrenne: dumm gelaufen! ​

Foto: Markus Garscha

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