Interviews
10.06.2014 Ralf Hoff Veranstalter
Jan-Dirk (Donots)

"Irgendwann singt Ingo mit Katy Perry"

​​​​​Die Pop-Punker Donots feiern 2014 ihr zwanzigjähriges Bandjubiläum und feiern am Freitag, den 13. Juni, passend zum Datum, "Die Blutnacht der Zombiepriester" – der alten Zeiten und wiederauferstandener Freundesbands wegen. hunderttausend.de hat sich im Vorfeld mit Bassist Jan-Dirk (Zweiter von rechts auf dem Foto) unterhalten.

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hunderttausend.de: Ihr spielt zum zwanzigjährigen Jubiläum nur eine Hand voll ausgewählter Konzerte. Wie kommt es, dass ihr unter anderem dann ausgerechnet Trier in Halt macht?

Jan-Dirk: Das ist ein bisschen der Terrorgruppe geschuldet, die uns für den Termin angefragt hat. Außerdem spielen wir sehr gerne in Trier, auch im Exhaus sind wir ja schon einige Male gewesen. Das passt auch ganz gut in unser Geburtstagsjahr rein, ansonsten spielen wir in Deutschland ja nur exklusiv das Hurricane und Southside. So wird das Ganze eine schöne, runde Geburtstagssause.

Könnt ihr euch an die letzte Show in Trier noch erinnern?

Heiß! Ich kann mich nur dran erinnern, dass es wahnsinnig heiß war. Aber jetzt spielen wir ja auch draußen. Da pfeift ein bisschen der Wind und die Sonne brennt nicht so.

Du hast eben Terrorgruppe erwähnt. War es von Anfang an der Plan, dass ihr zum Jubiläum die Terrorgruppe mitnehmt?

Das kam eigentlich spontan zustande. Wir haben mit der Terrorgruppe schon immer Kontakt gehabt, auch zwischendurch, als es sie praktisch nicht mehr gab. Früher hat uns die Terrorgruppe Shows gegeben und uns mitgenommen, deswegen freuen wir uns jetzt, das Festival zusammen zu spielen. Das wird wie in alten Zeiten vor zehn, zwölf Jahren! Es ist immer schön, sich unter Freunden auszutauschen und als dann das Angebot kam, haben wir gedacht, das müssen wir auf jeden Fall machen.

Kommen wir zu den neuen Songs, die ihr aufgenommen habt. Ein neues Album ist ja auch angekündigt. Was natürlich auffallend ist: Die beiden Songs sind auf Deutsch. Wie kommt das?

Genau, wir arbeiten an einer neuen CD. Das mit den deutschen Songs war ein Experiment, wir haben einfach mal probiert, wie es denn wäre, mal auf Deutsch zu texten. In den letzten Jahren haben wir immer wieder versucht, uns ein bisschen selbst herauszufordern und das war so die letzte Sache, die wir noch nicht ausprobiert hatten. Vor allem hat es uns total gefreut und gewundert, dass wir auf Deutsch irgendwie rauher klingen. Bei den letzten beiden Alben war es schwieriger, diese schnelleren, räudigeren Songs zu machen, die klangen dann immer so ein bisschen gewollt. Mit dem deutschen Ansatz ist dann der Knoten geplatzt. Das war eine neue Erfahrung und hat voll Bock gemacht. Aber es war natürlich auch für Ingo schwierig, da reinzuwachsen. Die deutsche Sprache verzeiht weniger, dafür hat man dann einen ganz anderen Bezug dazu. Das haben wir mit den englischen Songs gemerkt, als wir in den USA unterwegs waren: Da hatten wir immer ein Publikum, das uns überhaupt nicht kennt, haben aber immer Zugang zu den Leuten gefunden, weil wir ihre Sprache sprechen. Und in zwanzig Jahren haben wir das hier nicht gemacht. Allerdings ist das jetzt auch kein Dauerzustand.

Auch der Sound geht ja wieder eher in eine ältere Richtung. Auf den letzten drei Alben gab es ja massig Synthesizer oder Streicher im Vergleich zu früher.

Ja, das meine ich, dass es mit dem deutschen Ansatz  geklappt hat, wieder frischen Wind in die Sache zu bringen. Das ist wahnsinnig wichtig. Da wir das jetzt ja schon zwanzig​ Jahre machen, ist die größte Gefahr, dass man sich irgendwie wiederholt. Das war ein super Experiment und es hat auch Ingo eine ganze Menge als Erfahrungswert gebracht, wenn er jetzt wieder englische Texte macht, da er jetzt wieder neue Ansätze wählt und auch sieht und anders da rangeht. 

Ihr habt mit Tim von Rise Against zusammengearbeitet, der auf den neuen Aufnahmen ja überraschenderweise auch auf Deutsch singt. Wie kam es da zur Zusammenarbeit?

Das war auch eine Idee, die wir bei diesem einen Song hatten, da er ja auch textlich sehr wichtig ist. Wir fanden es einen guten Ansatz, einen Gastsänger zu haben, der dann, wenn wir schon auf Deutsch singen, vielleicht Ami ist, unsere Meinung zu dem Thema aber absolut teilt. Wir haben angefragt und Tim war sofort Feuer und Flamme. Wir haben ihm den Text dann lautschriftlich zugeschickt und dann ging alles sehr schnell, wirklich unkompliziert. Das war dann der Twist dabei – dass wir zwar einen Ami mit dabei haben, der aber auf Deutsch singt.

Frank Turner oder Chuck Ragan sind bereits auf Donots-Releases zu hören. Gibt es einen Wunschkandidaten, mit dem ihr unbedingt noch zusammenarbeiten möchtet?

Eigentlich haben wir uns da schon einige Wünsche erfüllt. Schon seit der "Pocketrock" haben wir immer wieder Leute dabei, ganz früher war es Arnim von den Beatsteaks, dann Leute von Midtown [Anm. der Red.: ehemalige US-Punkrockband]  – immer Bands mit denen wir zusammen getourt sind, die haben wir dann gerne mit an Bord, da es ja auch immer Spaß macht, sich auszutauschen. Das ergibt sich dann dadurch, wen man im Festivalsommer so trifft und mit wem man sich gut versteht. Wahrscheinlich wird Ingo irgendwann ein Duett mit Katy Perry singen, aber das müssen wir ihm wohl verbieten.

​​Kommen wir noch zu etwas anderem: Ihr seid ja auch befreundet mit Jupiter Jones, einer Band, die auch bei uns aus der Region stammt. Was sagen die Donots als Kommentar zum Ausstieg von Nicholas und der Vorstellung des neuen Sängers?

Das ist erst mal natürlich schade. Wir sind mit den Jungs ja auch aufgewachsen, haben oft die Bühne miteinander geteilt und grade Nicki ist uns natürlich ans Herz gewachsen. Wenn man aus Krankheitsgründen nicht mehr in der Lage ist, seinen absolut geliebten Job zu machen, ist das sehr traurig. Ich kann da gar nicht so viel zu sagen, bin aber ein bisschen überrascht, dass es schon einen neuen Sänger gab. Auf jeden Fall wünsche ich beiden Seiten alles Gute; dass es für Nicki gut weitergeht und natürlich auch der Band, dass es funktioniert. Einen Sänger auszutauschen ist das Schwierigste, was man machen kann, das hat ja eigentlich nur bei AC/DC vernünftig geklappt. Von unserer Seite würden wir uns gerne weiterhin auf Festivals treffen und sei es dann mit Nicki auf der Besucherseite.

Ihr spielt seit zwanzig Jahren in der gleichen Besetzung – was würdet ihr in einer ähnlichen Situation tun? Weitermachen?

Zwar möchte ich das Ganze so lange wie möglich machen, glaube aber ehrlich gesagt, dass es in unserer Situation ganz schwierig werden würde, weiterzumachen, wenn einer aussteigt. Wir funktionieren ganz genau so, wie wir sind, in dieser Konstellation. Zwar muss man es respektieren, wenn es aus Krankheitsgründen ist, aber da müssten wir wirklich länger drüber nachdenken. Ich glaube eher, dass es die Donots in dieser Konstellation gibt und in keiner anderen.

Also ist es weiterhin euer Plan, Platte für Platte zu machen und aufzutreten, solange ihr noch könnt und wollt?

Genau, meinetwegen noch einmal zwanzig Jahre – es darf auf der Bühne nur irgendwann nicht peinlich aussehen. Wir dürfen das schon so lange machen, haben natürlich auch Höhen und Tiefen gehabt, aber mussten uns nie verbiegen und haben immer unseren Spaß dabei gehabt. Touren sind immer noch eher eine Art Klassenfahrt als ein Job, den man macht. Von daher kann es uns nicht besser gehen und es wäre schön, wenn das noch eine lange Zeit so bleibt.

Noch eine letzte Frage: In Trier wart ihr zuletzt im Keller und spielt jetzt Open Air. Was ist geiler: die kleinen verschwitzten Club-Shows oder die großen Festivalbühnen?

Das ist immer schwierig zu sagen. Wenn klein, dann richtig klein! So ein 250er Laden, das machen wir ja auch ab und zu, die ganz kleinen Läden spielen. Wenn die Leute direkt vor dir stehen und dir in die Gitarre greifen können. Das ist natürlich was ganz anderes als so Festival-Sachen: Die sind eher geil fürs Auge, das sieht schon beeindruckend aus, wenn wie bei Rock am Ring 70.000 Leute vor der Bühne stehen und du guckst bis zum Horizont und siehst nur Hände. Fürs Herz ist es aber doch geiler, die kleineren Läden zu spielen – wobei, dann tut man dem anderen auch wieder Unrecht. Beides macht Spaß und es ist schön, dass man beides machen kann – aber es sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Da fällt mir was ein zu eurem Auftritt beim Rocco del Schlacko 2010. Stichwort: Staubraketen. Erinnerst Du dich?

Die Staubraketen! Das ist natürlich auch so etwas, was du nicht vergisst in deinem Leben. Das geht natürlich nur bei großen Festivals oder solchen, wo die Leute so cool drauf sind. Und dann macht es natürlich Spaß, da wieder hinzufahren und sich irgendeinen Quatsch auszudenken, den die Leute dann mitmachen. Das ist schon cool.​

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